Sicher kennen Sie auch eine Menge Läufer(innen) in Ihrer Umgebung, die Sie schon auf mehreren 100 m am Schritt erkennen. Jahrelang ist Ihr Auge geschult worden, von dem immer gleichmäßigen Schritt dieses Sportlers. Ach ja, da hinten kommt er wieder! Mal läuft er etwas schneller, mal ein bisschen langsamer, aber so richtig schnell, läuft er nie.
Ja, solche Typen kennen wir alle. Teilweise bestehen ganze Gruppen aus solchen Läufer(innen). Immer schön in einem Tempo, manchmal hängen einige zurück, weil sie etwas zu lange gefeiert haben, aber richtig Feuer ist nie drin in solchen Gruppen. Diese verteidigen aber eisern ihre Philosophie: "Wir laufen nur zum Spaß, wir sind keine Profis!" Wissen Sie, mit dem Alter bin ich ja ziemlich ruhig geworden, aber wenn dieser Spruch kommt, dann stehen meine Schnürbänder senkrecht. Unterstellt er doch zweierlei: 1. Die, die sich mehr Mühe geben mit dem Laufen, haben keinen Spaß daran und 2. diese "Profis" laufen ja nur, die haben keinen Beruf, keine Familie und in deren Leben finden keine weiteren Aktivitäten statt.
Der Witz bei dieser Sache ist aber, dass genau diese "Spaßhaber" sich bei Volksläufen untereinander bis auf den letzten Schweißtropfen bekämpfen. Genaustens werden die einzelnen Altersklassen-Platzierungen gegen einander aufgewogen. Die Diskussion, ob der vorletzte Platz in der M45 wertvoller ist, als der 5. Platz in der W40 kann eine ganze Einheit lang andauern. Es werden nur noch ganz genau die unmittelbaren Gegner in den Altersklassen betrachtet und diskutiert, aber alles was darüber hinaus schneller war, ist der Erwähnung nicht wert: "Das sind doch die Profis!"
In der Regel sind diese Menschen durchaus angenehme Zeitgenossen und die meisten in den Gruppen denken sicher auch anders. Aber die bemerkt man ja nicht, dass einzige was auffällt, ist diese "Hetzerei" gegen die Läufer(innen), die etwas ernsthafter trainieren. Und ich weiß nicht, ob nur ich das so empfinde, dass dieses Verhalten in den letzten Jahren immer schlimmer geworden ist.
Vielleicht krankt unser ganzes sportliches System an diesem Dilemma. Mittelmäßig erfolgreiche Sportler werden abqualifiziert, sie sind nicht wichtig, es gelten nur noch die Sieger der größten sportlichen Ereignisse und die Masse "Spaßhaber". Beide sind wichtig für Medien und Industrie.
Es gibt noch eine zweite Gruppe von Läufer(innen), die behaupten auch von sich: "Wir sind keine Profis!" Dort geht es genau umkehrt zu, wie in dem oben geschilderten Fall. In diesen Gruppen läuft das Adrenalin vor dem Training literweise durch die Blutgefäße der Aktiven. Über diese Typen werde ich in einem meiner nächsten Newsletter berichten.