Dieses Thema wird uns wahrscheinlich noch weitere 50 Jahre nach schleichen. Es gibt immer wieder Untersuchungen, die belegen, dass der völlige oder teilweise Verzicht auf Kohlenhydrate schlanker macht.
Das kann ich selbst in meinem hohen Alter noch testen. Im Jahr 2014 verzichtete ich in unserem Trainingslager in Conil/Spanien fast vollständig auf Kohlenhydrate. Ich aß aber auch nur zwei Mahlzeiten am Tag. Morgens und abends aß ich mich völlig satt.
Nach den 14 Tagen war ich drei Kilo leichter, was auch optisch feststellbar war. Dazu muss ich gestehen, dass ich mir abends doch ein paar Gläser Wein genehmigt habe. Dafür aber völlig auf Zucker verzichtete.
In den Zeiten meiner Leistungssport-Karriere gab es für mich ein ganz anderes Verfahren, um mich zu entfetten. Jedes Frühjahr kam ich mit fünf Kilogramm Übergewicht aus dem Winter. Die Konkurrenz im Verein freute sich schon diebisch, den fetten Trainer wieder einmal richtig fertig zu machen.
Das war vielleicht ein Hype in unserer großen Trainingsgruppe damals in der LG Seesen. Alles hackte auf mir herum, wie auf dem sozial niedrigst stehendem Huhn. Dann kam aber der Februar und der Kampf gegen das Fett begann.
Ich aß zwar alles, aber nur wenig. Alkohol wurde komplett gestrichen und nur noch Wasser getrunken. Dazu kam, dass in jenen Monat die Umfänge und auch die Intensität nach oben gefahren wurden.
Und dann begann eine Leidenszeit, von der ich aber wusste, dass sie innerhalb von drei Wochen ein Ende haben würde. Diese energetische Unterversorgung ist wirklich ganz was Ekliges, wenn man, wie bei uns, ständig im kupierten Gelände laufen muss.
An jedem Berg lief ich der Gruppe hinterher. Und oben warteten dann die lieben Trainingspartner und verhöhnten mich. Wohl gemerkt, waren das nur die männlichen Trainierenden. Unsere Damen hielten sich wohlwollend zurück.
Die erste Woche war wirklich grausam in dieser Hungerzeit, aber die zweite ließ dann schon Hoffnung aufkommen, und nach drei Wochen war ich durch.
Es war ein wirklich beglückendes Gefühl wieder schnell und locker laufen zu können. Meist hatte ich dann fünf Kilogramm verloren. Standard beim Einstieg in die Fastenzeit waren 86-88 Kilogramm und danach waren es 81 bis 82 Kilo.
Unter 80 Kilo ging es einfach nicht, weil kein Fett mehr da war. Aber bei 1,94 m war das schon in Ordnung. Wenn ich dieses Gewicht erreicht hatte, aß und trank ich wieder wie vorher, aber mit entsprechender Disziplin.
Hauptnahrungsmittel waren Kohlenhydrate, aber genügend Protein in jeder Form nahm ich auch zu mir. Das Ganze war eine abwechslungsreiche Ernährung, selbstverständlich auch mit großen Mengen Gemüse und Obst.
So war es dann möglich, die ganze Saison dieses Gewicht zu halten, ohne speziell darauf zu achten, eine bestimmte Ernährungsstruktur zu erhalten.
Nun frage ich mich heute, ob diese Ernährungsform falsch oder richtig war. Durchgesetzt hat sich das Training unter Kohlenhydratmangel. Und dies ganz speziell vor dem Training. Dieses Verfahren nutzen wir in unseren Trainingsurlauben schon seit mehr als 30 Jahren, in dem wir das Morgentraining nüchtern bestreiten.
Nun wird aber auch weiter geforscht in Richtung pro und contra zwischen High-Carb und Low-Carb. Auf der Webseite von Runners World fand ich in dem Blog eine Studie von Alex Hutchinson mit dem Titel “Mehr Leistung durch weniger Kohlenhydrate?“
Dieser Text war eigentlich der Auslöser, zu dem heutigen Thema auch etwas zu schreiben. Wenn man aber die dort zitierte neue Studie von Martin Gibala von der McMaster University, die im International Journal of Sport Nutrition and Exercise Metabolism veröffentlicht wurde, betrachtet, dann bleiben viele Fragezeichen über.
Da schließe ich mich dem Schlusswort von Alex Hutchinson an, in dem er schreibt: „Freizeitsportler im Test
Aus praktischer Sicht ist ebenfalls die kurze Untersuchungsdauer (zwei Wochen) eines der Hauptmerkmale der Studie. Auch angesichts derEinwände bezüglich der Schwächung des Immunsystems usw. sollte das Low-Carb-Training über einen längeren Zeitraum kein hohes Risiko-Nutzen-Verhältnis haben. Der größte Nachteil der Studie besteht darin, dass die Probanden Freizeitsportler und keine trainierten Athleten waren. Selbst die Autoren weisen darauf hin, dass es viel leichter ist, Verbesserungen bei Untrainierten als bei gut trainierten Menschen zu erzeugen.
Und wohin führt uns das? Es gibt noch viele unbeantwortete Fragen dazu, wie und ob Low-Carb-Training tatsächlich hilft. Aber dies könnte auch ein ermutigender Anreiz sein, sich weiterhin mit diesem interessanten Thema der kurzen kohlenhydratarmen Ernährungs-Zyklen zu beschäftigen. Folgende Frage wäre zum Beispiel interessant: Wann sollte man diese zwei speziellen Wochen im Training vor einem Rennen einfügen?“
Diese Studie ruft selbst bei mir Verwirrung hervor und ich möchte dich damit nicht belasten. Sie bringt uns in keiner Weise vorwärts. Speziell auch, weil wir ambitionierte Ausdauersportler sind und die Probanden untrainiert waren.
Aber eins bleibt bestehen: Nüchternläufe sind weiterhin zu empfehlen. Aber die greifsche Hungerkur über drei Wochen kann´ste vergessen. Und wenn du sie doch machst, dann propagiere bitte nicht, dass ich dir diese Kur empfohlen habe. Denn dann bin ich wieder der „Sklaventreiber“!
Du musst fürchterlich hart arbeiten und bekommst zudem nichts zu fres…! ;-)