Liebe Lauffreunde, bereits im Dezember 2019 berichteten Medien darüber, dass ein unbekannter Virus sich in der chinesischen Stadt Wuhan ausbreitete und als erhöhtes Risiko zählt. Einige Monate später erreichte auch uns das Virus und sorgte somit für einen radikalen Einschnitt in unserem Laufleben. Wettkämpfe wurden reihenweise abgesagt, Teamsport konnte nicht mehr ausgeübt werden und in vielen Ländern herrschten teils Ausgangssperren. Dieser bisher noch nie dagewesene Einschnitt in unser Leben spiegelte sich auch bei unseren Läufern wieder. Viele verloren über das Pandemiejahr ihre Motivation und Leistungsfähigkeit. Andere haben sich gerade jetzt als Ziel gesetzt, fit und motiviert wieder an den Start zu gehen. Wir haben für euch daher eine 4-teilige Serie gestartet, bei der unsere Läufer über Ihr Laufjahr 2020-2021 berichten. Der kleine Einblick zeigt genau das, was wir Läufer und der Großteil aller aktiven Sportler seit Covid-19 mitmachen müssen. Wir freuen uns über euer Feedback, bleibt gesund und liebe Grüße vom Greif Sport Team.
Im folgenden Text will ich ein wenig über mein Lauftraining im Corona-Jahr berichten, denn natürlich bedeutete die Covid-19-Pandemie auch für mich einen tiefen Einschnitt in mein sportliches Leben. Die Möglichkeit Wettkämpfe bestreiten zu können, war von einem Moment an keine Selbstverständlichkeit mehr. Als Läufer hatten wir da aber im Vergleich zu vielen anderen Sportarten immerhin das Glück, das Lauftraining zumindest auf der Straße- oder im Wald weiter absolvieren zu können.
Als ich im Oktober 2020 meine Wintervorbereitung begann, setzte ich mir das Ziel, erfolgreich an den deutschen Meisterschaften im Marathon zu starten, die im April in Hannover stattfinden sollten. Eine neue Bestzeit sollte herauskommen und eine DM-Medaille in der Teamwertung zusammen mit meinen Vereinskolleginnen. Doch früh zeichnete sich ab, dass das große Ziel abgesagt werden musste. Ich war froh, immerhin im Anschluss einen Halbmarathon in Dresden absolviert zu haben.
Ein halbes Jahr bevor die Covid-19-Pandemie ausbrach, hatte ich mit der Bronzemedaille bei den Canicross-Europameisterschaften in Belgien meinen bis Dato größten Erfolg feiern dürfen. So nahm ich mir neben der Marathon-DM auch vor, auf internationaler Ebene im Canicross anzugreifen (EM und WM). Doch auch dieses große Ziel rückte durch eine frühzeitige Absage in weite Ferne.
Mein Training vor und während der Pandemie
Bevor die Pandemie ausbrach, nahm ich an den Gruppeneinheiten meiner Trainingsgruppe teil und war auch häufig auf Trails in den Niederlanden unterwegs. Das Intervalltraining mittwochs auf der Tartanbahn war ein fester Bestandteil in meinem Trainingsrhythmus. Durch die während der Pandemie erfolgten Einschränkungen war beides über die meiste Zeit dann leider nicht mehr möglich, sodass ich mir alternative Möglichkeiten schaffen musste. So lief ich beispielsweise meine Tempoläufe nur noch auf der Straße und beschränkte meine Einheiten meist auf Orte in meiner unmittelbaren Umgebung. Die fehlenden Wettkämpfe ersetzte ich durch harte Trainingseinheiten.
Ab Beginn der Pandemie bekam ich die Möglichkeit, meiner beruflichen Tätigkeit über Homeoffice nachzugehen. Dadurch konnte ich meine Trainingseinheiten besser mit der Arbeitszeit in Einklang bringen, sodass es mir beispielswiese häufig gelang, zwei Trainingseinheiten an einem Tag zu absolvieren.
