Es soll Läuferinnen und Läufer geben, die immer noch denken wir sind aus Kohlenhydraten und/oder Vollkorn gebaut. Oder die meinen, sich mit bedenkenloser (meint ohne sich vorher gründlichst zu informieren!!) vegetarischer oder veganer Ernährung einen Gefallen zu tun.
Die Ernährung und die Vitalstoff-Substitution sind mittlerweile zu meinen Lieblingsthemen geworden. Ganz zu schweigen von den gesundheitlichen Aspekten (davon wird noch zu reden sein), bin ich der festen Überzeugung, dass dort mit die größten Potentiale für eine Leistungs-Steigerung liegen. Trainieren kann jeder. Bei Beachtung einiger Grundprinzipien gelingt dies bis zu einem gewissen Punkt auch einem Anfänger. Sich dabei aber auch hellwach, energiegeladen, locker (gut regeneriert), motiviert, kraftvoll usw. zu fühlen ist eine ganz andere Sache.
Unsere Ernährung ist geprägt durch Erziehung, Gewohnheiten, Nahrungsmittelindustrie und seit 60 Jahren falsche Empfehlungen der DEG (Deutsche Gesellschaft für Ernährung). D.h. bis zu 60% leere Kohlenhydrate und Zucker. Ein Blut-Check meist völlig nebensächlicher Werte erfolgt beim Hausarzt meist nur, wenn man bereits ernsthaft krank ist. Nur gibt es beim Hausarzt niemals den Hinweis zum Auffüllen essentieller Vitalstoffe wie Vitamine, Mineralien, Spurenelemente oder Aminosäuren. Sein Auto bringt jeder von uns alle zwei Jahre zum TÜV und vorher zur Durchsicht. Den Körper nicht. Wird schon passen, man lebt ja noch. Irgendwie. Wie viel mehr Energie man haben könnte, wird man so allerdings nicht erfahren.
Heute und in den kommenden Newslettern möchte ich daher nochmal auf Aminosäuren, den Unsinn und die Gefahren von zu viel Kohlenhydraten, Insulin, Vitamine, Mineralien & Co eingehen. Das die Energie eben nicht immer im Übermaß vorhanden ist, erfahre ich aus vielen Emails und Gesprächen mit Läuferinnen und Läufern. Auch aus den vielen Trainingskommentaren des Strava-Greif-Clubs. Da sehe ich aber auch täglich die Kommentare zu Schoko-Croissants, der morgendlichen Bäckerrunde, Kuchenschwärmereien oder den dicken Eisbechern.
Es macht eben einen himmelweiten Unterschied ob die Blutwerte stimmen und alle sich alle Vitalstoffe am oberen Limit bewegen. Es ist wie der Unterschied zwischen einem alten Kleinwagen mit Ladehemmung und angezogener Handbremse und einen Rennwagen der Formel 1. Ich habe es ja selbst gerade durch und würde den Unterschied in der läuferischen Leistung bei mind. 1 min auf 5 km festmachen. Im April, etwa 4 Wochen bevor dann der "Zusammenbruch" mit 6 Wochen Komplett-Pause kam, lief ich bei ca. 45 km joggen pro Woche einen max. Testlauf von 20:27 min über 5 km. Nach der für mich erschütternden Blutanalyse (die mein Arzt übrigens als "ok" bezeichnete), war ich mit dem Auffüllen der Defizite beschäftigt. Vor 2 Wochen dann mit wiederum ca. 45 joggen pro Woche (kein Tempotraining) dann 19:49 min und heute bereits 19:42 min. Nur mit optimierten Blutwerten. Dabei sind meine Werte lange nicht bei 100%. Von Training ganz zu schweigen.
Vorige Woche rief mich ein schneller Läufer an und wollte einen Plan. Er erzählte, er wäre seit 4 Wochen wieder im Training und noch etwas schlapp, nachdem ihn davor 4 Wochen ein Virus lahmgelegt hatte. Blut sei in Ordnung. Ich fragte ob er mir Werte schicken könne. Nein, die seien bei seinem Arzt und der hätte gesagt alles sei in Ordnung. Ich bin mir sicher, da ist nichts in Ordnung. Denn wenn es so wäre, hätte ihn schon der Virus nicht dermaßen auf die Bretter geschickt.
Heute schauen wir nochmal auf die Aminosäuren, die Aminos. Zum Thema Aminogramm (Messung der Aminosäuren im Blut) hatte ich in einem früheren Newsletter schon etwas geschrieben.
Unser Körper ist neben Wasser hauptsächlich aus Eiweiß gebaut. Das bedeutet, er braucht auch hauptsächlich Eiweiß, um sich gesund, fit und jung zu halten. Wir benötigen Eiweiß aus der Nahrung (Dr. Strunz empfiehlt inzwischen 2g pro kg Körpergewicht pro Tag), welches in Aminosäuren aufgespalten anschließend wiederum und zu unzähligen Protein-Verbindungen zusammengesetzt werden. Diese sorgen dann u.a. für belastbare Knochen, gesunde Haut, schöne Haare, starke Muskeln, stabile Blutgefäße, wirksame Immunzellen, Botenstoffe, Antikörper, Glückshormone, Schlafhormone und Sexualhormone. Transportproteine sorgen dafür, dass lebenswichtige Vitamine, Mineralien, Spurenelemente usw. durch die Blutbahnen geliefert werden.
Das Wort "Protein" kommt vom altgriechischen Wort "protos" und bedeutet nichts anderes als "das Erste" oder "das Wichtigste".
