Gastbeitrag von Robert Krug
Wir freuen uns sehr, dass wir Robert Krug für einen exklusiven Gastbeitrag für unseren Greif-Newsletter gewinnen konnten. In den Newsletter vom 31.08.2021 und 07.09.2021 sind wir thematisch schon auf seine Bücher eingegangen.
Viele Jahre lang selbst durch Allergien und Unverträglichkeiten geplagt, empfand der Wirtschaftsinformatiker diesen Zustand nicht mehr als normal und begab sich auf die spannende Reise duch die Biochemie des Menschen. Es ging ihm darum zu verstehen, wie der Körper funktioniert und warum er manchmal eben nicht mehr richtig funtioniert.
Seit 2016 sind so inzwischen einige sehr interessante, hilfreiche und ausgezeichnet recherchierte Bücher und Ratgeber von Robert Krug erschienen.
Ich kann mich noch gut an bemerkenswerte Zieleinläufe erinnern, als Marathonläufer auf allen Vieren versuchten, über die Ziellinie zu kommen. Damals dachte ich mir, dass das, was sie tun, nicht so wirklich gesund zu sein scheint. Ich selbst habe zu der Zeit Fußball gespielt, wo man ca. 11 Kilometer in einem Spiel läuft. Später hörte ich davon, dass es nicht ungewöhnlich sei, dass bei Marathonläufern Narben am Herz festgestellt werden. Zudem war die Zeit bis vor kurzem geprägt von einer falschen Angst vor Fett und einer Ernährung primär auf Basis von Kohlenhydraten. Noch heute gibt es ein großes Nudelessen am Abend vor einem Lauf, obwohl ein Steak sicher schlauer wäre - bitte vor 18.00 Uhr, Thema Biorhythmus.
Fatale Abhängigkeit von Kohlenhydraten
Durch mein Hobby, welches darin besteht, die Biochemie des Menschen zu verstehen, bin ich hinter des Rätsels Lösung gekommen: Läufer sind abhängig von Kohlenhydraten. Die Umstellung auf eine natürliche Ernährung auf Basis von Fett und Ketonkörpern dauert Wochen und beim trainierten Sportler Monate, um wieder an das gleiche Leistungsniveau zu kommen. Warum dauert das so lange? Weil man u. a. die Anzahl der Mitochondrien im Körper verdoppelt. Aber zunächst zurück zu den Kohlenhydraten. Warum ist es schlimm, davon abhängig zu sein?
Wenn der "Mann mit dem Hammer" zuschlägt
Wir Menschen haben nur einen sehr begrenzten Speicher an Glykogen. Wir haben ca. 150 g in der Leber und nochmal 400 g in den Muskeln. Die Muskeln geben das Glykogen aber nicht mehr ab. Somit kann nur die Leber den Blutzuckerspiegel stabil halten. Wenn sich diese Vorräte erschöpfen, dann kommt der "Mann mit dem Hammer". Das Gehirn geht in eine Schutzschaltung. Die Menschen kriechen auf dem Boden auf allen Vieren, denn so schnell werden die Enzyme zur Verwertung der sogenannten Ketonkörper nicht gebaut, selbst wenn die Leber Ketonkörper spontan in hohen Mengen herstellt. Und auch die Muskeln sind in diesem Moment nicht in der Lage, Ketonkörper zu verstoffwechseln oder noch mehr Fett zu verbrennen (Thema Mitochondrienbildung). Was macht der Körper? Er produziert Cortisol und baut Muskeln ab. Überall im Körper und eben auch am Herz. Will man das? Natürlich nicht. Um es mit den Worten des Low-Carb-Experten Jason Fung zu sagen: "Wenn Sie Holz aufstapeln für den Winter und dann die kalten Tage kommen, dann verfeuern Sie auch nicht als erstes Ihre Möbel, sondern das eingelagerte Holz."
Ketonkörper - die Lösung für langanhaltende Energie
Hätten wir Menschen wohl Millionen von Jahren überlebt, wenn wir bei solch körperlichem Stress immer direkt auf unsere Muskeln zurückgreifen würden, um Energie zu erzeugen? Wenn man bedenkt, dass selbst der schlankeste Mensch mit 4% Körperfettanteil noch ca. 20.000 kcal Energie mit sich trägt? Gibt es wohl einen schlaueren Mechanismus? Ja, den gibt es.
Wenn Sie Ihren Körper, wie ich vor 5 Jahren, umstellen auf eine Ernährung auf Basis von Low Carb, so stellen Sie nach wenigen Tagen 24 Stunden, 7 Tage die Woche Ketonkörper her. Nach einer erfolgreichen Umstellung übrigens auch noch, wenn Sie mal 100 g gesunde Kohlenhydrate in einer Mahlzeit essen. Selbst 200 g Kohlenhydrate aus Stärke (Gemüse, Kartoffeln, etc.) hauen mich nicht mehr aus der Ketose. Ich habe nun seit Jahren Werte zwischen 0,4 und 2,0 mmol Beta- Hydroxybutyrat (BHB) im Blut und im Urin sind die Ketonkörper bei mir nicht mehr messbar. Aber zurück zum BHB. Dieses BHB ist ein Wunderstoff. Dazu eine sehr interessante Studie von Henrik Thomsen:
In der Studie haben sich zehn gesunde Männer bereit erklärt, eine Infusion mit Lipopolysacchariden (LPS) zu bekommen. Diese LPS sind typischerweise in der äußeren Membran von Bakterien enthalten und wirken beim Zerfall toxisch. In diesem speziellen Fall wirken sie katabol, also muskelabbauend. Als Gegengift hat man drei verschiedene Substanzen als Infusion benutzt:
- Kochsalzlösung
- Fettsäuren
- BHB
Als Resultat zeigt sich in dieser Studie, dass BHB den katabolen Abbau von Muskeln potent verhindert und somit die Muskeln schützt (Originaltext: "In conclusion, we find that 3OHB has potent anticatabolic actions in muscle and at the whole-body level during acute inflammation.").
Den gleichen Effekt von BHB stellt man auch beim Fasten fest (siehe Studie). Somit wird auch beim Laufen die schützende Wirkung von BHB eintreten. Genauso wichtig ist es jedoch, dass Ihr Körper in der Lage ist, BHB als Treibstoff zu verwenden. Vor allem das Gehirn und das Herz benutzen diesen Energieträger bevorzugt, da bei der Verbrennung von BHB wesentlich weniger freie Radikale (ROS) entstehen. Ein biochemisches Rädchen greift hier ins nächste. Also sorgen Sie dafür, dass Ihre Leber in Zukunft diesen Wunderstoff bereitstellt, so dass der "Mann mit dem Hammer" nicht nach 32 km, sondern erst nach vielen hundert Kilometern auf Sie wartet - einfach mit einer genetisch korrekten Ernährung.
Quelle:
Effects of 3-hydroxybutyrate and free fatty acids on muscle protein kinetics and signaling during LPS-induced inflammation in humans: anticatabolic impact of ketone bodies, H. Thomson et al., 2018, DOI: 10.1093/ajcn/nqy170