Graz-Marathon: Georg Schrank läuft 2:24:47 h!
Der mit Abstand schnellste Läufer des Greif-Clubs der letzten Jahre kommt aus Österreich. Georg Schrank aus Graz lief bei seinem "Heim-Marathon" als bester Nicht-Kenianer auf Rang 5 und verbesserte seine Bestzeit auf sensationelle 2:24:47 h. Eine unfassbare Leistung.
Es ist eine der Geschichten die der Sport schreibt. Georg kam im Oktober 2018 mit Bestzeiten von 2:52 h im Marathon, 1:15 h im HM und 35:47 min über 10 km zu uns in den Greif-Club. Er hatte gerade eine Marathon-Vorbereitung mit dem "Countdown zur Bestzeit" mit einer Zielzeit von 2:38 h absolviert, konnte den Marathon aufgrund eines Sturzes im Vorfeld aber nicht mitlaufen.
Diesen Marathon holte er ein Jahr später im Oktober 2019 bereits mit einer 2:32 h in Graz nach. Silvester 2019 ließ er über 10 km eine 32:26 min folgen.
2020 bis zum Frühsommer 2021 gab es wie für uns alle auch für ihn keine Wettkämpfe. Trotzdem rannte er, die gute Form nutzend, im Mai 2020 mit 1:12:05 h eine neue Halbmarathon-Bestzeit.
Was dann kam, mutet ziemlich fantastisch an und lässt des Trainers Herz deutlich höher schlagen. Mit Start der "Wettkampf-Saison 2021" war Georg nicht mehr zu halten. Im 4 Wochen-Abstand pulverisierte er seine Bestzeiten. Im Juli 2021 gab es eine 1:11:01 h im HM. Da gaben wir das Ziel 2:29 h für den Herbst-Marathon aus. Im August folgte eine 1:09:17 h und im September eine 1:08:28 h im HM und eine 30:45 min über 10 km. Da musste das Ziel auf 2:25 h für den Marathon angepasst werden. Diese Zeit knackte Georg dann in überzeugender Weise in Graz.
Herzlichen Glückwunsch vom gesamten Greif-Team für diese Leistung!
Vor 2 Wochen fand der Berlin Marathon statt. Bereits im Vorfeld bekam ich etliche Emails zu den vorhergesagten Wetterbedingungen. Auch auf Strava winkten bereits einige Tage vorher einige ab. Es kam dann wirklich so. Mit bis zu 24 Grad im Schatten (wobei es dann kaum Schatten auf der Strecke gab) war es vielen deutlich zu warm. Obwohl einige Bestzeiten knapp unterboten wurden, konnten die meisten ihre guten Trainingsleistungen nicht in die entsprechende Marathonzeit umsetzen.
Da stellt sich die Frage, wie groß der Leistungsverlust bei Wärme eigentlich ist und ob es eine optimale Wettkampftemperatur gibt. Dazu habe ich einen interessanten Artikel von den Autoren des Buchs „The Secret of running“ gefunden, in denen auch einige Studien zum Thema zitiert werden. Diesen Artikel findest du weiter unten.
Oft habe ich schon die persönlich empfundenen Idealbedingungen angesprochen: flache Strecke, 13.2 Grad, bewölkt, windstill und trocken. Am besten noch eine Gruppe aus mehreren Läufern, die konstant das eigene Zieltempo läuft und in der man sich verstecken kann. Bedingungen wie man sie im Läuferleben bei einem Marathon vermutlich nur einmal antrifft. Dann muss auch noch die Form stimmen.
In den 1990er Jahren war ich mit einer Top-Athletin bei nahezu allen großen Marathons unterwegs. Da lief uns immer wieder auch ein sehr netter Kerl über den Weg. Vincent Rousseau, 1993 HM-Weltmeister und mit 2:07:20 belgischer Marathon-Rekordhalter. Er war in meinen Augen recht clever. Er lies sich grundsätzlich in seine Startverträge bei City-Marathons die Klausel schreiben, dass er bei vorhergesagten Temperaturen über 20 Grad nicht starten muss. Trotz 60 kg Wettkampfgewicht bei 1,76 m Größe kam er mit höheren Temperaturen nicht gut zurecht und wollte daher seine Kräfte bei Hitze-Marathons nicht verpulvern.
Wir haben bisher immer sehr grob mit einen Leistungsverlust von ca. 1 Minute pro Grad über 20 Grad Celsius gerechent. Dies scheint aber nur bei den ganz schnellen Läufern und Läuferinnen zuzutreffen. Die etwas langsameren können da durchaus noch mehr Zeit verlieren. Auch wenn dabei noch die individuelle Hitzeverträglichkeit eine Rolle spielt.
Nun aber zum oben angesprochen Artikel.
Quelle: https://hetgeheimvanhardlopen.nl
Was ist die optimale Wettkampf-Temperatur?