"Aminosäuren sind die mit Abstand wichtigsten Bausteine in unserem Körper, die wir mit Abstand am wenigsten auf dem Schirm haben. Sehen wir mal von den Unmengen Wasser ab, das in jeder unserer Zellen schwappt, dann ist unsere wichtigste Substanz: zu Proteinen gefaltete Aminosäuren! Hierzulande simpel genannt: Eiweiß. Je nach Größe und Statur kommen da gern zwölf Kilo zusammen. Erst dann folgen Fett mit rund zehn Kilo, Mineralien mit vier Kilo und nur ein halbes Kilo Kohlenhydrate" (Zitat Dr. Strunz)
Wenn man dies liest, sollte einem klar sein, dass man zum Aufbau, Erhalt und Regeneration der zwölf Kilo Eiweiß mit Kohlenhydraten nicht weit kommt. Die nutzen da gar nichts. Da helfen nur Aminosäuren. Wir reden hier von 21 verschiedenen Aminosäuren, die der Körper wie aus einem Baukasten zu Proteinen zusammensetzt.
8 von den 21 Aminosäuren sind essentiell. Heißt: die kann der Körper nicht selbst bilden. Sie müssen über die Nahrung oder als Nahrungsergänzung zugeführt werden. Dies sind Isoleucin, Leucin, Lysin, Methionin, Phenylalanin, Threonin, Tryptophan und Valin. Die anderen sind semi- oder nichtessentielle Aminosäuren. Auch die müssen natürlich zwingend im Körper vorhanden sein, sonst läuft nichts. Der Körper kann sie sich in geringen Mengen selbst bilden (leider oft nicht ausreichend), wenn alle essentiellen Aminosäuren im Körper vorhanden sind. Besteht nur ein Mangel an essentiellen Aminosäuren, dann funktioniert dieser Prozess nicht und das System „Körper“ bricht mehr oder weniger zusammen. Sicher kannst du damit irgendwie leben, aber sportliche Höchstleistungen sind damit nicht drin. Die Bildung der semi- oder nichtessentielle Aminosäuren sowie der Zusammenbau der Proteine verlangt außerdem eine Reihe von Co-Faktoren (Vitamine, Mineralien & Co), die ebenfalls essentiell sind und zugeführt werden müssen. Dazu aber im kommenden Newsletter.
Hier mal ein paar Beispiele, was der Körper sich aus Aminosäuren so "zaubert":
- Carnitin: Verbindung aus Methionin (essentiell) und Lysin (essentiell)
Für uns Läufer entscheidend für Fettstoffwechsel und Regeneration. Dazu mehr in einem kommenden Newsletter. Ich selbst experimentiere gerade mit bis zu 10 g zusätzlichem Carnitin pro Tag. Mit verblüffender Wirkung.
- Glutathion: Verbindung aus Glutaminsäure (nichtessentiell), Cystein und Glycin (nichtessentiell)
Stärkstes körpereigenes Antioxidant. Neutralisiert freie Radikale. Entscheidend für die Virusabwehr.
- Carnosin: Verbindung aus Alanin (nichtessentiell) und Histidin (nichtessentiell)
Behindert (in der Zellkultur) die unbedingt lebensnotwendige anaerobe Glykolyse von Krebszellen.
Die Liste könnte unendlich fortgeführt werden. Daher rein mit den Aminosäuren. Wie? In Form von gut bioverfügbarem Eiweiß. Also am besten in Form von Ei, Fleisch oder Fisch. 1-2g (Dr. Strunz empfiehlt 2g) pro kg Körpergewicht pro Tag. Eiweiß-Shakes oder essentielle Aminosäuren als NEMs. Nach Dr. Strunz kann man nicht zuviel Aminos im Körper haben. Er sagt von sich selbst, bis zum Dreifachen der Obergrenze des offiziellen "Normbereiches" der einzelnen Aminosäuren im Blut zu haben.
Die Bioverfügbarkeit wurde über den sogenannten DIAAS-Index (Digestible Indispensable Amino Acid Score) ermittelt, wobei die Aufnahme der Aminosäuren am Ende des Dünndarms gemessen wird. Die Angaben bzgl. pflanzlichem Eiweiß sind oft falsch, da es sich dabei lediglich um Schätzungen anhand des Stickstoffgehaltes der Pflanzen handelt.
Eiweißquelle | DIAAS-Wert |
---|---|
Casein (Milch) | 117 |
Schweinefleisch | 117 |
Rindfleisch | 112 |
Whey Isolat Pulver | 109 |
Ei | 101 |
Soja | 91 |
Erbse | 70 |
Hafer | 57 |
Grüne Bohnen | 49 |
Erdnuss | 43 |
Quelle: Robert Krug: Der Fastenkompass
Noch einmal: Fehlt es an den essentiellen Amonisäuren, funktioniert die Bildung der nicht- und Semiessentiellen Aminosäuren sowie das Bauen der vielfältigen Proteinverbindungen im Körper nicht mehr. Wir fühlen uns schlapp oder werden krank.
Das Thema Aminosäuren lässt sich leider an dieser Stelle nicht erschöpfend behandeln. Wenn du mehr zu diesen "Wunder"-Bausteinen und ihren Einfluß auf Gesundheit, Wohlbefinden, Fitness und Leistungsfähigkeit wissen möchtest, dann empfehle ich dir das Buch "Die Amino-Revolution" von Dr. Strunz. Eine (auch Urlaubs-)Lektüre mit Wow-Effekt. Sie wird dir dramatisch die Augen öffnen.