Mag sein, dass manche langjährige Leser dieses Newsletters oder Kunden der Firma Greif mich noch kennen. Von 2000 bis 2014 arbeitete ich hauptberuflich bei Peter Greif. In den Beruf und die Firma kam ich als ehemaliger Bundespolizist mit voller Leidenschaft. In früher Jugend war bei mir eine unendliche Liebe zum Laufen entstanden. Ohne Druck vom persönlichen Trainer vor Ort oder den Eltern war der Wunsch da, auszuloten, zu was ich "auf dem Acker" und auf der Straße in der Lage war. Nach einem Countdown zur Bestzeit eines gewissen und mir Mitte der 80er Jahre völlig unbekannten Peter Greif lief ich als noch 17-jähriger im Herbst 1987 in Berlin meine Marathon-Bestzeit von 2:45:55 h. Und 20 Jahre später nach dem "Seniorenplan" des gleichen Harzer Kauzes immerhin nochmal 2:48:09 h.
Sein Marathonplan war damals regelrecht revolutionär. Es gab nichts vergleichbares. Vor allem gab es keine vergleichbare Sprache und Klartext. Hier hatte jemand geschrieben, der mit voller Hitze und "Geilheit" bei der Sache war, beim Laufsport. Dem es in erster Linie um das bestmögliche Ergebnis der Läufer ging, die nach seinem Plan trainierten. Nicht um seichtes und kuscheliges Geschwafel, was eine Mehrheit lesen möchte und damit die Auflage erhöht. Klare Ansage. Und er war und ist bis heute hoch erfolgreich. Das machte mich an. Erheblich!
Schon als junger Mann empfahl ich aus tiefster Überzeugung seine Pläne. Nach dem freiwillig gewählten Ende des Beamtenverhältnisses auf Lebenszeit landete ich bald dann auch folgerichtig in seiner noch recht jungen Firma. Wer Peter Greif kennt, weiß, da krachte es zwischen uns nicht selten im Gebälk, so dass Marder und Waschbären daraus herabregneten. Was uns aber verband war die volle und aufrichtige Liebe zu dem, für das wir uns begeisterten und irgendwie auch bis heute leben: Dem Langstreckenlauf!
Die Reihenfolge der Prioritäten seiner Trainingspläne, in erster Linie den Läufern das Beste zu liefern und erst dann an kommerzielle Motive zu denken, fand ich in Peter´s Firma wieder. In damals noch sehr eingeschränkter Auswahl auf dem Markt an Laufsportartikeln ging es hier darum, von ganzem Herzen den Läufern Dinge anzubieten, die wir für wahrhaftig sinnvoll hielten. Schließlich war das Hauptgeschäft unsere Trainingsreisen und die immer mehr gebuchten individuellen Trainingspläne. Firmen oder Einzelartikel, die im Ganzen unserer subjektiven Prüfung nicht stand hielten, schafften es nicht in unseren gedruckten Katalog. Und Hersteller, die unsere Philosophie nicht teilen wollten, fanden den Weg ihrerseits nicht zu uns. Für unsere Kunden nur das, wofür wir stehen. Na klar war und ist das auch unser Job. Na klar muss auch Geld verdient werden. Arbeitest du etwa kostenlos? Dennoch: Wahrhaftigkeit und Aufrichtigkeit zu dem, wo unser Herz liegt, trieb und treibt uns an!
Warum läufst du? Kannst du das für dich beantworten? Die Motive sind definitiv sehr vielfältig. Bei uns läuft fast wie in einem Schmelztigel sehr viel Information zusammen. Ein Schwarmwissen trifft auf Erfahrung und wissenschaftliches Hintergrundwissen. Verblüffende läuferische Lebensgeschichten laufen bei uns zusammen. Beeindruckend! Man kennt sich nach einer Zeit. Wenn du Stammkunde bist und uns bei Datenspeicherung nicht gleich böse Absicht unterstellst, dann rufst du bei uns an und fragst beispielsweise nach einem neuen Schuh für dich. Dann schauen wir nach, schwatzen ein wenig mit dir über deine Erfahrungen und haben eine Lösung für dich. Oft wissen wir schon beim Anruf was du brauchst, wenn du nur deinen Namen sagst und wir uns schon länger kennen. Das hast du mit Glück auch bei deinem Shop vor Ort, wenn das Personal nicht zu häufig wechselt. Aber wer den nicht hat, der kann uns haben.
