Wow, was für ein Tag dieser gestrige Sonntag! Nach all den Corona bedingten Wettkampf-Absagen war unser RunTogether-Marathon/Halbmarathon gestern rund um den Cospudener See in Markleeberg südlich von Leipzig für alle Beteiligten ein absolutes Highlight.
Als ich vor 2 Monaten die RunTogether-Aktion programmierte, schrieb ich einige Club-Mitglieder an, ob sie in diesem Rahmen nicht gern noch in 2020 einen schnellen Marathon laufen wollten. Aufgrund der Zusagen hatten wir die "Zielzeit" des Laufes auf 2:40 h gesetzt. Dies war jedoch nicht Voraussetzung, es wären auch 3:40 h Läufer und Läuferinnen willkommen gewesen. Letztlich gab es 5 Zusagen von 3 Marathonläufern für Zeiten von 2:40 h und darunter, sowie von 2 HM-Läufern mit einer Zielzeit von 1:20 h. Das sah nach einer homogenen Truppe aus.
Wie es immer so ist, kommt natürlich bei dem einen oder andern etwas dazwischen. So erkältete sich ein Marathonläufer im Vorfeld und musste absagen. 3 Tage vor dem Lauf gab es im Gymnasium der Tochter eines HM-Läufers einen Corona-Fall, so dass auch er vorsichtshalber absagte.
So blieben mit Hendrik Löschner aus Leipzig und Micha Bähr aus Thüringen 2 Marathonläufer sowie Sebastian Jägerfeld aus dem Harz ein Halbmarathon-Läufer. Alle 3 sind Läufer aus dem Greif-Club. Hendrik und Micha wollten deutlich unter 2:40 h laufen, Sebastian unter 1:20 h. Das passte vom Tempo gut zusammen.
Hendrik Löschner (M35) ging mit einer Bestzeit von 2:37 h aus 2017 an den Start. Im September lief er in der Vorbereitung, als es noch möglich war, einen HM in Usti Nad Labem (CZE) in der Klassezeit von 1:13:13 h. Er konnte im Training problemlos 35:00 min über 10 km laufen und war somit in Topform.
Micha Bähr (M45) erwischte ich mit meiner Mail glaube ich damals im Urlaub. Er war sofort dabei und warf sich anschließend ins Training. Bei ihm stand eine Bestzeit von 2:39 h zu Buche. Im Vorfeld gewann er einige kleinere „krumme“ lokale Rennen.
Sebastian Jägerfeld (M35) ging mit einer HM-Bestzeit von 1:19:33 h ins Rennen. Im Frühjahr lief er im Rahmen unserer Challenge im Sololauf eine 1:20:12 h! Über die 5 und 10 km verbesserte er damals seine Bestzeiten ebenfalls im Sololauf deutlich. Er hatte im Sommer einige Zeit Probleme mit einer gebrochenen Rippe, die ein Lauftraining unmöglich machte. Rechtzeitig konnte er aber wieder ins Training einsteigen und die Form ging von Woche zu Woche hoch.
Wir trafen uns am gestrigen Sonntag um 9 Uhr zum Start am Cospenuder See in Markleeberg. Die Runde war mit 10,725 km vermessen. Es waren also knapp 2 bzw. 4 Runden zu laufen. Die Bedingungen waren perfekt: 12 Grad, wolkenlos und ein Wind von ca. 15 km/h aus Süden. Traumhafte Marathonbedingungen auf einer extrem schnellen Strecke.
Hendrik hatte 3 Tempomacher organisiert. Roberto machte bis km 15 eine hervorragenden Job, in der 3. und 4. Runde übernahm jeweils ein anderer Läufer für eine Runde. Dazu kamen incl. mir 4 Radbegleiter, die zum Ende jeweils einen Läufer ins Ziel begleiteten.
Start
Am Start gesellten sich noch Robert und Tino zu uns. Sie wollten kurz „Hallo“ sagen, Erfolg wünschen und selbst einen längeren Trainingslauf machen. Den beiden wiederum schloss sich Nadine an, die eine Runde mitlaufen wollte. Ungewollt erzielte Nadine, die anschließend freundlicherweise die „Verpflegungs-/Wasserstation“ betreute, eine neue persönliche Bestzeit über 10 km!
Das Tempo am Anfang war hoch, aber sehr konstant. Die Erfahrung der 3 Jungs und die Arbeit von Roberto machte sich da bezahlt, sie stimmten sich auch gut ab. Die km-Splits lagen am Anfang konstant zwischen 3:42 und 3:45 min. Die 5 km Durchgangszeiten bis km 15 bei ca. 18:46 min, 18:37 min und 18:36 min. Bei km 15 musste Sebastian leicht abreißen lassen. Bei km 17 verschwanden Hendrik und Micha kurz im Busch. Sebastian lief an beiden vorbei, wurde allerdings ca. 1 km später wieder von Hendrik überholt. Ab diesem Zeitpunkt war die Gruppe gesprengt. Aber es gab ja weiterhin die Radbegleitung und bei Hendrik die Tempomacher.
