In jungen Jahren pflegte ich ein Ritual vor dem Rennen, welches mir immer noch nachschleicht: Vor einem Wettkampf, zog ich meine schwersten Schuhe an und lief mich damit ein. Es war grässlich auf dem Startumfeld herum zu schleifen. Aber bald sollte es besser werden. Das Schlachtschwert - sprich die Wettkampfschuhe - warteten auf mich.
Es schaudert mich heute noch, wenn ich die 350 Gramm Latschen auszog, um anschließend meine Wettkampfschuhe anzuziehen. Das waren dann meistens etwa 200 Gramm an jeden meiner Füße, die mir fast Flügel verliehen.
Diese leichten Laufschuhe schlichen mir aber auch noch in den letzten fünf Jahren hinterher, in denen ich gar nicht mehr laufen konnte.
Der Grund war eine Herzoperation. Nach einer Herzinfektion musste ich mit einem Antibiotikum behandelt werden, welches bekannter Weise gleichgewichtsschädlich war. Es gab aber keine andere Möglichkeit.
In etwa 150 Infusionen dieses Medikaments ließ man es in mich hinein laufen. Dann war die Infektion zwar weg, aber ich konnte nicht mehr normal gehen, an Laufen war nun gar nicht mehr zu denken. Mein Gleichgewichtssinn war praktisch komplett zerstört.
Ich musste nach der Erkrankung erst wieder gehen lernen. Eine Hilfe waren unter anderem natürliche Gleichgewichtsrezeptoren in den Fußsohlen, die mir halfen leidlich gehen zu können.
Nachfolgend konnte ich nur in Laufschuhen gehen. In den Jahren verbesserte sich der Gleichgewichtssinn wieder etwas, aber ich kann immer noch nicht sicher auf weichem Boden gehen.
In der Zwischenzeit geht es mir wieder recht gut, Radfahren gelingt wunderbar. Und ich konnte zu meiner großen Überraschung erfahren, dass ich mich in Wettkampfschuhen, gegenüber Stabilschuhen, deutlich besser fortbewegen konnte.
Gerade machte ich wieder einmal eine positive Erfahrung mit den Wettkampfschuhen. So reiste ich auch in den letzten Wochen (Winter 2017) mit meiner Lebensgefährtin in eine tropische Region in den Urlaub.
Mein Begleiter war ein leichter New Balance RC 5000. Dieser Schuh versetzte mich schier in einen Rausch. Ich war so verrückt, dass ich jeden Morgen auf einen ellenlangen Hotelflur einen Sprint absolvieren konnte.
Dieser Wettkampfschuh wiegt gerade 120 Gramm, bei einer Größe von 13 US. Leider haben wir diesen Schuh nicht mehr im Angebot. Nur einen ähnlichen Schuh wie den Saucony Endorphin Racer 2. Dieser wiegt bei Größe 12,5/170 g. Ein immer noch super leichtes Geschoss (Stand 30.01.2017).
Die letzten Zeilen war eine Mischung zwischen Laufphilosophie und Technik. Aber wie ist es eigentlich mit den ganz leichten Wettkampfschuhen, können wir durch deren Leichtgewicht schneller im Wettkampf laufen? Es könnte ja sein, dass wir mit den schweren Trainingsschuhen genauso schnell laufen könnten, wie mit den Leichtgewichtstretern?
In "Alex Hutchinsons Lauflabor" auf der Seite von Runner`s World wird Licht auf die Gewichtsfrage gebracht. Der Titel lautete "Wie viel langsamer machen schwere Schuhe?" Hier ein Auszug aus diesem Artikel:
"Welchen Einfluss hat das Gewicht eines Laufschuhs auf die Leistung?"
"Wie erwartet, zeigten die Ergebnisse, dass sich die Laufökonomie um 1,11 Prozent pro 100 Gramm, die dem Schuh hinzugefügt wurden, verschlechterte. Die Zeiten der 3000-Meter-Läufe erhöhten sich indessen um 0,78 Prozent pro 100 Gramm.
Das unterstützt die Aussage, dass sich Veränderungen in der Laufökonomie auch in einer veränderten Laufzeit widerspiegeln. Trotzdem: 1,11 und 0,78 Prozent sind nicht dasselbe.
Ein möglicher Grund dafür ist, dass die Laufökonomie bei einer Geschwindigkeit von 7:40 Minuten pro Meile gemessen wurde, während das durchschnittliche 3000-Meter-Lauftempo 5:36 pro Meile betrug. Ist es möglich, dass der Effekt des zusätzlichen Gewichts in den Schuhen, davon abhängt wie schnell man läuft?
Mit einem Wort: Ja. Eine frühere Studie, die die Auswirkungen des Schuhgewichts auf die Laufökonomie untersuchte, betrachtete dabei unterschiedliche Geschwindigkeiten und erkannte, dass bei höherem Lauftempo die Auswirkungen geringer waren.
Um genau zu sein, bei 5:30 pro Meile konnten sie eine Veränderung von 0,8 Prozent pro 100 Gramm feststellen - "auffällig nah", meinen die Forscher, an den 0,78 prozentigen Veränderungen der 3000-Meter-Laufzeiten in der neuen Studie.
Ein faszinierender Gedanke: Die Forscher betonten, dass der aktuelle Marathonweltrekord von 2:02:57 Stunden in Schuhen gelaufen wurde, die 230 Gramm wiegen. Zieht man 100 Gramm ab, würde man theoretisch (bei 0,78 Prozent pro 100 Gramm) 57,5 Sekunden gewinnen. Zieht man das gesamte Gewicht der Schuhe ab, so würde man 2:12 min gewinnen.
Dabei gibt es jedoch ein Problem. Ohne Schuhe, verliert man die Polsterung, welche nach Krams vorheriger Forschung, die Laufökonomie um 3 bis 4 Prozent verbessern kann.
Tatsächlich, wie eine weitere Studie Krams zeigt, kann man dieselben Vorteile ohne Schuhe haben, wenn man den Boden mit 10 Millimeter dickem Schaum polstert.
Ob die 2-Stunden-Marathon-Marke in Zukunft auf einer komplett mit EVA-Schaum bedeckten Strecke und von einem Läufer ohne Schuhe gebrochen wird?"
Wenn ich es so betrachte, werden wir "Normalen" beim Tragen von leichten Wettkampfschuhen verhältnismäßig immer schneller werden. Denn es werden in etwa 95% von uns schwerer sein, als der Weltrekordler Dennis Kimetto.
Jetzt kannst du auch einmal überlegen, welche Zeit du erreichen kannst, wenn du superleichte Schuhe im Marathon oder anderen Wettkämpfen trägst.