Laufen ist total einfach. Kann jeder halbwegs gesunde Mensch. Du brauchst nicht viel dazu, auch wenn das gerade geschäftsschädigend ist. Und wenn du dich verbessern willst, unabhängig davon wo du stehst, dann ist klar, dass du die Komfortzone nach sinnvoller Struktur auch verlassen musst. Dann bist du bei uns richtig. Egal wo du jetzt stehst. Du brauchst dazu eine persönliche Unterstützung, einen Trainer der sich mit dir beschäftigt. Der fühlen kann, wie es um dich steht. Ob du schon so fertig bist, dass dich die Geier umkreisen und du eine andere Einheit trainieren musst oder der dir auch klar hinten rein tritt, wenn du heute einfach mal mehr leisten musst, um deine von dir definierten Ziele zu erreichen. Das kann absolut keine App. Das kann nur ein Mensch. Und dafür sind wir da. Laufen unplugged. Aber mit Liebe zu dem was wir tun.
Seit einem Jahr trainiere ich einen jungen Flüchtling aus Afghanistan. 18 Jahre alt. Klasse Typ. Spricht schon erfreulich gut deutsch. Mir ist total wurscht, dass er Flüchtling ist. Da steht ein Mensch der laufen und sich verbessern will. Also kümmere ich mich. Die einzige Sonderbehandlung: Ich spreche eben etwas langsamer und erkläre genauer. Und tausche mich ernsthaft interessiert über die Kulturen aus. Es ist soweit gekommen, dass ich ihn auf dem Rad begleiten muss. Denn erstens packe ich es nicht mehr und zweitens erfährt er durch mich die Trainingsphilosophie von Peter Greif. Nicht 1:1. Manche Einheiten kann ich ihm einfach nicht erklären. Da sind sprachliche und andere individuelle Hürden zu hoch. Aber die starke Spreize aus Zuckerbrot und Peitsche erfährt auch er mit Dankbarkeit. Denn er gehört nach nur einem Jahr Training zu den schnellsten Läufern der lokalen Gegend. Als Folge der Verbesserung dieses jungen Mannes ist auch bei ihm der Laufsport das Zentrum seines hiesigen Lebens geworden. Ich glaube, er ist glücklich. Mich freut das!
In der vergangenen Woche bibberte Deutschland unter der Kälte. Aber eigentlich war es doch tolles Wetter zum Laufen. Die Böden endlich einmal trocken nach wochenlangem tiefen Matsch. Wer nach einem Greif-Plan trainiert, hat schon gut etwas zu tun um diese Zeit. Aber bedeutet das weniger Spaß? Im Gegenteil. Die Freude an der eigenen Verbesserung trifft auch auf die Gefühle, die wir draußen in der Natur erleben. Hier im Norden kehren längst die Kraniche zurück. Die ersten Vögel singen. Man hört sie übrigens dann, wenn man ohne Kopfhörer läuft. ???? Die Sonne hat spürbare Kraft. Die Tage werden länger, man startet zum Lauf je nach Arbeitszeit auch abends noch vor der Dunkelheit. Was haben wir alle nur für ein großartiges Hobby!
Manchmal fügen sich Dinge in verblüffender Weise zusammen. Heute, am 6. März 2018 fühle ich mich veranlasst, für Peter diesen Newsletter zu schreiben. Ohne dass er mich drum gebeten hat. Ausgerechnet heute liegt das Laufmagazin Spiridon in meinem Briefkasten. In Zeitschriftenform das kleine gallische Dorf umringt von Mainstream-Magazinen, die austauschbar und zeitlos sind, weil monatlich dasselbe drin steht und die ich schon lange noch nicht mal mehr durchblättere. Ich bin Abonnent der Spiridon seit 1987. Ausgerechnet in dieser Ausgabe erscheint ausgerechnet heute ein ganzseitiger Artikel von Peter Greif und einem Kern seiner Trainingsphilosophie. Der wirklich wichtigsten Maßnahme im Training. Einem kleinen Geheimnis. So banal, so effektiv, so oft ignoriert. Und schon finde ich mich wieder. So ist es. Das ist Laufsport, wie ich ihn liebe. Pur. Lösungsorientiert. Nicht schön geredet. Erfolgreich. Mit Freude dazu.
Alles Gute in diesen Tagen,
dein Hansi Köhler