Alle Langstreckenläufer haben schon so so ideales Rennen erlebt: schnelle Strecke, schönes und windloses Wetter, schöne Läufergruppe und eine ideale Temperatur. Aber was genau ist das, die ideale Temperatur?
Der Einfluss der Temperatur auf die Leistung im Laufen wird in der Praxis durch mindestens 2 Faktoren bestimmt:
Bei zu niedriger Temperatur sind wir gezwungen, zusätzliche Kleidung anzuziehen, um zu verhindern, dass wir an der Kälte leiden und unser Körper zu stark abkühlt. Zusätzliche Kleidung führt zu zusätzlichem Gewicht und behindert unsere Bewegungsfreiheit.
Wenn die Temperatur zu hoch ist, haben wir Probleme, die Wärme loszuwerden, die wir selbst beim Laufen produzieren, und wir laufen Gefahr, aufgrund des Schweißverlustes zu überhitzen und auszutrocknen.
In der Praxis scheint die optimale Temperatur (bei wind- und trockenem Wetter) für die Weltklasse-Läufer irgendwo in der Nähe von 5-10°C liegt. Weltklasse-Läufer erzeugen viel mehr Wärme als Freizeitläufer, so dass für Freizeitläufer das Optimum bei 10-15°C liegt. Das ist cool genug, um keine Probleme beim Aufwärmen zu bekommen, und warm genug, um keine zusätzliche Kleidung zu brauchen.
Achtung: Wind und Regen können auch zu Unterkühlung und Leistungsverlust führen!
Welche Auswirkungen hat eine hohe Temperatur auf unseren Körper?
Wir müssen zwischen der Wirkung einer Erhöhung der Temperatur unseres Körpers (Hyperthermie) und der Wirkung der Austrocknung unterscheiden.
Wenn wir laufen, produzieren wir fast immer mehr Wärme, als wir verbrauchen. Wir verbrauchen nicht mehr als 23-25% der Energie für das Laufen. Der Rest wird als Hitze freigesetzt. Dies führt dazu, dass unsere Körpertemperatur steigt und wir anfangen zu schwitzen, um die Wärme abzuleiten.
Bei niedriger Temperatur kann bereits viel Wärme durch Konvektion abgeführt werden, so dass wir weniger schwitzen müssen. Wir kühlen uns dann ausreichend durch die Luft ab, die beim Laufen an uns vorbeiströmt. Bei einer hohen Lufttemperatur schwitzen wir viel mehr und die Gefahr der Austrocknung droht. Mit einer Kombination aus hoher Lufttemperatur und hoher Luftfeuchtigkeit können wir unsere Wärme kaum noch verlieren und die Gefahr eines Hitzschlags oder Zusammenbruchs entsteht.
Der Anstieg der Körpertemperatur hat die wichtige Folge, dass sich die Blutgefäße in unserer Haut ausdehnen, so dass mehr Blut zur Haut fließt und weniger Blut für andere Funktionen, einschließlich unserer (Bein-)Muskeln, zur Verfügung steht. Unsere Herz-Kreislauf-Kapazität wird also tatsächlich niedriger. Wenn wir mit einem Pulsmesser laufen, dann können wir dies durch die "Herzfrequenzdrift" feststellen. Das bedeutet, wir laufen langsamer mit der gleichen Herzfrequenz (HR) oder erhalten eine höhere HR bei der gleichen Laufgeschwindigkeit.
Der Schweißverlust hat unter anderem die Wirkung, dass unser Blutvolumen abnimmt und sich das Blut verdickt, was die Kapazität des Herzens und unsere Leistungsfähigkeit weiter reduziert. Schließlich kann der Druck in den Venen so stark sinken, dass die Füllung des Ventrikels beeinträchtigt wird, was die HR zwingt, noch weiter zu steigen. Wenn die Körpertemperatur über 39,5°C steigt, können die Symptome eines Hitzschlags auftreten (Schwindelgefühl, extreme Müdigkeit, verminderte Schwitzenfähigkeit, Krämpfe und Erbrechen).
Temperatureinfluss beim Marathon
In der Literatur, in der das statistische Verhältnis zwischen der Temperatur und den realisierten Zeiten im Marathon untersucht wurde, wurden verschiedene Studien berichtet. Die beste Studie ist die von Helou et al.
Sie analysierten die Ergebnisse von mehr als 1,7 Millionen Teilnehmern an den Marathons in Berlin, Boston, Chicago, London, New York und Paris zwischen 2001 und 2010. Sie fanden eine statistisch signifikante Beziehung zwischen den realisierten Zeiten und der Temperatur, siehe Abbildung 1. Sie kamen zu dem Schluss, dass der Leistungsverlust unter Elite-Läufern (P1) geringer war als bei langsameren Läufern (den schnellsten 25% (Q1), den mittleren 25% (Median) und den Finishern im Bereich zwischen 50-75% (Q3)).
