Vor ein paar Tagen schrieb mir jemand, wie es kommt, dass er immer dickere Beine direkt vor einem Wettkampf hat. Weiterhin schrieb er, dass er nicht gut anlaufen könne, aber durchaus das Gefühl habe, dass es sich im späteren Verlauf des Rennens positiv auswirkt.
Dieser Läufer hat eine gute Auffassungsgabe, denn beide seiner Angaben sind praxisgerecht. Woher kommen dann aber eigentlich diese dicken Beine und warum verschwinden sie im Rennen wieder?
Ich kann dir nur verraten, am Anfang meiner Laufkarriere hat mich diese Tatsache auch unglaublich geärgert. Es war mir unverständlich, warum die Muskeln weniger definiert und die Beine ganz schwer waren.
Besonders ärgerlich war es bei 5000-Meter-Läufen. In dieser Hinsicht solltest du wissen, dass ich alle meine läuferischen Lebensziele erfüllen konnte, bis auf die 5000 Meter. Hierbei war das Ziel, einmal unter 15 Minuten zu laufen. Gepackt habe ich aber nur 15:07 min. Ärgert mich heute noch.
Aber kommen wir erst einmal zu den dicken Beinen zurück. Woher kommen die? Fast jeder von uns weiß, dass man vor einem Wettkampf Intensität und Umfang zurückschrauben muss. Heißt heute: Taperphase.
Weiterhin nutzt fast jeder von uns auch eine kohlenhydratreiche Kost, um die Speicher in der Muskulatur zu füllen. Diese Speicher sind unsere Muskelzellen, die das menschliche Kohlenhydrat Glykogen in die Muskulatur einlagern.
Davon allein kommt es aber nicht zum Anschwellen der Beinmuskulatur. Die Glykogenmenge als solches braucht zur Speicherung in den Muskelzellen pro Gramm Glykogenmenge 2,5 g Wasser.
Je besser ein Läufer oder eine Läuferin trainiert ist, desto höher wird die Menge des Glykogens und des Wassers in der Beinmuskulatur. Und das können durchaus ein bis zwei Kilogramm sein. Und dieses Gewicht hast du am Anfang zu tragen.
Diese Gewichtszunahme trieb einige von unseren Teammitgliedern schier in den Wahnsinn, besonders unsere Damen. Es wurde versucht, noch möglichst hohe Umfänge in der Taperphase zu laufen, damit ja kein Gramm zu viel an den Beinen hängen blieb.
Ich redete mir damals fast den Mund fusselig. Meine Erklärung im Vergleich war dann, dass jeder Rennwagen Treibstoff mit sich tragen muss und dadurch natürlich schwerer wird. Was selbstverständlich zur Folge hatte, dass so ein Rennwagen in der Anfangsphase etwas langsamer ist.
Das nutzte aber alles nichts. Die Damen jammerten noch im Block und beklagten die so fürchterliche Gewichtszunahme. Die Herren der Schöpfung schwiegen und tatschten sich an die Seiten der Körpermitte und maßen die mehr oder minder große Speckrolle zwischen Daumen und Zeigefinger.
Und es half auch nichts, den Startern zu erklären, dass sie sich einfach nicht auf die Waage stellen sollten. Alle schworen Stein und Bein nicht mehr auf dieses Messinstrument zu achten. An der Startlinie stehend aber konnte man die Jammerei hören von dem „riesigen Übergewicht“.
Dieses wirst du bei einem Hitzerennen relativ schnell verlieren, aber bei Temperaturen deutlich unter 20 Grad wirst du das Kohlenhydratbindungswasser nicht ausschwitzen können. Darum beachte besonders bei kurzen Rennen, dass du dir nicht zusätzlich Wasser in den Bauch schüttest.
Auch wenn die Glykogenmenge aus den Muskeln verbrannt wird, hast du das Wasser noch nicht verloren. Das geht ins Blut oder verbleibt in den Zell-Zwischenräumen (Interstitium).
D.h., deine dicken Beine werden nicht unbedingt in jedem Fall dünner im Verlauf des Wettkampfs. Wunderbar aber beim Marathon zu sehen, sowie bei gut austrainierten Athleten und Athletinnen, die im Ziel dann ihr Gewicht, sehr definierte Muskulatur und Blutgefäße zur Schau stellen können.
Wer sich natürlich innerhalb des Rennens mit Wasser und Energiegetränken zuschüttet, der wird weiterhin dicke Beine haben. Aber dazu sind an dieser Stelle zu diesem Thema schon viele Zeilen geschrieben worden. Diese kannst du im Newsletter Archiv nachlesen, zum Beispiel hier.
Was von mir schon in den achtziger Jahren geschrieben wurde, ist jetzt wissenschaftlich klar belegt. Schon damals galt mein Motto: „Sauf nicht so viel vor dem Rennen!“ Das gilt sogar bei Hitzerennen!
Du wirst dir durch zu viel trinken deutlich eher einen Schaden zufügen, als durch zu wenig trinken.