In letzter Zeit werde ich häufig auf mein persönliches Laufprojekt angesprochen. Viele Anfragen von Greif-Club Mitgliedern enden mit einer Nachfrage zum aktuellen Stand oder mit besten Wünschen zum guten Gelingen. Daher möchte ich heute mal wieder darauf eingehen und über den aktuellen Stand berichten.
Wenn du diesen Newsletter regelmäßig verfolgst, dann weist du über meine Ausgangssituation sowie über das läuferische Ziel Bescheid. Wenn nicht, dann findest du Infos darüber hier und hier. Das läuferische Ziel ist etwas verrückt, nämlich eine Zeit knapp unter 36 min in der AK 55. Was mich allerdings dazu bewogen hat, ist die (in vielen Anfragen auftretende) Frage, ob und wie man sich nach Jahrzehnten im „Geschäft“ noch motivieren kann.
Wie geplant startete ich im August letzten Jahres mit dem Training. Der August und September lief problemlos. Ich konnte den Wochenumfang relativ bequem bis auf 115 km steigern. Da ich weis, dass ich meine Leistung zum großen aus dem Umfang beziehe, war mein Ziel, einen relativ konstanten Trainingsumfang zwischen 120 und 130 km zu erreichen.
Anfang Oktober gab es den ersten Rückschlag. Bei einem lockeren Dauerlauf erwischte mich eine Wadenzerrung, die mich 5-6 Wochen lahm legte. Die Zeit überbrückte ich zwar ohne Fitnessverlust ganz gut mit Aqua-Joggen und Mountain-Biken, aber es war eben kein Lauftraining, welches mich meinem Ziel näher brachte.
Nachdem ich ab Mitte November wieder laufen konnte, lief es auch erstmal ganz gut. Die ersten leichten Tempoeinheiten kamen (wie berichtet) hinzu. Es ging wieder Richtung 100 km pro Woche. Der Silvesterlauf von knapp 5 km mit 85 Hm ging in 18:44 min ganz gut.
Leider hatte ich aber auch immer wieder mit kleineren Verletzungen, muskulären Problemen und Krankheiten zu kämpfen, so dass ich bisher nicht wirklich in Fahrt gekommen bin. Warum soll es mir auch anders ergehen als vielen Läufern die mich anschreiben, weil sie ein gesundheitliches Problem nach dem anderen haben. Jedesmal wenn sie wieder 2 oder 3 Wochen „auf dem Weg“ sind, erwischt sie etwas anderes.
Ich will hier nicht nach Ausreden suchen oder dich mit allen Einzelheiten langweilen. Es waren immer Dinge, die ein Laufen nicht erlaubten. Wie z.B. eine wunderbare, mit Antibiotika behandelte Mittelohrentzündung, die mich im Januar 2 Wochen außer Gefecht setzte. Oder Ende Februar eine schmerzhafte Sehnen-Geschichte im Knie, die 3 Wochen lange Läufe verhinderte.
Es ist mir aber auch unmöglich, wenn ich nach dem Training Immunsystem-geschwächt nach Hause komme, zu verhindern, dass sich mir meine mit Kita-Viren befallene 5 jährige Tochter freudestrahlend um den Hals wirft. Das kann und will ich nicht verhindern. Die nächste eigene Erkältung war mir dann aber sicher.
