Es gibt eine Angst vor Wettkämpfen, besonders vor zuviel Wettkämpfen. Eine große Anzahl von Läufer(innen) fürchtet sich bei Rennen zu verschleißen. Ebenso bereitet es nicht gerade wenigen von uns Unbehagen, wenn sie am Wochenende statt eines 35-ers einen Wettkampf bestreiten sollen.
Ideal über den Jahresverlauf sind 20 Rennen. Ich selbst bin auch schon über 30 gelaufen. Musste dann aber einsehen, dass dies des Guten zuviel war. Aber dennoch: Bei uns in der LG Seesen konnte man die Qualität eines Läufers oder Läuferin auch an der Anzahl der Wettkämpfe pro Jahr festmachen. Die, die meisten Rennen bestritten, waren auch die Schnellsten.
Über die Gründe könnte man natürlich spekulieren, vielleicht sind sie nur so oft gerannt, weil sie so schnell waren. Wenn man die Situation aber in der Gesamtheit betrachten konnten, wie ich es als Trainer konnte, dann bleibt festzustellen: Wer viele Rennen bestreitet wird hart. Im Geiste und auch im Tempo.
Ich gebe es zu, ich bin mit schuldig an dieser Situation! Erst gebe ich den Leuten Trainingspläne zur Marathonvorbereitung, bei denen sie an jedem Wochenende 35 km laufen müssen und dann sollen sie aber dieser Empfehlung trotzen und den 35-er ausfallen lassen, um ein Rennen zu bestreiten. Das stellt einige vor Probleme, denn die Überzeugung ist groß, dass diese langen Läufe unbedingt sein müssen, um einen guten Marathon im Frühjahr laufen zu können.
Einige von den Bananenwegessern tippen sich vor den Kopf, wenn wir schon im Dezember anfangen mit den langen Läufen. Weil sie nicht verstehen, welches die Gründe für dieses Verhalten sind. Wir brauchen erst einmal drei Trainingsläufe über 35 km, dann hat man die Strecke "drin". Das heißt, man hat keine Probleme mehr diesen Umfang überhaupt schaffen zu können.
Von dann an ist es nicht mehr unbedingt nötig im frühen Winter an jedem Wochenende eine lange Runde laufen zu müssen. Jetzt sollten unbedingt schon Wettkämpfe gelaufen werden. Ideal sind Crossläufe oder die beliebten Winterserien. Ideal sind 3 Wettkämpfe in zwei Monaten. Einer davon sollte unbedingt ein Halbmarathon sein.
Wer dann aber erst im Februar mit den langen Runden beginnt, hat dann das Problem die 35 km noch gar nicht im Griff zu haben. Dem folgt, dass er oder sie in dem Zeitraum wo es angebracht wäre Rennen zu laufen, gar keine Zeit dafür hat und dazu auch noch ständig "kaputt" ist, weil man sich noch mit der Abwicklung der 35 km herumschlägt.
Darum merke: Wer früh anfängt mit Training und Wettkämpfen, liegt bei der Bestzeitenernte immer vorn. Und hat zu dem die wärmeren Duschen zur Verfügung!!
Nur in den letzten 8 Wochen vor dem Marathon sollte man sich hauptsächlich dem Training widmen. Ein Halbmarathonrennen 5 - 3 Wochen vor dem Hauptwettkampf ist aber zur Standortbestimmung unbedingt nötig.
Vielen ist nicht klar, dass ein mit vollem Einsatz gelaufener Halbmarathon einen ungleich höheren Trainingseffekt hat, als ein 35 km Training. So ein Rennen gibt Härte und Stehvermögen. Wer gut trainiert, sollte in der Lage sein, sein 21,1 km-Renntempo aus dem Februar im April im Marathon durchlaufen zu können.
Eine ideale Wettkampfabfolge in einer Wintervorbereitung mit einem Marathon-Ziel wie zum Beispiel auf Hamburg, könnte so aussehen:
31.12.07 Silvesterlauf
05.01.08 35 km
12.01.08 35 km
19.01.08 Cross oder 10 km Straße
26.01.08 35 km
02.02.08 Cross oder 15 km Straße
09.02.08 35 km
16.02.08 35 km
23.02.08 Halbmarathon ideal, auch 10 km
01.03.08 35 km
08.03.08 35 km, Halbmarathon möglich, auch 10 km
15.03.08 35 km, Halbmarathon möglich, auch 10 km
22.03.08 35 km, Halbmarathon möglich, auch 10 km
29.03.08 Halbmarathon ideal
05.04.08 35 km
12.04.08 35 km
19.04.08 35 km
26.04.08 Hamburg-Marathon
03.05.08 20 km
10.05.08 Ideal für 10 km und Halbmarathon
Natürlich sind diese Empfehlungen kein "Gesetz". Die Rennen können sowohl auf anderen Tagen liegen und auch andere Längen haben. Sie gelten natürlich auch nur für erfahrene Läufer(innen). Unerfahrene und Leistungsschwächere sollten auch nicht schon wieder 14 Tage nach einem Marathon einen anderen Wettkampf bestreiten.