Im Juli durchtrainieren, ein nach unserer Trainingsmethodik zu vermeidender Umstand, über den wir an dieser Stelle mehrfach geschrieben haben. Ein jeder Körper und Geist braucht zu bestimmten Zeiten im Jahr einfach mal aktive Ruhe, um letztendlich wieder trainingsmethodisch reizbar zu sein. Eins der Erfolgsrezepte für den der sich daran hält, um über Jahre hinweg hohe Leistung bringen zu können.
Wie sieht es denn aus mit Wettkämpfen in dieser Zeit? Herrscht nun etwa auch noch Startverbot im Juli? Keine Showrunde beim Einlaufen, keine nervösen Dixi-Klobesuche in letzter Sekunde, keine Endspurts gegen Holger Meier? Und etwa kein Fachsimpeln bei Regenerationsbratwurst und Hopfentrunk nach dem Rennen? Sind wir in dieser Zeit zum "Trimming 130" gezwungen? Ich erinnere mich an diesen populären Slogan aus den 80-ern des vergangenen Jahrtausends, der viele von uns vom Sofa holte.
Keine Sorge, oben genannte elementare Grundbedürfnisse in unserer Sportausübung dürfen unter gewissen Rahmenbedingungen auch jetzt in der Regenerationszeit befriedigt werden. Im Juli geht sowohl körperlich und geistig die Zielsetzung klar in Richtung ENTSPANNUNG! Keine regelmäßigen harten Reize für den Körper, kein "Ich-muß-jetzt-dringend-trainieren-sonst-bin-ich-nicht-fit" Druck für den Kopf.
Nicht Faulheit und Völlegefühl ist angesagt, aber ein wenig Wellness und Wattebausch solltest du dir vorübergehend gönnen. Tempolauf und Trainerschelte kommt schon im August zurück, versprochen!
Mache dir bitte klar, dass auch ein Wettkampf ein harter Trainingsreiz für den Körper ist. Häufig wiederholt wie zum Beispiel bei den Aufbauwettkämpfen im Frühjahr, kannst du mit so einer Serie innerhalb eines strukturierten Trainings sogar eine Form produzieren. Genau das wollen wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht!
Gib deinem Holger Meier gern einen kleinen Vorsprung. Lass ihn sich zu dieser unbedeutenden Zeit gern in Sicherheit wiegen. Dein Tag kommt im Herbst, beim Saisonhighlight, bei dem Rennen, wo alle am Start sind und bei dem die Bestenlistenplätze vergeben werden. Ein bekannter Sportreporter drückte das im Fernsehen einmal ganz drastisch aus mit den Worten, "Hinten kackt die Ente"!
Erfolgreiche Wettkampfplanung im Juli sieht so aus: Ein bis zwei Rennen sind erlaubt. Mehr nicht. Du befindest dich jetzt aber in einer Phase, wo deine Form in der Regel nicht so gut ist wie im späten Frühjahr. Läufst du nun ein Rennen auf einer bestenlistenfähigen und perfekt vermessenen Strecke, dann ist das Ergebnis vergleichbar. Darin verbirgt sich eine Gefahr.
Möglicherweise fällt dieses Ergebnis zu dieser Zeit bei Weitem nicht so gut aus wie du es dir vorstellst. Ich kenne genügend gute Sportler, die sich davon völlig aus der Bahn werfen lassen und die Saison ist kopfverursacht gelaufen. Die verlieren dann jegliches Selbstvertrauen in ihre eigene Leistung. Sie können sich nicht vorstellen, schon nach wenigen scharfen Trainingsreizen Anfang August wieder in Höchstform zu sein.
Gehörst du auch zu diesen Sensibelchen, dann vermeide im Juli bestenlistenfähige Strecken! Starte besser beim Kirmeslauf durch die Fußgängerzone auf Kopfsteinpflaster und mit Krautsalat verzehrenden Zuschauern an den aufgestellten Biertischen. Streckenlänge: Zum Beispiel 7,89 km auf insgesamt 6 Runden durch die eckige Altstadt. Perfekt. Du hast dein Rennerlebnis und eine Menge Spaß, bewirkst einen einzelnen Leistungserhaltungsreiz aber die Endzeit, die ist mit nichts zu vergleichen und deshalb völlig egal.
Bist Du schon viele Jahre dabei und kennst immer noch kleine schöne heimelige Volksläufe mit Ortsbrandmeister auf der Kreuzung und Bürgermeisteransprache am Start, bei denen du noch nie gestartet bist? Na los, auf geht’s. In der direkten Wettkampfvorbereitung ist dafür vielleicht nicht so sehr die Gelegenheit, die Teilnahme kann ein Genuss sein.
Zur Erinnerung: Lasse dich nicht zum Volkslaufkönig krönen. Aber ein bis zwei solcher Läufe, die kannst du dir gern gönnen im Juli. Das Beißholz durchbeißen, mit allerletzter Kraft Platz 14 der Altersklasse erreichen statt Platz 15, und im Ziel der tieferschöpfte Bandenhang, das brauchst du im Juli dann aber doch nicht.
Deinen extensiven Dauerlauf solltest du da allerdings auch nicht mit Startnummer an der Brust absolvieren. Es darf sich angestrengt werden! Wettkampf, jedoch nicht bis aufs allerletzte Korn, das ist die Ansage.