Es war keine Frage der Motivation. Ich lief an jedem Tag, an dem es mein Körper zuließ. In 5 Monaten fielen so 29 Tage (6 pro Monat) weg. Viele andere Tage waren von "Herantasten" nach Erkältung, Krankheit oder Verletzung geprägt. Meine Wochenumfänge nach Wiederbeginn im November „entwickelten“ sich so:
Woche 45 (05.11.-11.11.2018): 71,0 km
Woche 46 (12.11.-18.11.2018): 60,0 km
Woche 47 (19.11.-25.11.2018): 68,0 km
Woche 48 (26.11.-02.12.2018): 99,7 km
Woche 49 (03.12.-09.12.2018): 86,0 km
Woche 50 (10.12.-16.12.2018): 72,0 km
Woche 51 (17.12.-23.12.2018): 77,0 km
Woche 52 (24.12.-30.12.2018): 81,0 km
Woche 01 (31.12.-06.01.2019): 97,8 km
Woche 02 (07.01.-13.01.2019): 40,3 km
Woche 03 (14.01.-20.01.2019): 0 km
Woche 04 (21.01.-27.01.2019): 66,5 km
Woche 05 (28.01.-03.02.2019): 81,1 km
Woche 06 (04.02.-10.02.2019): 44,0 km
Woche 07 (11.02.-17.02.2019): 115,3 km
Woche 08 (18.02.-24.02.2019): 120,1 km
Woche 09 (25.02.-03.03.2019): 67,0 km
Woche 10 (04.03.-10.03.2019): 72,8 km
Woche 11 (11.03.-17.03.2019): 74,7 km
Woche 12 (18.03.-24.03.2019): 106,1 km
Das sind 1500 km in 20 Wochen, also im Schnitt 75 km pro Woche. Meilenweit weg von meinem eigentlichen Trainings-Ziel. Mir fehlen schlicht und ergreifend 1000 km. Es ist klar, dass ich damit keinen Blumentopf bzgl. meines Zieles gewinnen werde.
Seit Mitte Februar lief es besser und ich konnte auch wieder ein einige Tempoläufe absolvieren. Da ich einen Wettkampf geplant hatte wollte ich zumindest ein paar Reize setzen. Das waren wöchentliche Tempoläufe über 5 km. Diese konnte ich im Ergebnis wöchentlich steigern:
19:24 min
18:52 min
18:46 min
18:30 min
Zugegeben, der letzte war komplett mit Rückenwind, aber so viele Möglichkeiten gibt meine Trainingsstrecke auch nicht her.
Letztes Wochenende stand dann mit dem Citylauf in Dresden der erste Test über 10 km auf dem Programm. Dieser war begleitet von dem seit Wochen herrschenden stürmischen Wind, der als Gegenwind auf dem Rückweg aus der Innenstadt und vor allem auf der 1,5 km langen Zielgeraden stand.
Ergebnis am 17.03.: 38:06 min (Netto) und 3. Platz AK 55 (incl. Teilnehmer der sächsischen Meisterschaften).
Klar kann man auch bei Gegenwind ordentlich laufen (zeigten doch die Spitzenläufer im Rennen). Wenn man ausreichend trainiert hat. Mir hat der Wind kurz vor km 5 auf einem auch noch ansteigenden Streckenabschnitt komplett den Zahn gezogen. So verlor ich nach 18:20 min bei 5 km sage und schreibe 1:26 min auf der zweiten Hälfte. Es hatte jemand den Stecker gezogen.
Es ist eine Steigerung von 1:14 min gegenüber meinem letzten Wettkampf vor 2 Jahren. Das zeigt mir, dass noch etwas möglich ist. Es sind aber auch noch 2 min von der Uhr zu nehmen.
Was bleibt? Ich bin weiter höchst motiviert. Es fehlt jedoch am Gesamt-Trainingsumfang, an langen Läufen (bisher 4 Stück) und an längeren Tempodauerläufen für die Tempohärte. Außerdem scheine ich habe jegliches Tempogefühl verloren zu haben. 3:38 min/km fühlen sich momentan genauso an wie 3:58 min/km.
Das es hart wird war mir von Beginn an klar. Auch dass Zeiten wie vor 25 oder auch 15 Jahren nicht mehr möglich sind. Was ich aber unterschätzt und womit ich nicht gerechnet habe ist, dass sich mein Körper dem Training doch so widersetzt ;-) Gut, es war Winter, es war kalt, es war stürmisch. Aber das war es früher auch. Muskeln, Sehnen und Gelenke brauchen (vor allem nach der langen Pause) doch wesentlich länger zur Anpassung als gedacht. Das bedeutet, ich werde das Projekt auf etwas längere Sicht planen und mir etwas mehr Zeit geben. Du wirst von mir hören …