Auf das heutige Thema bin ich durch sehr hohe Temperaturen am letzten Wochenende gekommen und das zudem bei hoher Luftfeuchtigkeit. Gleichzeitig las ich in Alex Hutchinsons Lauflabor (Runners World) einen Text mit dem Titel "Das Wasser lieber trinken oder über den Kopf schütten?"
Nachfolgend dazu gekürzt: In der Zeitschrift Temperature behandeln Nathan Morris und Ollie Jay von der University of Sydney?s Thermal Ergonomie Laboratory diese Frage einmal etwas genauer. Die Ergebnisse sind überraschend.
Wenn man 250 ml Wasser trinkt (etwa einen Becher), bei einer Temperatur knapp über dem Gefrierpunkt (1 Grad Celsius), verliert man 39 kJ an Wärme bzw. etwa 9 Kalorien.
Jedoch kann man diesen Vorgang nicht einfach beschleunigen, indem man sich Wasser über den Kopf gießt und hofft, dass dies viele Kalorien verbrennt.
Wenn man einen "Slushie" trinkt, welcher aus halb Wasser, halb Eis besteht, erhält man also einen zusätzlichen Vorteil durch die Energie, die benötigt wird, um das Eis im Körper zu schmelzen. Ein 250-ml-Slushie entzieht einem also 81 kJ an Wärme (19 Kalorien).
Verdunstung ist bei Hitze effektiv
Wenn man sich stattdessen, einen Becher Wasser über den Kopf schütten würde und - das ist der schwierige Teil - sicherstellen könnte, dass es sich gleichmäßig auf der Körperoberfläche verteilt, sodass es verdunstet und nicht einfach auf den Boden tropft, würde man erstaunliche 607 kJ (145 Kalorien) verlieren. Verdunstung ist eben ein fantastischer Weg, um Wärme abzubauen.
Natürlich ist es schwer, eine Flasche Wasser über dem Kopf auszuleeren ohne etwas zu verschütten. Aber selbst wenn man 85 Prozent des Wassers verschüttet, wäre der Wärmeverlust nach Morris und Jay immer noch größer als beim Eiswasser trinken.
Die effektivste Möglichkeit bietet wahrscheinlich alles zusammen: Trinken Sie etwas und schütten Sie sich ein bisschen über den Kopf.
Dies taten zum Beispiel viele der Athleten bei den diesjährigen US-Olympia-Marathon-Wettkämpfen an jenem heißen, trockenen Tag in Los Angeles. Manchmal bestätigt die Wissenschaft, was uns der Körper bereits signalisiert hat."
Diesem Text kann ich nur zustimmen. Schon mehrfach habe ich über mein absolutes Hitze-Marathon-Highlight berichtet. Dieses fand in Daverden nahe Verden in den achtziger Jahren statt.
Dieser Wettkampf fand traditionell am damaligen Feiertag, dem Tag der deutschen Einheit am 17. Juni statt. So reisten wir schon am Vortag an und übernachteten dort ganz nah in einem Hotel an der Strecke.
Schon diese Nacht war unvergesslich. Die Hitze in dem Hotelgebäude war unerträglich und wir konnten in der Nacht nicht schlafen, obwohl wir unbekleidet und nicht zugedeckt auf den Betten lagen.
Ich sollte vielleicht darauf hinweisen, dass es damals noch keine Kühlbekleidung gab. So mußten wir hindurch, denn es ging um die niedersächsische Senioren-Meisterschaft.
Am Tag des Startes knallte die Sonne vom Himmel herunter, dass es eine wahre Freude war. Nun muss man aber wissen, dass die Strecke in Daverden praktisch schattenlos war, denn sie ging nur durch die Felder.
Das Gejammere an diesem Morgen war schrecklich. Alle im Feld hatten Angst vor den hohen Temperaturen und der starken Sonneneinstrahlung.
Am Start stehend wurde uns klar, dass wir niemals vorher solch hohe Temperaturen in einem Marathon erlebt hatten. Es war schon morgens um 10:00 Uhr über 30 °C. So überlegte ich mir, dass das ganze Feld unisono ein besonders langsames Anfangstempo einschlagen würde.
Und ich dachte: "Die machen sich heute alle in die Hose und werden nur losschleichen, aber du gehst so schnell an, dass dir auf keinen Fall jemand folgen wird." Das war zwar risikoreich und Bedenken waren natürlich auch da.
Aber gesagt und getan und nach 2 km hatte ich schon fast 400 m Vorsprung, konnte diesen dann auf 1 km ausbauen und ihn bis zum Ende pflegen.
Was nicht zu glauben ist: Ich habe das ganze Rennen keinen einzigen Tropfen getrunken. Ich wurde von einem Radfahrer (bei Meisterschaften eigentlich verboten) mit einem Wasservorrat begleitet.
Dieses schüttete ich mir in kurzen Abständen über den Kopf und das war wunderbar. Zu meiner Entschuldigung muss ich erklären, dass der einzige ernsthafte Verfolger hinter mir das gleiche Verfahren anwandte. Meine Endzeit von 2:32 h war schwach, aber der Sieg war bis zum Ende ungefährdet.
Wasser über den Kopf ist bei Hitze immer ein Vorteil. Bei solchen Bedingungen hilft auch eine mit Wasser gefüllte Trinkflasche, mit der man sich sehr gut und gleichmäßig benässen kann.
Ein weiterer Vorteil ist die leichte Nachfüllbarkeit z.B. im Schwammbehälter an den Verpflegungsstellen. Flaschendeckel ab, Luft raus und rein in das Wasser tauchen. Schnell saugt sich die Flasche wieder voll.
Nur einen Tipp habe ich noch für dich: Du solltest dann besser nicht mehr aus dieser Flasche trinken. Der Inhalt könnte durchaus etwas salzig von den vorherigen Nutzern schmecken.