Auf der Strecke
Ich selbst blieb die restlichen 4 km der 2. Runde bis zum HM-Ziel bei Sebastian und versuchte ihn so gut es ging anzufeuern. Es war bereits früh abzusehen dass es eine tolle Zeit werden würde. Sein vierter 5 km Abschnitt war mit 18:52 min nur geringfügig langsamer. So kam er letztlich mit einer neuen Bestzeit von 1:18:48 h (offizielle Zeit) ins Ziel.
Hendrik hatte die HM-Marke bei 1:18:00 h passiert, Micha lief, Buschgang bedingt, 20 m hinter Sebastian bei ca. 1:19:00 über die Linie. Die Zwischen-Zeiten lagen damit absolut im Limit für neue Bestzeiten.
Beide drehten jetzt etwas mehr auf. Micha lag weiter bei km Splits zwischen 3:41 und 3:43 min, mit Ausreißern von 3:37 und 3:39 min. Bei km 30 lag Hendrik etwa 1:30 min vor Micha. Ab hier lies Hendrik 5 km Abschnitte in 18:20 min und 18:22 min folgen. Micha hatte auf den letzten 7 km zunehmend mit Krämpfen zu kämpfen und musste etwas das Tempo drosseln, wenn man bei etwa 3:50 min/km davon reden kann.
Henrik mit Tempomacher und Radbegleitung
Um es kurz zu machen: Hendrik kam mit einer Zeit von 2:34:58 h (zweite Hälfte in 1:16:58 h!!) und Micha mit einer Zeit von 2:37:56 h (zweite Hälfte 1:18:56 h) ins Ziel. Für beide war es ebenso wie für Sebastian eine deutliche Steigerung der persönlichen Bestzeit! Herzlichen Glückwunsch dazu! Ihr habt alle 3 ein perfektes Rennen abgeliefert!
Im Ziel von links nach rechts: Sebastian, Hendrik, Micha
Robert und Tino die sich zu einem "lockeren Trainingslauf" zu uns gesellt hatten, liefen übrigens auch den Marathon durch. Tino kam nach 3:25:00 h und Robert nach 3:27:12 h ins Ziel. Für Robert war es nach 7 Jahren verletzungsbedingter Laufabstinenz das Marathoncomeback!
Was bleibt in Erinnerung? Ein tolles Event mit fantastischen Ergebnissen von allen Mitstreitern, auf einer der zweifellos schnellsten Strecken in Deutschland. Die Stimmung unter allen Beteiligten war großartig und es gab sofort den Ruf nach einer Wiederholung (auch für kürzere Distanzen), da sich die aktuelle Lage nicht so schnell zu ändern scheint. Vielfach bekomme ich die Begründung „mir fehlen die Zuschauer“ wenn es darum geht, Solo zu laufen. Nun ja, Zuschauer hatten wir vor allem in den letzten beiden Runden genügend. Bei dem Traumwetter zog es reichlich Fußgänger, Radfahrer und Skater auf die Runde an den See, die als Zuschauer herhalten konnten. Diese behinderten das Laufen allerdings nicht.
Da sich die aktuelle Lage derzeit nicht besser wird, sollten wir in den nächsten Monaten die Möglichkeiten nutzen die uns bleiben und nicht den Kopf in den Sand stecken und jammern. Eine Möglichkeit davon ist unsere RunTogether-Aktion. Hast du dir schon einmal die darin liegenden Vorteile vor Augen geführt? Sehen wir es doch mal positiv:
- Du kannst dir die perfekte Strecke suchen und sie den Bedingungen selbst anpassen. So sind wir gestern auf einer topfebenen Strecke bei Südwind gegen den Uhrzeigersinn um den See gelaufen. Auf der Westseite stehen Bäume die den Wind weitgehend abdecken, auf der Ostseite hatten wir Rückenwind. Bei Nordwind wären wir einfach in Uhrzeigersinn gelaufen.
- Du kannst dir deine persönlichen Tempomacher organisieren. Dies können dir Windschatten bieten und dir ein konstantes Tempo vorgeben.
- Du hast die Möglichkeit, dir eine Radbegleitung zu organisieren. Diese kann dir Getränke, Verpflegung usw. an jedem Punkt der Strecke reichen und dich unterwegs anfeuern.
- Du kannst dir Verpflegungspunkte einrichten dort wo du sie benötigst mit dem was du brauchst.
- Wenn du 2-5 Mitstreiter findest und jeder bringt noch eine Begleitung mit, dann habt ihr genügend Zuschauer die euch anfeuern und im Ziel feiern können. Brauchst du wirklich 1000 Läufer die du nicht kennst? Oder reichen 2-5 die du kennst und mit denen du ein solches Event durchziehen kannst?
Für Hendrik, Micha und Sebastian hat sich der gestrige Tag auf jeden Fall gelohnt! Herzlichen Glückwunsch nochmal zu tollen Bestzeiten. Ihr habt ein super Rennen absolviert!