Von November bis Januar treten die meisten neuen Greif-Club-Mitglieder bei uns ein. Alle voller Willen und bereit, hart zu trainieren. Im Hinterkopf hat jede/r die Idee, dass bei einem neuen und erweiterten Training auch das Gewicht automatisch verringert wird.
Jedes Mitglied gibt bei der Anmeldung sein aktuelles Körpergewicht und sein Zielgewicht an. Zudem auch das Gewicht, welches in einer Woche reduziert werden soll. Dazu sollte man wissen, dass ungefähr 90 Prozent aller neu eintretenden Mitglieder mehr oder minder Übergewicht haben.
Auch für den Trainer sind diese Angaben sehr wichtig, denn je übergewichtiger der Trainierende ist, desto größer ist die Chance Gewicht zu verlieren.
Leider aber glaubt der Trainierende oft nicht daran, denn er hat immer die Idee: „Ich bin fett und übergewichtig, und damit werde ich meine Leistung nur ganz, ganz langsam steigern können“.
Diese Idee ist sinnlos und auch falsch. Je schwerer er ist, desto mehr kann er auch Abnehmen. Zudem wäre es besonders günstig, in den ersten Wochen sein Gewicht möglichst schnell zu verringern.
Leider aber hat der Teufel etwas dagegen. Denn es zeigt sich, dass es auch unter großem Einsatz kaum möglich ist, sein Fett in den ersten Wochen der Trainingsaufnahme erheblich zu vermindern.
Der Ausgangspunkt war damals ein besorgtes Greif-Club-Mitglied, welches mich anrief mit den Worten: "Ich trainiere jetzt seit 14 Tagen nach deinen Plänen und die verlangen mir deutlich mehr ab, als das, was ich vorher trainiert habe. Ich kann das alles gut leisten. Was mich aber stört ist, dass ich trotz des vermehrten Trainings 2 kg zugenommen habe".
Dass diese Frau ein Problem hat, ist klar. Da trainiert sie schon mit erhöhtem Einsatz, fühlt sich gefordert und hofft nun, dass der unzweifelhafte, verstärkte Kalorienverbrauch sich nun auch auf der Anzeige ihrer Waage wiederfindet. Und was passiert? Sie schaut auf die Waage und fällt vor Schreck fast runter. Es folgt Ungläubigkeit, Fluchen, Schütteln und Beschimpfen der Waage.
So etwas kennen wir alle. Wenn der Zeiger des Gewichtsmessers nach oben geht, dann hassen wir ihn und schieben gerne einmal äußere als entscheidende Parameter vor. "Ach ja, ich habe ja noch den dicken Pullover an." oder "War ja noch nicht auf dem Klo."
Aber diese Frau war sich sicher: Greifs Training macht fett. Diese Idee ist natürlich falsch, denn das passiert bei jedem neuen und erhöhten Training. Aber was erhöht das Gewicht dabei?
Die Erklärung ist nicht gerade simpel, aber dennoch wissenschaftlich belegt: Eine der ersten Reaktionen des menschlichen Organismus auf Training ist Wassereinlagerung im Blutplasma. Praktisch ausgedrückt heißt dies, das Blut wird dünner.
Der Körper spürt die vermehrte Belastung durch das ungewohnte Training, er wird gestresst. Aber er kennt auch eine Schnellhilfe, um diesen Stress zu mindern. Er nimmt Wasser im Blut auf und macht es damit dünnflüssiger. Es vermindert die Viskosität des roten Safts, und damit fließt es leichter durch die Blutgefäße.
Und schon atmet alles auf. Das Herz hat nicht mehr so schwer zu pumpen, und die Substrate, Energie und Sauerstoff kommen schneller und leichter an die Verbrauchsorte.
Die Thermoregulation (Schwitzen) wird verbessert. Die Anzahl der Reaktionen ist so umfangreich, dass nicht genug Platz an dieser Stelle ist, um sie alle aufzuführen. Für uns bleibt festzuhalten: Immer wenn wir vermehrt und oder ungewohnte Umfänge oder Intensitäten trainieren, müssen wir vorerst mit einer Gewichtszunahme rechnen.
Das gilt auch nach Krankheiten oder Verletzungen. Immer geht das Gewicht beim Neustart hoch. Das ist keinerlei Grund zur Beunruhigung, denn nach 4 Wochen greifen andere Mechanismen des Trainings und nach 6 Wochen ist diese ganze Gewichtsschweinerei verschwunden.
Das eingelagerte Wasser verlässt ohne Widerspruch deinen Körper wieder per Schweiß oder anderen bekannten Ausscheidungen. Das ist auch einer der Gründe, warum nach 6 Wochen Training dann plötzlich die Post abgeht und wir die Waage wieder lieben.
Die Novembereinsteiger bei uns im Club sind jetzt schon raus aus der Phase der Gewichtszunahme und laufen im Augenblick schon vermehrt neue persönliche Rekorde.