Abbildung 1: Beziehung zwischen Laufzeiten und Temperatur
Die Ergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen:
- Die optimale Temperatur beträgt etwa 5 °C (bei Weltklasse-Läufen 4 °C, bei Freizeitläufern 7 °C)
- Bei Hitze (25°C) ist die Geschwindigkeit der Eliteläufer 6% niedriger und den Freizeitläufern 12-18%
- Bei Frauen ist die optimale Temperatur etwas höher (9°C) und der Geschwindigkeitsverlust ist etwas geringer (13% bei 27°C). Frauen leiden daher etwas weniger unter der Hitze.
Welchen Einfluss hat das Körpergewicht?
Tim Noakes, der Autor von "The Lore of Running", fasste den Einfluss des Schweißverlusts auf die Leistung mit dem Slogan "Alle großen Marathonläufer sind klein" zusammen.
In The Secret of Running haben wir bereits gezeigt, dass dies damit zusammenhängt, dass größere und schwerere Läufer mehr Wärme erzeugen und daher mehr Schweiß erzeugen müssen, um ihre Wärme abzuführen. Das berühmteste Beispiel dafür ist der Atlanta Olympic Marathon 1996, der unter tropischen Bedingungen bei einer Temperatur von 25°C und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 70% durchgeführt wurde.
Viele Läufer litten unter der Hitze und das Rennen wurde schließlich vom südafrikanischen Leichtgewicht Josiah Thugwane (43 kg) vor dem südkoreanischen Leichtgewicht Lee Bon Ju (45 kg) gewonnen. Wir haben berechnet, dass diese leichten Läufer "nur" 3,3 Liter Schweiß produzierten, gegenüber 10 Litern für einen Läufer von 90 kg!
Wenn wir uns die Abbildung von Henou et al. mit diesem Wissen ansehen, ist es offensichtlich zu dem Schluss zu kommen, dass der geringere Leistungsverlust von Eliteläufern im Vergleich zu gewöhnlichen Läufern größtenteils mit der Tatsache zusammenhängen wird, dass Eliteläufer klein und leicht sind. Grob gesagt wagen wir zu sagen, dass der Leistungsverlust proportional zum Gewicht des Läufers sein wird. Wenn ein Eliteläufer von 56 kg einen Leistungsverlust von 3% hat, muss man mit 80 kg mit einem Leistungsverlust von 4,3% rechnen. Neben dem Körpergewicht spielt auch das Talent eine Rolle: langsamere Läufer sind länger auf der Straße und werden daher noch mehr unter der Hitze leiden.
Was ist die optimale Temperatur auf anderen Wettkampfstrecken?
Es versteht sich von selbst, dass der Einfluss der Temperatur auf der Marathonstrecke am größten sein wird. Schließlich wird man auf kürzeren Strecken weniger unter der Erwärmung leiden. Es ist auch bekannt, dass insbesondere Sprinter bei höheren Temperaturen am besten performen. Ihre Muskeln müssen ausreichend aufgewärmt sein, um für kurze Zeit maximale Leistung liefern zu können. Was die optimale Temperatur bei verschiedenen Distanzen ist, wurde in einer anderen Studie untersucht (Will le Page, Optimale Temperatur für Elite-Laufleistung). Die Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle und Grafik angegeben.
Auf kurzen Strecken profitieren unsere Muskeln von warmem Wetter und man leidet nicht unter der Hitze. Mit länger werdenden Strecken wird es immer wichtiger, dass man die erzeugte Wärme in die Luft abgeben kann und daher ist eine niedrigere Temperatur besser. Wenn die Temperatur zu niedrig ist, können Sie an Unterkühlung leiden. Dies spielt eine wichtige Rolle, insbesondere bei Wind und Regen.
Wie groß ist der Einfluss der Temperatur auf den verschiedenen Wettkampfstrecken?
Wir konnten keine gutes Studien mit konkreten Ergebnissen über den Einfluss der Temperatur auf andere Strecken als den Marathon finden. Daher haben wir versucht, selbst eine Beziehung für den Zeitverlust auf unterschiedliche Distanzen im Vergleich zum Marathon abzuleiten.
Wir haben dies auf der Studie von Helou et al. für den Marathon und den folgenden zusätzlichen Überlegungen gestützt:
- Der Einfluss der Distanz wird mehr als proportional sein; beim Halbmarathon ist der Effekt deutlich weniger als die Hälfte wie beim Marathon.
- Der Einfluss wird auf sehr kurze Distanzen minimal sein; wir sind davon ausgegangen, dass bis 3000 Meter der Zeitverlust vernachlässigbar ist.
Quelle: https://hetgeheimvanhardlopen.nl