Motivationsanker während der Pandemie
Wettkämpfe sind für mich schon immer ein wichtiger Motivationsanker gewesen, hart für meine Ziele zu arbeiten. Sowohl die kleineren Aufbauwettkämpfe als auch die großen Meisterschaften, auf die man langfristig hingearbeitet hat, halfen mir, strukturiert immer weiter zu trainieren. Da dies plötzlich wegfiel, hieß es für mich einfach weiter zu trainieren, um zumindest eine gewisse Grundfitness aufrechtzuerhalten.
Motiviert habe ich mich darüber, dass ich mir immer wieder vor Augen geführt habe, dass irgendwann wieder Wettkämpfe stattfinden werden und ich dann nach der Pandemie in guter Form wieder angreifen möchte. Aber auch ein anderer Faktor stellte für mich eine große Motivation dar, weiter im gleichen Umfang zu trainieren. Der Leistungsaspekt ist nämlich nicht der einzige Grund, dass ich laufe. Gesundheit und Ausgleich zum beruflichen Alltag sind für mich mindestens genauso wichtige Beweggründe, den Laufsport zu betreiben. So hielt ich mich unter dem Gesundheitsaspekt weiter fit und genoss die Zeit in der Natur.
Aktuelle Situation
Ich bin gut durch die Pandemie gekommen. So hatte ich zum Beispiel während der gesamten Zeit über keine ernsthafte längere Erkrankung. Ich merke schon, dass mir die Tempohärte zwar fehlt, die ich mir sonst immer sehr gut über die Wettkämpfe rausgeholt hatte. Dennoch: Ich fühle mich schneller als vor der Pandemie. Meine Dauerläufe im Grundlagenausdauerbereich absolviere ich inzwischen in einem deutlich höheren Tempo. Grund hierfür ist wohl sicher, dass ich durch die fehlenden Wettkampfphasen mehr in die Entwicklung meiner Grundlagenausdauer investieren konnte und durch weniger Reisen am Wochenende schlicht auch mehr Zeit zum Trainieren hatte.
Vor der Pandemie hatte ich viele Jahre wenig den Blickpunkt auf meine Schwächen gelegt. Dazu zählte vor allen Dingen das Krafttraining, dass ich massiv vernachlässigt hatte. Die größeren Zeitressourcen, die ich durch die Pandemie plötzlich hatte, veranlassten mich dazu, meinen Fokus mehr auf meine Schwächen zu setzen. So wurde das Stabilitätstraining im neu eingerichteten Fitnesskeller fast schon zum täglichen Ritual neben dem eigentlichen Lauftraining. Die verbesserten Fähigkeiten in Bezug auf die Ganzkörperstabilität waren mit Sicherheit ein wesentlicher Grund für die Verbesserung meiner allgemeinen Leistungsfähigkeit im Laufen.
Perspektiven und Ziele
Wie wohl alle freue ich mich auf den Moment, wenn der Wettkampfbetrieb irgendwann hoffentlich wieder so normal weiter gehen kann, wie wir es zuvor schon immer gewohnt waren. Sicherlich wird das noch dauern, aber bis dahin hoffe ich, dass zumindest unter guten Hygienekonzepten bereits viele Wettkämpfe stattfinden können.
Ich habe klare Ziele vor Augen. Zum einen möchte ich meine Bestzeiten auf allen Langstrecken verbessern. Insbesondere habe ich mir vorgenommen, meine Marathon-Bestzeit von 2:57 Stunden deutlich zu unterbieten. Aber auch die Unterschreitung gewisser Marken wie unter 17:30 Minuten über 5 km, unter 36:00 Minuten über 10 km und unter 1:20 Stunden im Halbmarathon zu laufen, reizen mich, hart an meiner Form zu arbeiten.
Nach wie vor liegt mein deutlich größerer Fokus im Canicross. Erneut auf internationaler Ebene mit meinen Hunden starten zu dürfen, ist für mich jener Moment, den ich mir am meisten herbeiersehne. Wenn es wieder soweit kommen sollte, wäre ich natürlich sehr froh, wenn ich erneut in jener Form sein könnte, die ich 2019 in Belgien hatte, und wieder in der Lage bin, um die Medaillen zu laufen.