Ende Januar beginnt es im Training nun tatsächlich zur Sache zu gehen. Greif-Club-Mitglieder spüren das schon einen ganzen Monat. Wer im Frühjahr wettkampforientierte Ziele hat, die eigenen Zeiten verbessern oder wenigstens daran anknüpfen will, dem wird das spätestens jetzt ganz unbequem bewusst.
Trainingseinheiten aus der Abteilung Attacke stehen zunehmend auf dem Plan. Und das in einer Zeit, in der du feststellst, dass deine Lauftight bei den Waschvorgängen diesen Winters wohl eingelaufen ist, die Hügel deiner Laufstrecke heimlich von jemandem aufgeschüttet wurden und du sicher bist, dein Trainingspartner nimmt seit geraumer Zeit verbotene Substanzen zu sich. Anders kann das, was du gerade im Training fühlst, ja gar nicht verursacht sein. Oder doch?
Ganz klar: Die Zeit des Winterschlafs ist endgültig vorbei!
Du willst aber in diesem Jahr angreifen, Zeiten hinlegen, die deinem Holger Meier das Blut in den Adern gefrieren lassen. Du willst dir endlich die Urkunden abholen, die du voller Stolz und immer wiederkehrender Gänsehaut in ferner Zukunft noch deinen Enkeln zeigst, anstelle ihnen Grimms Märchen vorzulesen. War es nicht das, was du dir zum letzten Saisonende vorgenommen hast?
Auf den Weg, der dich dort hin führt, gehören unbedingt auch Aufbauwettkämpfe. Das sind Rennen im Vorfeld zur Standtortbestimmung, die ihrerseits allerdings auch einen gehörigen Trainingsreiz auf dich ausüben und als regelrechter Formstoß wirken. Wir müssen alljährlich bitterlich weinen, verursacht durch die Vielzahl an Läufern, die fleißig und strukturiert trainieren, ihre gegebenen Fähigkeiten jedoch nie erschöpfend abrufen, obwohl dies das Ziel ihres Fleißes ist. Da wird der Frühjahrsmarathon gelaufen, vorher nichts, im Sommer 2 Kirmesläufe und im Herbst wieder einmalig durch globale Hauptstädte getingelt.
Der einzelne Wettkampf als solcher bringt dir nicht nur eine Menge Spaß, sondern dich auch noch enorm voran, egal welche Endzeit dabei heraus gekommen ist. Voll gelaufen steigert er dein Vermögen isoliert betrachtet mehr als jedes einzelne Tempotraining. Du musst also jetzt schon gelegentlich mit Startnummer auf die Piste, willst du am Hauptwettkampftag, um den sich all dein läuferischen Handeln dreht, 100% deiner aktuellen Möglichkeiten abrufen.
Der Aufbauwettkampf gibt dir darüber hinaus die Möglichkeit, dich in deiner Entwicklung zu positionieren. Auch dann, wenn es bei dir persönlich nicht um Bestenlisten und Siege geht, hast du sicherlich bei lokalen Rennen im Jahresverlauf immer die gleichen Gegner um dich herum. Prüfe im Rennen, wo du stehst im Vergleich zu denen.
Horche in dich hinein, welche Fähigkeiten du bereits hast, und woran du noch arbeiten musst. Probiere in einem vergleichsweise unbedeutenden Aufbaurennen doch auch mal neue Verhaltensweisen aus, die du dich bisher nicht getraut hast. Prüfe ab, ob du beim Holger Plattlaufen im Überholvorgang einen langen Zwischensprint aushältst oder dergleichen. Wann kannst du einen Endspurt anziehen? Was passiert eigentlich, wenn du sehr schnell oder auch sehr langsam angehst?
Banalitäten? Erinnere dich an unsere Taktikserie im Newsletter. Die Fähigkeiten zu verschiedenen Wettkampftaktiken können über Siege und gute ganz persönliche Zeiten entscheiden. Dazu muss das eigene Laufvermögen auch von jahrelang erfahrenen Läufern immer wieder aufs Neue geprüft, persönliche Grenzen jährlich neu ausgelotet werden.
Das nennt man dann Erfahrung!
Die Möglichkeiten dazu geben dir die vergleichsweise unbedeutenden Rennen vor deinem Hauptwettkampf, bei dem du alles von dir Erreichbare schaffen willst. Zu einer vollständigen Vorbereitung gehört deshalb nicht nur das "nackte" Training, sondern auch die ständige Überprüfung der eigenen Fähigkeiten, was niemandem auf gleichem Niveau im Training gelingt!
Ideal sind in dieser Zeit 1-2 Wettkampfteilnahmen pro Monat!
Was ist aber, wenn du nun, Ende Januar, nach eigener Einschätzung völlig außer Form bist und meinst, dass du von deiner eigenen Streckenbestzeit des Vorjahres geradezu selbst überrundet wirst?
Herzlich Willkommen in der Gemeinschaft, so geht es zur Zeit den meisten. Beherzige bitte immer im Hinterkopf, dass die Meister des Sommers im Winter gemacht werden. Wer im Winter bereits seine maximalen Möglichkeiten hergestellt hat, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit seine bestmögliche Form nicht bis in die Hauptwettkämpfe durchbringen.
Gönne deinem Holger also auch mal in diesen Tagen einen Sieg über dich. An deinem ganz persönlichen Tag der Abrechnung, dem Hauptwettkampf, wird dein Sieg über ihn, deine persönliche Bestzeit, die hervorragende AK-Platzierung, süß schmecken.
Wer ausführlich recherchiert, findet je nach Wohngegend rappelvolle Terminkalender mit lokalen Rennen. Während es mit klassischen Volksläufen zurzeit noch mau aussieht, gibt es fast in jeder Gegend Crossläufe. Heutzutage werden viele davon zwar ihrer Bezeichnung nicht mehr gerecht, führen sie doch über mitunter gut befestigte Waldwege. Eigentlich spielt das aber auch keine Rolle. Es geht um den Grad der Anstrengung für dich im Rennen.
Geht es zeitlich näher an deinen Hauptwettkampftag heran, suche dir nun unbedingt mehrheitlich vermessene, und gut zu laufende Straßenkurse. Die erreichte Zeit in solchen Aufbaurennen gibt dir Hinweise auf dein Rennvermögen am Wettkampftag. Beachte dazu auch unseren Newsletter vom 08.04.2008.
Man sieht sich im Rennen! ;-)