"Werde ich grundsätzlich mit zunehmendem Alter langsamer?" Diese Frage wurde vor ein paar Wochen an mich gerichtet. Ich habe schon mehrmals über dieses Thema berichtet.
Ich gebe diesen Fragen nach und du kannst die "schrecklichen Wahrheiten" nachlesen.
Wieso kann es denn sein, dass da ein mittelmäßiger Läufer mit 48 Jahren in eine Leistungsgruppe kommt und sich bis heute im Alter von 60 Jahren (Stand 2017) immer noch verbessert? Diesen Fall haben wir aktuell hier bei uns in Seesen.
2005 tauchte in unserer kleinen Trainingsgruppe Wolfgang Rühlemann auf. 48 Jahre alt lief er 41-er Zeiten über 10000 m. Mit 53 rennt er 34-er Zeiten über diese Strecke, 1:16 im HM und 2:43 über die 42,2 km. Er wird bald 60 (November 2017) und gewinnt immer noch oft seine Altersklasse.
Diese Leistungen sollen dir Hoffnung machen: Auch wenn du noch so spät anfängst ambitioniert zu laufen, so hast du doch eine ungeheuer große Chance noch ganz weit nach vorne zu kommen.
Abbildung 1
Vergiss, was du hier in Abbildung 1 siehst. Das ist der Durchschnitt und dieser hat meist schon deutlich früher angefangen zu laufen als du, der du vielleicht jetzt schon fast 50 bist.
Du musst nur wollen und richtig trainieren. Denn Wolfgang Rühlemann sagt heute "Wäre ich beim Lauftreff geblieben, dann würde ich heute keine 41-er Zeiten mehr laufen, sondern deutlich langsamer. Man passt sich halt dem Niveau seiner Trainingsgruppe an."
Abbildung 2
Ja, welches Fazit? Überlege einmal was dir die Abbildung 2 sagen kann. Wir trainieren zu wenig Kraft!! Der Trend im Alterssport ist das Ausdauertraining. Aber ein Trend führt uns nicht immer auf den richtigen Weg.
Viele von uns unterschlagen das Krafttraining völlig, andere machen es nur halbherzig. Es stört einfach das Ausdauertraining. Der Muskelkater am Folgetag lässt kein lockeres Laufen mehr zu. Und das hassen wir.
Das ist bei mir ganz genauso. Ich verfluche immer die steifen Muskeln nach dem Athletiktraining, wusste aber schon seit "ewigen" Zeiten, dass ich das Krafttraining brauche, wie kaum ein anderer Läufer meiner Klasse. Ich wog in meinem Höchstleistungszeiträumen völlig austrainiert 85 kg bei 195 cm Körperhöhe.
Um diese Massen auch ausdauernd und schnell über die Strecke zu bringen, benötigte ich überdurchschnittliche Kraft. Und die trainierte ich mir an der Kraftmaschine oder durch Athletikübungen an.
So konnte ich an der Beinpresse aus den im rechten Winkel angestellten Beinen bis zur vollen Belastung heraus zur vollen Streckung bringen. Die Kraftmaschine gab auf. ;-). Ich möchte darauf hinweisen, dass die Belastung dieser Maschine mit Federn erzeugt wurde.
Abbildung 3
In Abbildung 3 kannst du genau sehen wann und warum die Muskeln im Lebensverlauf so langsam schrumpfen:
1. Fehlt ihnen, wie schon oben beschrieben, das Training und als Training ist auch körperliche Arbeit zu betrachten, wozu nicht Tastenklopfen und Umblättern zählt.
2. Durch die Abnahme der anabolen Hormone, insbesondere Testosteron und Wachstumshormone, werden weniger Reize zum Erhalt der Muskelmasse ausgesandt. Beides ist, wie später noch aufgeklärt wird, ursächlich miteinander verbunden.
Abbildung 4 und 5
Die Abbildungen 4 und 5 sind die Schlüssellaussagen dieser Arbeit: Die Kurven der Testosteronausscheidung und der maximalen Trainierbarkeit sind fast deckungsgleich.
Was nichts anderes heißt, als das deine Trainierbarkeit von deinem Testosteronspiegel abhängt. So wird auch verständlich, warum künstlich zugesetztes Testosteron eines der beliebtesten und wirksamsten Dopingmittel ist.