Du kennst den alten Spruch: "Es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Bekleidung!" Immer, wenn ich in diesen Tagen gesenkten Hauptes bei Sturm in strömendem Regen, aber verhältnismäßig warmen 10°C, schwitzend wie sonstwas so durch die Pfützen trotte, verfluche ich den Erfinder dieser "Weisheit" auf das Übelste! Meine tiefste Zuneigung gilt dann meiner heißen Badewanne im Anschluß.
Wer jetzt schon ambitioniert auf seine Ziele im Frühjahr hintrainiert, ist zuweilen mittelgroßen Herausforderungen in der Wahl seiner Laufbekleidung ausgesetzt. Die praktisch anzutreffenden Wetterlagen im Winterhalbjahr schwanken an den meisten Orten in der gesamten Jahreszeit zwischen +15°C und -15°C. Dieses Wetterspektrum kannst du nicht mit nur einer einzigen Garnitur Laufbekleidung abdecken. Dafür sind die Differenzen viel zu groß.
Das bedeutet auch, dass du dich in der Wahl deiner Bekleidung im Winterhalbjahr stark vertun kannst. Im Sommer fällt eine falsche Laufbekleidung oft nicht so sehr ins Gewicht. Es ist draußen meist warm. Da richtet dein klatschnass durchgeschwitzes Baumwoll-Finisher-T-Shirt vom letzten Kirmeslauf keinen großen Schaden an. Den Lauf angenehmer macht natürlich entsprechende Funktionsbekleidung.
Anders im Winter bei Kälte. Es nützt dir sogar die qualitativ allerbeste Ware nichts, wenn du sie falsch mit anderen Artikeln kombinierst. Du kannst dein Wohlbefinden beim Lauftraining im Winter unter Umständen ganz enorm steigern.
Beachte in der Wahl deiner Bekleidung folgende Punkte:
- Umgebungstemperatur
- Feuchtigkeitstransport
- Wetterschutz
Die Wärmeisolation der Laufbekleidung spielt natürlich auch eine Rolle im Zusammenhang mit dem Anstrengungsgrad, den du beim Training erreichst. Beim Tempodauerlauf brauchst du natürlich viel weniger Bekleidung als beim regenerativen Joggen am Tag danach. Gleiches Wetter vorausgesetzt.
Der Feuchtigkeitstransport der Textilien und auch der Kombination daraus ist im Winter wirklich ein Schlüsselfaktor. Die Nässe muß weg von der Haut weit nach außen. Sonst fröstelst du. Das bedeutet, dir nützt die hochwertigste Laufjacke nichts, wenn du darunter ein Baumwoll-Shirt trägst, was sich mit Nässe auf der Haut nur so vollsaugt. Funktionsunterwäsche gehört wirklich in jede Laufausrüstung! Über der Funktionsunterwäsche muß aber eine weitere textile Lage getragen werden, in die die Nässe weiter geleitet werden kann. Trägst du über deiner Funktionsunterwäsche gleich deine Laufjacke, kann die Feuchtigkeit von der Haut nicht weg transportiert werden. Das bedeutet, du trägst hochwertige Bekleidung und frierst wegen falscher Kombination trotzdem.
Die äußere Bekleidungsschicht dient dem Wetterschutz. Immer, wenn nennenswerte Windstärken im Spiel sind, solltest du dich winddicht verpacken. Die Auskühlung wird sonst zu hoch. Auch der Regen, sofern vorhanden, soll natürlich draußen bleiben. Für den Laufsport eher abzuraten sind völlig wasserdichte Jacken. Die theoretischen Laborwerte hinsichtlich Atmungsaktivität mögen beeindrucken. In der Praxis beim Laufen draußen schwitzt du sinnbildlich "wie ein Tier". Nimm lieber in Kauf, dass die Jacke zugunsten der Atmungsaktivität etwas regendurchlässiger ist. Bei wirklich praxisgerechten Jacken kommt der Regen zwar irgendwann durch, ist aber bis dahin durch die Körperwärme etwas wärmer geworden, so dass du gar nicht mehr unterscheiden kannst, ob die gefühlte Feuchtigkeit nun Regen oder Schweiß ist.
Für diejenigen, die im Winterhalbjahr erst anfangen zu trainieren, mögen diese Bekleidungsempfehlungen vor allem "teuer" klingen. Bei genauerer Betrachtung ist dem aber nicht so. Um eins kommst du im Winter nicht herum, nämlich um gute Funktionsunterwäsche. Diese soll eng anliegen und die Feuchtigkeit in die nächste Schicht nach außen tragen. Wenn Unterwäsche vorhanden ist (ca. 40 bis 70 €) kannst du zunächst auch deine schöne Jacke vom Tischtennisverein tragen, auf die du 1983 so stolz warst...;-) Schade nur, wenn sie deine Frau längst entsorgt hat. Aber: Verabschiede dich nach und nach von Artikeln aus Baumwolle beim draußen betriebenen Sport. Zwar angenehm zu tragen saugt sich Baumwolle aber mit Feuchtigkeit voll, die du nicht wieder los wirst und die verursacht, dass du auskühlst.
