Geht es Ihnen auch so, dass Sie in das Rätseln kommen, wenn Sie lesen welche Leistungssprünge manche Läufer(innen) noch im fortgeschrittenen Alter machen? Ich selbst denke dann auch, dass kann doch nicht sein, du wirst jeden Tag langsamer und da rennt ein 52jähriger über 10 km eine 34:30 min, nach dem er jahrelang in der Nähe von 40 min herumgelaufen ist. Dann komme ich mir irgendwie minderwertig vor.
Fakt sind aber zwei Tatsachen
- Ab 45 Jahre verlieren wir bei gleichbleibendem Training in der Regel 30 sec auf 10 km im Jahr.
- Nicht alle Greif-Club-Mitglieder vollbringen solche Leistungssprünge, wie sie in den wöchentlichen Club-Highlights beschrieben sind.
Beschrieben werden an dieser Stelle nur die herausragenden Leistungen. Oft verbessern sich die Club-Mitglieder nur um ein paar sec oder auch scheinbar gar nicht. Wenn eine W55 Läuferin im Vorjahr eine 48:54 läuft und in diesem Jahr eine 48:59, dann ist das für Sie schon ein Erfolg. Ihr ist es gelungen, den Altersabbau aufzuhalten.
Natürlich ist es so, dass eine Vielzahl von Aktiven auch noch in der zweiten Lebenshälfte erstaunliche Leistungssteigerungen erzielt. Das geschieht in der Regel einmal durch einen späten Einsteig in unseren Sport oder durch Änderung und Verbesserung des Trainings.
Weiterer Grund für Leistungs-Aufwertungen
Es gibt aber noch einen zweiten Grund, aus dem es plötzlich zu ganz überraschenden Leistungs-Aufwertungen kommt. Und zwar resultieren diese Aufwertungen oft aus gesteigertem Selbstbewußtsein. Manche von uns glauben nämlich nicht so richtig an Ihre Fähigkeiten. "Ich bin einfach nicht talentiert" oder "Meine Grundschnelligkeit ist zu schlecht, dass schaffe ich nie."
Zwei Beispiele für Leistungssteigerungen
An zwei Beispielen von Läufern aus unserem Verein mit mangelnder Grundschnelligkeit möchte ich aufzeigen, dass es trotz dieses Handicaps möglich ist großartige Leistungen zu erzielen. Einmal von einem Jungen, der genug Selbstvertrauen hatte an sich zu glauben, obwohl sein Grundspeed unter leistungssportlichen Gesichtspunkten mehr als schlapp war und von einem der noch viel langsamer war, dazu aber überhaupt kein Selbstvertrauen hatte und der dennoch eine Zeit über 42,2 km von unter 3 h lief.
Dr. J.R.O. konnte in seiner Jugend die 1000 m nicht unter 3 min laufen. Eigentlich eine Zeit, bei der jeder Trainier abwinkt und sich anderen, schnelleren zuwendet. J.R. war aber so ehrgeizig, dass er sich schon als Jugendlicher auf das Marathon-Training stürzte. Wir selbst im Verein sahen das gar nicht gerne. Ich erteilte ihm als sein Trainer damals zumindest für den Sonnabend Trainingsverbot. Das Resultat war, dass ich ihn an diesem Tag dennoch auf einem selten gelaufenen Kurs beim Training erwischte. Ich habe ihn dann zwar "zusammengefaltet", aber geholfen hat es nichts, der Junge trainierte weiter auch sonnabends.
Aber die harten Übungen blieben nicht ohne Folgen. J.R. lief als 19-jähriger Jugendlicher beim Berlin-Marathon 1988 eine 2:28:08. Das war eine wahre Spitzenleistung. Eine Zeit, die in Deutschland von Jugendlichen seit Jahren nicht mehr erreicht wird. Als J.R. mit seinem Studium begann, musste er leider dem Leistungssport ade sagen. Er trainiert aber immer noch etwas und läuft jährlich bei unserer Staffel mit und erzielt regelmäßig überdurchschnittliche Zeiten.