10 Tage noch bis zum Marathon und du stehst vor dem Spiegel und deutlich rollt der Hüftspeck über den Rand deiner Unterhose. Wenn du dich streckst, sieht es zwar nicht mehr ganz so schlimm aus, aber du denkst: "Mist, ich wollte doch ganz austrainiert an den Start gehen." Wenn ich jetzt auch noch das Training runter fahre, dann nehme ich sogar wieder zu. Ich trainiere erst einmal weiter und mache dann die letzten zwei Tage vor dem Marathon ruhiger, das hat beim letzten Halbmarathon auch gut hin gehauen."
"Es hat ja auch nichts gepasst in der Vorbereitung. Erst kamen wir so spät aus dem Urlaub zurück und mein Schreibtisch sah danach aus wie das Innere eines Altpapiercontainers, die ganzen Termine waren auf die nächsten 14 Tage gelegt und kein Kollege wollte mir etwas abnehmen. Zudem hatten meine Schwiegereltern noch Silberhochzeit (Anwesenheitspflicht!) und dann ging dieses blöde Auto auch noch kaputt. Als ich dann so richtig loslegen wollte, erwischte mich eine Erkältung und so konnte ich alles in allem nur 4 Wochen richtig trainieren."
"Ich muss noch etwas machen, sonst geht der Marathon voll in die Hose!"
Vielleicht ist es dir schon ähnlich gegangen und du hast versucht in den letzten Tagen vor dem Marathon noch da nachzuholen, was du im Vorfeld versäumtest. Oft gibt es auch Menschentypen, die sind so sehr auf ihr Training getrimmt, dass es ihnen unglaublich schwer fällt, sich von diesem zu trennen und in den letzten Tagen vor dem 42,2 km-Wettkampf Trainingsumfang und -intensität herunterzufahren.
Mehrfach habe ich in diesen Tagen Mails bekommen, die meist in etwa diesen Wortlaut hatten: "Ich konnte die letzten 35 km mit der Endbeschleunigung über 15 km nicht mehr laufen, kann ich die an diesem Wochenende (eine Woche vor dem Start!) noch nachholen?"
Um Himmelswillen, alles nur das nicht! Ein Organismus braucht vor einem Marathon Ruhe und Erholung. Wer versucht zu dicht an den Wettkampftag heran zu trainieren, der wird im Rennen die Quittung bekommen. Und auf dieser Quittung werden böse, ziemlich ungefällige Zahlen stehen.
Beginne in der letzten Woche deine Umfänge schon am Montag langsam nach unten zu fahren, egal welche Trainingsrückstände du auch immer bei dir vermutest und wie übergewichtig dich dein Spiegelbild auch anschaut. Du darfst in diesen Tagen nur noch an Erholung denken. Die Übungen in diesem Zeitraum dienen nur der Erhaltung der bereits bestehenden Fähigkeiten. Leistungsverbesserungen durch vermehrtes Training sind nicht mehr erzielbar.
Und was, wenn du diese Sünde schon begangen hast und noch bis Mittwoch vor dem Rennen alles aus dir herausgeholt hast? Dann gibt es nur eine Rettung: Donnerstag vollständige Pause, Freitag 3-5 km und am Sonnabend 1-2 km lockerer Dauerlauf. Und anschließend beten und hoffen!