Wie trainiert ein durchschnittlicher Läufer(in)? Meistens wird ein mittleres durchschnittliches Tempo gelaufen (Lauftreff-Standardtempo). Nur wenn es besondere Umstände erfordern, wie zum Beispiel, wenn Holger Meier mal wieder frech guckt, wird etwas schneller gelaufen. Aber das hält sich alles im Rahmen, denn wie jeder zu wissen scheint, kann man sich mit Tempoläufen übertrainieren und auf's Schwerste verletzen.
Dies wird doch auch durch einen aufgeregten Piepton des Pulsers gemeldet, der jetzt anzeigt, dass die eingestellte obere Herzfrequenz überschritten ist. Da kommt die Angst im Athleten hoch: "Um Himmelwillen, bin ich schon übertrainiert oder bleibt mein Herz jetzt gleich stehen?" Und dem blöden und sarkastischen Trainer, wie der Schreiber dieser Zeilen einer ist, möchte man am liebsten eine klatschen, wenn er den Warnton mit Worten wie, leg dich erst mal 'ne Viertelstunde hin, kommentiert.
Es gibt kaum einen Durschnittsläufer(in), der sich an einen Tempodauerlauf von einer Stunde Dauer wagt, bei dem es an jedem kleinen Anstieg piept. Für die meisten ist schon die Vorstellung 60 min am Anschlag zu rennen ein Albtraum. Aber es gibt doch immer ein paar Leute, die wollen mehr und versuchen länger und intensiver zu trainieren. Nehmen wir uns einmal als Beispiel einen Läufer und nennen ihn Alex Ehrgeiz. Wenn er beschließt sich seine Träume zu erfüllen und anfängt härter zu trainieren, dann schnellen die Warnfinger in die Höhe: "Du machst dich kaputt, du trainierst dich über!"
Und wenn Alex dann weiter auf einem leistungsorientierten Niveau trainiert, wird er rasch schneller und die Umgebung droht neidisch noch stärker: "Du wirst schon sehen, was du davon hast!" Nun ist es nur menschlich, dass der Trainierende es den Zweiflern so richtig zeigen will. Wenn Alex nun ohne Plan trainiert, wird er das Training meist überziehen und dadurch stoppt nach einiger Zeit seine sportliche Entwicklung.
Dann kommen die ernsten Mienen der anderen: "Wir haben es dir ja gesagt, du machst dich kaputt!" Innerlich jubeln diese Typen, aber denn wenn es problemlos geklappt hätte, dann hätten sie ja 1. Unrecht und 2. wäre das Anforderungsniveau in der Gruppe lästig gestiegen.
Damit wir uns Recht verstehen, ich schreibe hier nicht über reine Gesundheitsläufer, die halten sich meistens raus aus solchen Sachen, sondern über die Leute, die gute Zeiten laufen wollen, aber meinen, dies ohne harte Arbeit vollbringen zu können. Das sind die Achim-Achilles-Typen, die auf der einen Seite von Traumzeiten träumen, mit Hightec-Pulsern ihren 15%-Körperfett zu Leibe rücken und die Trainingslager von Peter Greif als Boot-Camps oder Abu-Greif bezeichnen. Denen ist so oder so nicht zu helfen, die bleiben auf immer und ewig Überrundungsblocker.
Und nichts ist für diese Typen schöner, wenn sich einer der Abweichler nun scheinbar übertrainiert hat. Aber wie erkennt man denn Übertraining eigentlich? Ich könnte das hier erklären, spare es mir aber, weil das was immer wieder als Übertraining angesehen wird, eigentlich keines ist, sondern meist nur eine Formschwäche.
Wie kommt es zu so einer Formschwäche? Nehmen wir einmal an Alex Ehrgeiz, hat aus seinem niedrigen Umfangs- und Leistungsniveau so richtig losgelegt und hat Tempo gemacht, so oft es die Beine hergaben. Dann ist seine Leistung steil in die Höhe geschnellt, Alex ist glücklich und denkt: Ja, so habe ich es mir gewünscht!" Bald aber nach meist vier Wochen Training kommt die große Lähmung über ihn, alles wird zäh und Verbesserungen gibt es auch kaum noch.
Was ist passiert? Alex hat durch die Art seines intensiven Trainings eine Schnellform produziert, die in der Regel nur 14 Tage hält. Sein Glück dauerte nur ganze vier Wochen. 14 Tage ging es aufwärts, 14 war er fit und dann war Schluss mit den schnellen Beinen. Richtig wäre es gewesen, wenn er erst einmal 6 Wochen lang ein Umfangstraining mit moderaten Tempoläufen und darauf ein weiteres Umfangstraining mit intensiven Tempoläufen gesetzt hätte.
Daraus würden dann 4 Wochen steigende Form, 6 Wochen gute und danach noch 4 Wochen unsichere Form resultieren. Und hier sind wir beim Punkt. Die durchschnittliche läuferische Bevölkerung nimmt an, dass ein prächtiger Lauftreffler bei Beginn der Winterserie fit sein muss und diese Fitness bis zum Silvesterlauf halten sollte. Und das Witzige daran ist, dass dies auch wirklich klappen kann. Wer nur moderat im unteren Leistungsbereich trainiert, kann das ganze Jahr über eine gewisse Grundleistung erhalten. Nur so ein richtiges Highlight kommt dabei nicht heraus. Diese Leute laufen lebenslang im "Leider keine Bananen mehr da-Bereich".
Leider funktioniert das bei einem Leistungstraining nicht. Wer seinen Körper fordert, der bekommt auch seine Leistungszuwächse. Dies ist garantiert! Nur muss man diesem Organismus auch wieder seine Ruhezeiten allgemein als Regeneration bezeichnet gönnen, sonst erträgt der Körper diese Belastungen nicht mehr und antwortet dann wirklich mit Übertrainingssyndromen und Verletzungen.
Leider ist es so, dass es zu Übertrainingssyndromen kommt, auch wenn gar nicht zu viel und zu hart trainiert wurde. Denn auch die Belastungen des Alttags werden in die Trainingsbilanz mit herein gezogen, ohne aber die positiven Auswirkungen eines Trainings zu vermitteln. Zu viel Stress wirkt sich immer negativ auf die Leistung aus.
Aber es gibt ebenso Hilfen bei der Ernährung und Lebensführung, die Übertrainingssyndrome vermeiden helfen. Wenn man das Richtige tut und isst, kann man deutlich mehr Training vertragen, als durchschnittlich angenommen. Daraus folgt, dass man seine Leistung auch in vorher niemals erwartete Höhen treiben kann, wenn man denn nur will.