8-12°C, trocken
Hier ist in etwa die Temperaturgrenze, wo die dünnen langen Sachen eingesetzt werden sollten. Oben Funktionsunterwäsche, ein dünnes langärmliges Shirt, an den Beinen eine halblange Sprinterhose oder eine dünne Langtight. Bei windigem Wetter ist eine Weste oder eine dünne und atmungsaktive Laufjacke sehr empfehlenswert!
8-12°C, Regen
Diese Wetterlage ist die Einzige, für die es wirklich nur Kompromisslösungen gibt. Für eine völlig wasserdichte Laufjacke ist es noch zu warm. Du schwitzt dich kaputt. Unsere Empfehlung ist die gleiche Bekleidungskombination wie oben, jedoch eine Weste mit Innenfutter als leichten Regenschutz. Natürlich regnet die Weste bei starkem Regen nach und nach durch, jedoch klebt sie abgehalten durch das Innenfutter nicht direkt auf der körpernahen Bekleidung und hält den Rumpf warm. Möglich wäre auch eine Jacke, die ganz bewußt nicht völlig wasserdicht, aber dafür mehr atmungsaktiv ist aus den gleichen Gründen.
3-8°C, trocken
Trage eng anliegende Funktionsunterwäsche und darüber ein dickeres Laufshirt. Bei zusätzlichem Wind ein dünnes Langarmshirt über der Unterwäsche und darüber eine atmungsaktive Jacke. Eine lange Hose ist nun ein Muß. Je nach persönlichem Empfinden eine Tight oder eine weite, windabweisende Hose. Für die schnell Frierenden empfiehlt sich bereits eine warme Wintertight. Manchen Läufern tun nun auch bereits dünne Laufhandschuhe gut.
3-8°C, Regen
Wir empfehlen dünne eng anliegende Funktionsunterwäsche, darüber ein nicht zu dickes Laufshirt. Als Regenlaufjacken mit recht guter Atmungsaktivität haben sich die von Rono aus den Materialien "Regustorm" oder Sympatex" erwiesen. Unten eine Wintertight oder eine wetterabweisende weite Laufhose. Insbesondere Männer mit breitem Scheitel können nun auch eine Mütze gegen Kälte und Regen tragen. Im Angebot findest du sogar eine wasserdichte Version.
Gefrierpunkt oder knapp darunter, trocken
Funktionsunterwäsche, ein dünnes Langarmshirt und eine gefütterte Laufjacke machen auch dieses Wetter erträglich. Wähle bei der Funktionsunterwäsche nach Bedarf eine Version mit Windschutz. Am Oberkörper bildet sich trotz der winddichten Laufjacke zusätzlich in Hautnähe ein wärmendes Luftpolster. Den Vorzug von Windschutzunterwäsche im Genitalbereich wirst du irgendwann auch schätzen :-) Trage an den Beinen eine Wintertight oder eine weite wettergeschütze Laufhose. Nun werden wohl alle Läufer Handschuhe gebrauchen können. In diesem Winter gibt es einen besonders empfehlenswerten Handschuh von Newline aus einem Funktionsmaterial mit Windschutz auf dem Handrücken. Der Handschuh ist nicht zu dick. Der Wämeerhalt durch den Windschutz enorm.
Gefrierpunkt, Schnee oder Schneeregen
Wie bei Trockenheit. Nun aber unbedingt die möglichst wasserabweisende Jacke. Unser Tip: Regustorm- oder Sympatex-Jacken von Rono, bzw. die "Super-Jacke" von Newline.
Eisige trockene Winterkälte
Herrlich, ein sonniger aber kalter Wintertag. Hier wird zumindest ein kurzer Lauf zum echten Genuß. Die Wahl der Bekleidung wird nun wieder einfacher. Funktionsunterwäsche, darüber ein dickes Langarmshirt, z.B. ein "Nordic-Top" von Rono oder ein "Warmskin Running Sweater" von Newline. Darüber eine gefütterte Laufjacke. An den Beinen ist unsere Empfehlung nun die Greif Superhose Wer weite Laufhosen nicht mag, greift eben zu einer möglichst warmen Wintertight. Je nach Temperaturempfinden kann es erforderlich sein, darunter noch eine lange Unterhose aus der Funktionsbekleidung zu tragen.
Vereiste Straßen
Hier ist allerhöchste Vorsicht angesagt. Für alle, die trotzdem auf das Lauftraining nicht verzichten wollen, empfehlen wir die Laufschuhe von Icebug. Die Schuhe haben flexible Spikes, mit dem auch Asphaltstücke überbrückt werden können. Diese Art Schuhe benötigt man sicher nicht an sehr vielen Tagen im Winter, denn im Schnee tuts auch ein "normaler" Laufschuh. An den völlig vereisten Tagen, die es aber nun mal gibt, sind sie wirklich viel wert!