Obwohl wir zum Zeitpunkt an dem ich diese Zeilen schreibe ein herrliches Wetter haben, ist es jetzt Mitte Februar doch die Hochzeit der Verletzungen und Erkrankungen. Besonders grippale Infekte plagen viele von uns.
Und es erreichen mich in dieser Zeit die so genannten Panikbriefe: "Ich bin jetzt schon eine ganze Woche nicht gelaufen und fühle mich immer noch schlapp. Mein Marathon in Hamburg ist futsch!"
Wie bitte? Wir haben gerade einmal Mitte Februar und die Betroffene will schon die Wettkampfschuhe in den Container werfen. Dabei hat sie noch 6 Wochen Zeit um auf ihren Marathon hin zu trainieren.
Es gibt die Regel, dass du zu einer Marathonvorbereitung mindestens sechs Wochen Vorbereitungszeit benötigst. Das ist nicht ideal, aber für einen ordentlichen Marathon reicht es. Anders bei einem Halbmarathon, da werden die besten Leistungen nach einem Trainingszeitraum von 1,5 Monaten erzielt.
Was ist denn nun aber, wenn es jemand mitten in der Vorbereitung erwischt, wie die Dame oben? Das hat erst einmal besonders bei relativen Anfängern fatale mentale Auswirkungen. Die gute Frau weiss ganz genau, wie viel sie trainieren musste, um sich in diesem Winter von über 10 Wochen von 50:42 auf 49:55 min über 10 km zu verbessern. Es war hart dort hinzukommen und jetzt wird sie krank und fühlt sich wesentlich schlapper als damals, als sie noch 50:42 min lief.
Man kann es ihr nicht verübeln, dass sie nun denkt: "Ich habe 10 Wochen gebraucht, um mich auf 10 km um eine knappe Minute zu verbessern, damit wäre ich ca. 4 min schneller im Marathon gewesen. Und jetzt bin ich aber unter meinem Ausgangsleistungsstand von Anfang Dezember gesunken und da ich keine 10 Wochen mehr habe, kann ich meine Marathonbestzeit vergessen!"
Aber dem Himmel sei Dank, so ist es nicht. Denn jede(r) sollte sich einen Kernsatz merken, der in alle Bereiche unseres Sports hereinspielt: "Ein Körper vergisst sein bisheriges Training niemals!"
Wenn die Bedauernswerte nach einem banalen grippalen Infekt nun wieder das Training aufnimmt, dann ist sie nach der Hälfte der Erkrankungstage wieder in der Lage, ihr vormaliges Training weiter zu führen. Das geht zwar noch nicht wieder in der gleichen Intensität, die kann aber spätestens dann wieder geleistet werden, wenn die Anzahl der Trainingstage gleich der Anzahl der Krankheitstage ist. Genau kann man das nicht sagen, es kommt immer auf die Schwere der Erkrankung an.
Und dann passiert es unmittelbar nach diesen Tagen: Plötzlich geht wieder die Post ab. Du läufst dich in einen Leistungsaufschwung. Das fühlt sich dann so an, als hättest du dich während der erzwungenen Ruhetage erholt. Dieser Aufschwung hat sicher auch andere Gründe, aber er kommt, da kannst du sicher sein.
Wir müssen nur einige Unterscheidungen zwischen den betroffenen Personen machen: Je trainingsälter ein Läufer(in) ist, desto schneller kommt er oder sie wieder in Form. Das heißt aber umgekehrt auch, dass Anfänger wesentlich rascher an Leistung verlieren als die alten Hasen.