Eine Teilnehmerin kann sich an die Schwächegefühle nach dem Lauf erinnern. Besonders dann, wenn dieser Wettkampf nicht besonders erfolgreich abgelaufen ist, leiden wir wie die sprichwörtlichen Hunde.
Etwas anders ist es, wenn man seinen Holger in die Schranken verwiesen oder eine neue Bestleistung erzielt hat. Die nachfolgende Euphorie überdeckt einige Stunden die Schmerzen und Schwächen nach dem Rennen.
Aber spätestens am Folgetag sehen wir uns auf dem Boden der Tatsachen liegen. Die Muskeln schmerzen, die Gelenke lassen sich kaum beugen, Treppen möchte man gerne rückwärts runter gehen und generell möchte man seine Tageszeit im Sitzen oder Liegen verbringen.
Wäre es nicht schön wenn es ein Mittel gebe, welche diese traurige Leidenszeit abkürzen oder mindern würde. So etwas haben wir natürlich schon seit längerer Zeit mit der Nachziel-Ernährung. Schon innerhalb der nächsten fünf Minuten nach dem Zieleinlauf sollte jeder von uns möglichst schnell ein Zucker-/Eiweiß-Getränk zu sich nehmen. Erst in diesem Moment beginnt der Organismus die Zellschäden im Körper wieder zu heilen.
Aber es gibt mit der Kälteregeneration noch eine wirksame Möglichkeit die Regeneration erheblich zu beschleunigen und die Schmerzen des Körpers zu mildern. Ein Verfahren, welches schon vor mehr als 150 Jahren von dem Pfarrer Kneipp empfohlen wurde.
Er dachte nicht zuerst an Regeneration, sondern an Heilung von Kranken durch Kaltwasserbehandlung. Leider wurde Pfarrer Kneipp als Quacksalber verschrien und wie man heute sagen würde, von der etablierten Ärzteschaft gemobbt. Und dies, obwohl er durchaus Erfolge mit seinen Wasserbehandlungen erzielte.
Quelle Wikipedia
Aber eines wurde auch schon in dieser Zeit klar, dass die Behandlung mit Kälte Vorteile brachte. In der modernen Zeit benutzte man dann diese Erkenntnis mit einer hohen Potenz durch Kälteregeneration und Entzündungsvermeidung oder -verhinderung in einer Kältekammer. Bei minus 110 Grad wurden Kranke in einer Kältekammer für zehn Minuten behandelt. Es zeigte sich, dass diese Anwendung bei Rheuma-und Arthritiserkrankungen mildernd wirkte.
Später kamen die Anwendungen im Sport dazu, wobei etwa eine Kältetherapie nach einer intensiven Trainingseinheit angewandt wurde, um Muskelbeschwerden zu vermeiden. Auch nach Wettkämpfen sollten sich diese tiefen Temperaturen als segensreich erweisen.
Es wurde danach sehr viel experimentiert mit Kälteregeneration und Preecooling (Abkühlung vor der Belastung). Ganz deutlich positiv war die Anwendung durch Preecooling (Vorkühlung mit Kühlweste oder ähnlichem). Es wurden bis zu 10 Prozent Leistungssteigerung gemessen. Leider hält das Preecooling nur eine halbe Stunde an. Auch dieses Problem hat man in der Zwischenzeit gelöst, denn die modernen Kühlwesten sind leicht, können auch im Wettkampf getragen und durch benetzen mit Wasser wieder aufgeladen werden.
Postcooling (Abkühlen nach der Belastung) ist auch schon seit einiger Zeit bekannt, aber umstritten. Dieses Abkühlen meist im kalten Wasser ermunterte das zentrale Nervensystem und löst ein angenehmes Gefühl aus: „Man fühlt sich einfach besser!“ Aber immer noch war die Wirksamkeit dieser Methode umstritten.
Aber in der Praxis setzte sich diese Methode durch. In Australien wurde sie schon 1996 angewandt und auch im deutschen Leichtathletik Verband war man sich klar, wie hilfreich die Kälteregeneration sein kann.
Joch und Ückert haben in den vergangenen Jahren geforscht und Publikationen ausgewertet. Besonders die Arbeiten des Teams von dem französischen Sportwissenschaftler Christophe Hausswirth stellten die Auswirkungen von Kälte und Wärme auf die Regeneration nach muskulärer Belastung auf wissenschaftliche Füße.
Die Probanden in dieser Studie absolvierten 3-mal sehr anstrengende Läufe. Danach wurden sie auf Muskelschädigung untersucht Nach jedem Lauf durchliefen die Läufer eines von drei Erholungsprogrammen, entweder in der Kältekammer, mit wärmenden Infrarotlicht oder einer einfachen Ruhepause im Liegesessel.
Die besten Erholungswerte erreichte dabei die Kältebehandlung, gefolgt von der Wärmebestrahlung, am schlechtesten erholten sich die Muskeln ohne extra Behandlung. Spannend die genaue Zeit der Muskelerholung: Nach der Kältekammer war die maximale Muskelkraft bereits nach einer Stunde wieder hergestellt, bei der Wärmebehandlung erst nach 24 Stunden und ohne Behandlung nach 48 Stunden.
Nach dieser Untersuchung wurde der Wert des Postcoolings kaum noch angezweifelt. Es spricht eigentlich alles für die Kälteregeneration in einer Kältekammer. Die ganze Sache hat leider nur einen Haken, um minus 110 Grad in dieser Kammer zu erzeugen und zu halten, muss man etwa 290.000 Euro hinlegen.
Naja, da sollte doch unser Heimatverein schon einmal langsam an zu sparen fangen. Vielleicht ließe sich diese Kältekammer auch noch nutzen die Bratwürste für das nächste Sportfest einzulagern, um sie dann als rheumafreie und regenerierte Thüringer-Bratwürste anzupreisen. Das würde sicher der Verkaufsrenner. Beim nächsten Straßenlauf könnte man sie ja auch an der Verpflegungsstelle mit verkaufen. In 200 Jahren etwa wäre dann die Kältekammer bezahlt.
Hört sich natürlich alles etwas utopisch an, aber es gibt noch andere Möglichkeiten der Kälteregeneration. Schweizer Sportwissenschaftler empfehlen Marathonläufern auf dem Weg zurück in die Heimat, unterwegs an einer Tankstelle einen Beutel Eiswürfel zu kaufen. Dann die Badewanne halb voll zu machen, die Eiswürfel zu geben und sich dann dreimal vier bis zehn Minuten in das gekühlte Wasser legen.
- So ein eisgekühltes Bad hat seine Vorteile: Die Muskulatur wird entspannt
- Das Bad wirkt schmerzlindernd
- Es belebt und beschleunigt die Regeneration
- Der Effekt soll bei den Amateuren größer sein als bei Spitzensportlern
An diesem Punkt möchte ich heute erst einmal Schluss machen und dich deinen Gedanken überlassen, wie du nach Training und Wettkampf dein Eisbad organisierst. In der nächsten Woche, dann wird an dieser Stelle über die praktischen Möglichkeiten der Kaltwasserregeneration aufgeklärt.
Bitte setze dich bis dahin nicht in die Eisbadewanne, denn ich habe Angst, dass du dort einfrierst und dich die Feuerwehr als ein Stück aus der Wanne bergen muss.:-))