Ich habe aufgrund meines nun 30jährigen Läuferlebens zwei Tipps, die ich vor oder bei Wettkämpfen erlernt habe oder erfahren durfte.
1. Wem ist folgende Situation nicht bekannt?: Du hast seit Wochen oder gar Monaten auf einen bestimmten Wettkampf hintrainiert und stehst am Wettkampftag mit zittrigen Knien und schlaffer Muskulatur am Start. Und du denkst, es liegt wohl an der Aufregung, denn du musstest vor dem Start ein paar Mal zur Toilette. Oder hast du heute schlecht geschlafen? Stimmt deine Tagesform nicht?
Und ich sag´ dir: Es liegt daran, dass du Tage vor dem Wettkampf zu sehr auf Ruhepause und Schonung gesetzt hast. Du hast vergessen, dass du deine Muskulatur täglich wach halten musst.
Ich habe im Alter von 25 Jahren erlebt, dass an zwei aufeinanderfolgenden Tagen je ein Wettkampf auf dem Programm stand. Es war der 18.04. – Wettkampf über 8,4 km – Zeit 30:28 – gut genug für mich, denn meine 5000m-Zeit war zu der Zeit ca. bei 17:30-18:00 min. Tags drauf – 19.04. – Halbmarathon in 1:21 h.
Der kurze Wettkampf hat mir nicht geschadet. Er hat die Muskulatur für den nächsten Tag vorbereitet. Ich bin in meinem Leben keinen schnelleren Halbmarathon mehr gelaufen als diesen!
Ihr meint, das ist Zufall. Fünf Jahre vorher lief ich einen kurzen, knackigen, rund 4 km langen Wettkampf im Schnitt von 3:30 min/km. Einen Tag später lief ich einen Marathon in 2:56 h. Mein damaliges Niveau lag – wie oben – bei 17:30 – 18:00 min auf 5.000 m, 36:45 auf 10.000 m.
Ich habe mir angewöhnt, einen Tag vor längeren Wettkämpfen ein Reiztraining in Form von 2-3 flotten 1000ern einzulegen. Damit bin ich immer gut zurechtgekommen, auch wenn ich mittlerweile keine Wettkämpfe mehr laufe.
2. Wenn du für ein Marathonrennen trainierst und nicht nur als „Durchkommer“ gelten, sondern einen neue Bestzeit laufen willst, dann trainierst du vielleicht systematischer. Du hast von langen Läufen gehört und trainierst unter Umständen sogar nach einem Plan. Und darin stehen regelmäßig lange Läufe mit oder ohne Endbeschleunigung.
Ich habe mir selbst (nach mehreren Marathonläufen) einen Plan zusammengestellt und auch lange Läufe mit eingebaut. 25er und 30er. Das hat alles ganz gut funktioniert. Der Umfang war zwar nicht so hoch wie bei den anderen gelaufenen Marathons, aber es war sehr abwechslungsreich. Mit knapp 26 Jahren wollte ich die 2:50 h knacken. Das heißt von Anfang an, einen 4er Schnitt pro Kilometer zu laufen. Und das hat zusammen mit einem Vereinskollegen sehr gut funktioniert. Bis zu Kilometer 30. Genau bei dieser Marke war ein Wendepunkt an der Strecke. Egal, ob das eine psychische Wirkung auf mich hatte oder nicht: Ich war bei Kilometer 30 platt. Meine Oberschenkel fühlten sich an, als hätte man im Laufe des Rennes zunehmend dickflüssigen Beton eingefüllt bis sie bei Km 30 gesättigt waren. Ich musste damals abrupt das Tempo drosseln und kam mit knapp 2:59 h ins Ziel. Ich brauchte also für die letzten 12,195 km fast 59 min.
Was war passiert? Ich habe lange über mein absolviertes Training gesessen und habe analysiert. Und dann stellte ich fest, dass meine langen Einheiten immer auf Waldboden (mehrere Runden) absolviert wurden. Der Marathonlauf hingegen fand auf Asphalt und teilweise auf Kopfsteinpflaster statt. Meine Muskulatur war darauf nicht vorbereitet, obwohl ich viele Einheiten von 10-20 km auf Asphalt trainierte.
Rat an alle: Hört nie auf zu Laufen, auch wenn es mal dick einhergeht, denn: Einmal Läufer - immer Läufer! Es ist besser, 5 km ins Tagebuch zu schreiben als 0.