Kennst du das, du liest etwas und denkst, das gilt sowieso nur für andere und funktioniert nur bei denen? Ging mir auch so. Letzte Woche hatte ich von meinen Erfahrungen mit der Low Carb Ernährung berichtet. Einen wichtigen Aspekt hatte ich dabei noch nicht erwähnt: die hervorragende Möglichkeit der Gewichtsabnahme.
Ich war viele Jahre mit Peter Greif in Hamburg und Berlin auf dem Stand der jeweiligen Marathon-Messe und half ihm bei Körperfett-Messung und Berechnung der Marathonzeit-Vorhersage. Was uns dort vor den Kalipper kam, war für mich zum Teil unfassbar. Reihenweise Herren mit Körperfett-Werten von 25% und darüber! Läufer mit leistungssportlichen 10% (Herren) oder darunter konnte man in den 2 Tagen jeweils fast an einer Hand ablesen. Wenn ich mir die heutigen Starterfelder bei Cityläufen oder die mir auf meiner Runde entgegenkommenden Läufer betrachte, hat sich daran nicht viel geändert.
Dabei hat Peter Greif bereits in seinem Newsletter vom 16.04.2013 vom Abnehmen durch Weglassen der Kohlenhydrate berichtet.
Ich hatte in meiner aktiven Zeit 68 kg bei 1,80 m Größe. Dabei immer ca. 9% Körperfett. Das war ok, da ich scheinbar keine Chance hatte daran etwas zu ändern. Ob ich nun 160 oder 200 km pro Woche lief, die Zahlen waren wie festgenagelt. Ich überlegte mir insgeheim allerdings schon, das es doch leistungsfördernd sein könnte, ein Gewicht von 65 kg zu erreichen. Dazu hilft auch ein schneller Blick auf unseren Gewichts-Laufzeit-Rechner:
Bei einer Ausgangszeit von 2:40:00 h im Marathon, hätte eine Abnahme von 68 kg auf 65 kg (Verlust von 3 kg Körperfett) eine theoretische Leistungssteigerung von 3,75% auf 2:34:00 h zur Folge. Warum sollte man darauf verzichten?
Es blieb leider ein Traum, da ich damals nicht darauf kam, das mir Pasta & Co, Süßigkeiten und das eine oder andere Glas Wein oder Bier die Sache unmöglich machten. Nachdem ich vor 2 1/2 Jahren mit Low Carb begann und quasi alle Kohlenhydrate, Zucker und Alkohol strich, passierte es. Ohne das ich die Gewichtsabnahme im Sinn hatte, stellte ich mich irgendwann zufällig nach einem halben Jahr mal auf die Waage und traute meinen Augen nicht: 65 kg. Eine anschließende Fettmessung ergab 7% Körperfett. Das ganze hatte sich praktisch ohne Training (ca. 50 km pro Woche gegenüber 160 km in meiner aktiven Zeit) allein durch Ernährungsumstellung eingestellt. Das Gewicht halte ich bis heute.
Die Formel ist dabei recht einfach: Kohlenhydrate + Fett: Gewicht geht hoch oder bleibt bei entsprechender sportlicher Betätigung konstant. Eiweiß + Fett: Gewichtsabnahme.
Das heißt, es gibt Fleisch, Fisch, Gemüse, Eier, Quark, Frischkäse, Nüsse und gute Öle. Dazu Eiweißshakes und Obst in Maßen. Gestrichen sind Pasta, Pizza, Brot, Reis, Kartoffeln, Kuchen, Zucker & Co.
Gerade heute vielen mir wieder die Zahlen der News von Dr. Strunz vom 20.06.2016 in die Hände. Danach wurden in die Olympische Kantine von Athen 2004 während der Olympischen Spiele angeliefert:
- Gemüse und Obst… 272 Tonnen
- Fleisch und Fisch… 211 Tonnen
- Pasta… 12 Tonnen
- Tofu… 4 Tonnen
- Brot… 0,6 Tonnen
Das sagt eigentlich alles aus. Von den Besten kann man eben immer lernen.
Mit meiner 5-jährigen Tochter muss ich mich doch des öfteren über Rummel, Frühjahrs-, Herbst- oder Weihnachtsmarkt bewegen. Die Mehlmengen die dort in Form von Brötchen, Brot, Nudeln, Fladen, Waffeln, … verarbeitet werden sind unglaublich. Keiner der Stände kommt ohne aus. Die Leibesumfänge ihrer Kunden, die es in sich hineinstopfen, sprechen Bände. Gestern für mich die Entdeckung: ein Stand mit einer Schale Rauchlachs mit Salat sowie ein Stand mit Fleischspießen vom Grill zu je 300 Gramm. Beides pur ohne „Sättigungsbeilage“. Es gibt also noch Hoffnung!
Solltest du im April oder Mai einen Marathon geplant haben, dann vergiss die obigen Zeilen erstmal und versuche NICHT jetzt noch Gewicht zu machen. Das wäre ein Fehler. Nachzulesen hier!
Verschiebe dieses Vorhaben auf die Zeit der Sommerregeneration und der Vorbereitung auf deinen Herbstmarathon und genieße dann die Leichtigkeit des Laufens!
Jens Peters