Jetzt im November ist die hohe Zeit der Trainingsplan-Bestellungen im Greifclub. Das ist richtig und wichtig, dass es in diesem Zeitraum passiert. Denn die Belastung in diesem Zeitraum ist gering, und so können Neulinge sich erst einmal adaptieren.
Aber dennoch wird jetzt trainiert und für die meisten der Neulinge ist ein strukturiertes Trainingsprogramm etwas Neues. Der Rhythmus ist ein neuer und auch die Einheiten sind meist völlig unbekannt.
Die Protagonisten sind ganz anders gefordert, als sie es, zum Beispiel im Lauftreff, kennen gelernt haben. Das stresst die Muskulatur und auch die Nerven. Alles ist neu und belastend.
Es wird aber von den neuen Mitgliedern gerne angenommen, denn man möchte ja nicht mehr den Trott aus vergangener Zeit laufen, sondern neue Reize setzen. Obwohl alles schön langsam trainiert wird, werden die Anforderungen doch deutlich verspürt.
Und in diesem Sinne wird auch erwartet, dass das Gewicht, wenn auch langsam, nach unten geht. Denn eine erhebliche Anzahl von Läufern und Läuferinnen, die sich bei uns einen Trainingsplan bestellen, sind übergewichtig.
Du wirst jetzt vielleicht etwas staunen, aber das ist wirklich so und du wirst nachfolgend in einer Tabelle sehen, dass es viele gibt, die hier nicht mit einem Idealgewicht antreten.
Und dieses Klientel setzt seine ganze Hoffnung auf einen schnellen Gewichtsverlust. Aber was passiert? Das Körpergewicht geht plötzlich nach oben, wo es doch dahin schmelzen sollte.
Das ist kaum zu fassen für unsere Neumitglieder und es gibt sogar einige, die sofort wieder austreten, weil sie das Gefühl haben, Greiftraining macht fett.
Andererseits gibt es wiederum Personen, die die Schuld bei sich suchen und schwören: "Bei mir klappt das nicht, ich werde durch Training immer schwerer".
Gestattest du mir dir die Umstände dieser fast unerklärlichen Gewichtszunahme aufzuzeigen? Also: Was erhöht das Gewicht bei vermehrtem und ungewohntem Training?
Dann sollten wir den Schleier einmal von diesem Geheimnis lüften: Eine der ersten Reaktionen des menschlichen Organismus auf Training ist Wassereinlagerung im Blutplasma. Praktisch ausgedrückt heißt dies, das Blut wird dünner.
Der Körper spürt die vermehrte Belastung durch das ungewohnte Training, er wird gestresst. Aber er kennt auch eine Schnellhilfe, um diesen Stress zu mindern. Er nimmt Wasser auf im Blut und macht es damit dünnflüssiger. Er vermindert die Viskosität des roten Safts, und damit fließt es leichter durch die Blutgefäße.
Und schon atmet alles auf. Das Herz hat nicht mehr so schwer zu pumpen und die Substrate, Energie und Sauerstoff kommen schneller und leichter an die Verbrauchsorte.
Die Thermoregulation (Schwitzen) wird verbessert. Die Anzahl der Reaktionen ist so umfangreich, dass nicht genug Platz an dieser Stelle ist, um sie alle aufzuführen.
Für uns bleibt festzuhalten: Immer wenn wir vermehrt und oder ungewohnte Umfänge oder Intensitäten trainieren, müssen wir vorerst mit einer Gewichtszunahme rechnen.
Das gilt auch nach Krankheiten oder Verletzungen. Immer geht das Gewicht beim Neustart hoch. Das ist keinerlei Grund zur Beunruhigung, denn nach vier Wochen greifen andere Mechanismen des Trainings und nach sechs Wochen ist diese ganze Gewichtsschweinerei verschwunden.
Das eingelagerte Wasser verlässt ohne Widerspruch deinen Körper wieder per Schweiß oder anderen bekannten Ausscheidungswegen. Das ist auch mit einer der Gründe, warum nach sechs Wochen Training dann plötzlich die Post abgeht und wir die Waage wieder lieben.
Wie schon oben versprochen, möchte ich dir einmal zeigen, dass nicht alle Neumitglieder im Greifclub übergewichtig sind. Aber dennoch weiß ein große Anzahl, dass sie zu viel Fett auf den Rippen hat.
So haben wir einmal die Angaben von 193 Neumitgliedern aus Herbst 2014 untersucht:
- 83 Personen hielten sich für nicht übergewichtig.
- 110 gaben an Übergewicht zu haben.
- Im Mittel waren sie 5,3 kg zu schwer.
- Zwei Läufer konnten gar mit 17 Kilogramm Übergewicht "glänzen".
- Unter 13 Personen mit mindestens zehn Kilo Übergewicht war nur eine Frau.
- Den Rekord von 102 Kilogramm hielt ein Mann.
Wir haben diese Auswertung nicht bis zum Ende getrieben, weil einige Neumitglieder gar kein Gewicht angegeben und andere die Spalten falsch ausgefüllt hatten.
Ich könnte hier natürlich noch weitere Rechenkunststücke veranstalten, aber dies werde ich nicht machen, weil die Erfahrung zeigt, dass man durchaus schräge Ergebnisse als klare Resultate darstellen kann.
Was wir gefunden haben, ist ein Trend und so solltest du es auch sehen. Gehörst du zu den Schlanken, kannst du dich freuen und wenn du übergewichtig bist, dann kannst du auch zufrieden sein, denn es gibt eine Menge von Gleichgesinnten.
Und ich verspreche dir eines: Es ist wesentlich einfacher, sich eine Leistungssteigerung zu erkaufen, als durch ein ausgeweites Training.
Am Besten geht es aber mit beidem zusammen!!!