Als ich gerade bei der Vorarbeit zu diesem Artikel war und schon an dieser Stelle eine Vorschau veröffentlicht hatte, erreichte mich folgende Mail:
"Sehr geehrter Herr Greif, ich bin Medizinjournalist und regelmäßiger Leser Ihres Newsletters.
Zum heutigen Beitrag möchte ich eine kleine Ergänzung bzw. Berichtigung machen: Sie schreiben: "Es gibt nämlich nur eine legale Möglichkeit sich einen höheren Testosteronspiegel zu verschaffen: Das ist ein Krafttraining bis zu einer Dauer von 45 min."
Das dürfte jedoch nicht ganz richtig sein: Eine Grazer Arbeitsgruppe veröffentlichte vor kurzem eine aufsehenerregende Studie über den Zusammenhang zwischen Vitamin D und Testosteron. Der Testosteronspiegel ist nämlich übers Jahr starken Schwankungen unterworfen. Das gleiche gilt für Vitamin D. Offensichtlich ist das kein Zufall. Es dürfte so sein, dass der Testosteronspiegel vom Vitamin D-Spiegel abhängt. Mehr Vitamin D bedeutet mehr Testosteron.
Vitamin D ist ja einer der Shouting-Stars in der Supplement-Szene der letzten Jahre und auch für Sportler äußerst positiv. Der nun gefundene Zusammenhang ist ein weiteres Puzzlestück, das erklärt, warum sich Vitamin D positiv auf die Leistungsfähigkeit auswirkt. Leider ist Vitamin D-Mangel bei uns weit verbreitet, da der Vitamin D-Spiegel nicht so sehr von der Ernährung, sondern von der Sonnenexposition abhängt.
Wer den ganzen Tag in Innenräumen hockt und bei jedem Sonnenstrahl gleich eine Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor aufträgt, kann eigentlich kaum genug Vitamin D bilden. Läufer, die täglich im Freien unterwegs sind, sollten hier natürlich im Vorteil sein. Dennoch ist auch bei Sportlern der Winter oft eine Vitamin D-kritische Zeit.
Im Notfall tun's auch Vitamin D-Tropfen: Die sind billig und können kaum überdosiert werden. Und - um jetzt wieder auf die erwähnte Grazer Studie zurückzukommen - sie dürften eine einfache und ungefährliche Methode sein, den Testosteronspiegel, der ja vor allem bei älteren Männern oft relativ niedrig ist, anzuheben.
Mit besten Grüßen, Rüdiger Höflechner"
Und das was der gute Rüdiger Höflechner schrieb, fand ich absolut sensationell und ich bin ihm sehr dankbar für diesen Hinweis. In der nächsten Ausgabe wird noch mehr über den Bezug von Vitamin D3 und Testosteron zu berichten sein.
Quellenangaben: Alle Grafiken sind, wenn nicht anders bezeichnet, aus dem Buch "Sportbiologie, Jürgen Weineck, 10. Auflage" entnommen.
Werde ich grundsätzlich im Alterslauf langsamer?
Es gibt so richtig fiese Typen, die mir Fragen stellen, die ich eigentlich gar nicht beantworten kann, weil ich keine Antwort weiß. Könnte ja zurückmailen, habe keine Ahnung. Aber da sitzt dann so ein blödes altes hässliches Ding auf meinem Hals, welches an zu denken fängt und mir keine Ruhe lässt.
Und das war auch bei der nachfolgenden Frage von Burkhard Widera so, der schrieb:
Warum kann ich als alter Sack nicht mehr so schnell rennen wie früher? Und das trotz aller Bemühungen:
"Ich habe mich da mit meinem Kumpel Helmut Schweer (Jg 1958, PB Ma = 2:24h, 9x unter 2:30h) wiederholt auseinandergesetzt. Wir beide haben das gleiche Problem, zugegeben auf etwas unterschiedlichem Niveau, doch das tut nichts zur Sache und wir sind uns einig. Grundsätzlich sprechen wir über uns von einem "gebrauchten Körper" bei dem der "Verschleiß" nicht mehr wegzutrainieren ist.
Da kommt so ein alter "Sack" von Rennradfahrer, noch ein paar Jahre älter als wir. Der kriegt auf dem Rad die Kurbel nicht mehr in die Runde und vom Laufen hat der früher nie was gehalten. Der leiht sich ein paar "olle Laufschuhe" und zieht uns beide böse ab, und das quasi ohne Training.
Der läuft heute noch Zeiten, die wir nur zu unseren besten Zeiten (vor 20-25 Jahren) toppen konnten. Wir trainieren am Limit und der lacht da auch noch drüber. Den können wir nicht halten. Doch wenn ich mich jetzt auf das Rad schwingen würde, dann ergeht es ihm so wie mir beim Laufen. Gebrauchte Laufmuskeln und neue Radmuskeln bei mir, beim ihm genau anders herum.
Die gebrauchten Muskeln voll mit Narbengewebe, ausgeleiert und überdehnt, einfach verschlissen, die Gleitbahnen beschädigt, rau und ungeschmiert, sind nicht mehr in der Lage die Spannung, die Gleitgeschwindigkeit, den Zug und Explosivität hinzubekommen wie früher als neue Teile. Viele Muskelfasern von Schnellkraft auf Ausdauer umprogrammiert. Wir sind physiologisch verbraucht in der Laufmuskulatur und nicht nur dort, auch beim Herzen, dem Blut, den anderen Organen und auch die Birne ist jetzt weicher. Noch nicht "uppe", aber eben "gebraucht".
Ich wünsche alles Gute und verbleibe mit freundlichen und sportlichen Grüßen, Burkhard Widera.“
Das Schlimmste ist, dass Burkhard auch noch schlau ist, denn solche Gedanken habe ich mir noch nicht gemacht. Obwohl ich auch schon einmal so etwas mit einem Rennradfahrer erlebt habe.