Vor gut einem Monat hatte ich ein Gespräch mit einem Werbefachmann, der kein Läufer war, aber doch in der Sportbranche arbeitete. Dieser hatte durch Zufall unseren Newsletter gelesen und fragte mich: "Was machen Sie bei ihren Trainingsplänen eigentlich anders als die Anderen, dass sie offensichtlich einen so großen Erfolg haben? Wenn ich das hier lese, dann sind das ja unglaubliche Leistungssteigerungen!" Ich konnte ihm nicht ausführlich antworten, denn so richtig hatte ich darüber noch gar nicht nachgedacht. Meine Antwort war: "Nach 25 Jahren Trainertätigkeit, weiß ich eben wie es geht."
Natürlich hatte ich die Sache nicht auf den Punkt getroffen, denn grundsätzlich gibt es zwischen dem was die anderen "Trainer/Bücher" machen/empfehlen und meiner Vorgehensweise deutliche Unterschiede. Ich lese praktisch alles, was es zum Thema Laufen gibt und so ist unschwer festzustellen, dass sich in den meisten deutschen Büchern so eine Art "Mainstream" (Hauptströmung) entwickelt hat. Die Trainingsanweisungen sind ähnlich, kaum innovativ und setzen sich aus altbekannten Rezepten zusammen.
Und dieser Kurs ist nun nicht mein Weg. Ich setze auf Erfahrungen, aber trotzdem versuche ich unser Training immer wieder zu innovieren. Denn wenn wir nichts Neues mehr versuchen, dann bleiben wir international und national dort stecken, wo wir sind: In der Drittklassigkeit!
Obwohl ich nun mittlerweile 62 Jahre alt bin, gebe ich mich niemals zufrieden mit dem Erreichten, mein Drang alles Trainingsmethodische zu verbessern ist ungebrochen. Ein Luxemburgischer Sportwissenschaftler sagte mir am Telefon, dass er seine Diplomarbeit über die Entwicklung des Langstreckentrainings gemacht habe und zu dem Resultat kam, dass es jede bekannte Trainingseinheit bis auf eine Ausnahme schon im vorletzten Jahrhundert gegeben hat, diese Ausnahme war das Greif-Tempoflextraining.
Das Tempoflextraining ist natürlich nur eine Komponente, die grundsätzlichen Unterschiede von meinem Trainingssystem zum Mainstream sind:
1. Tempoläufe schneller
2. Regenerationsläufe langsamer und länger
3. Pausen zwischen Wiederholungsläufen langsamer und länger
4. längste Strecke länger als bei Mainstream-Trainern
5. kaum Einsatz von mittelschnellen Dauerläufen
6. Einsatz von Endbeschleunigungen auf der längsten Trainingstrecke und
7. höhere Umfänge auch durch den Einsatz von langsamen regenerativen Läufen
Ein weiterer Erfolgspunkt ist das Beharren auf einer Periodisierung, dass heißt, dass es im Jahresverlauf ganz klar strukturierte Zeiten mit unterschiedlichen Belastungsstrukturen im Greif-Club-Jahresplan gibt. Wenn ein Clubmitglied im Januar einen Marathon laufen will, dann kann er das gerne tun, aber wenn er dafür einen 8-Wochen-Plan zur Vorbereitung haben möchte, beißt er bei mir auf Stahl: Diesen Plan bekommt er nicht. Denn ein intensives Training in der Winterzeit stört die Grundlagenvorbereitung entscheidend; der Misserfolg in der Hauptwettkampfzeit wäre vorprogrammiert.
In der kalten Jahreszeit wird lang und ruhig trainiert, denn: "Die Meister des Sommers werden im Winter gemacht!" Natürlich fluchen alle Clubmitglieder, wenn sie in dieser Zeit bei Eis und Schnee in der Dunkelheit raus müssen, aber wenn dann im Frühjahr die Bestzeiten nur so heranrauschen, dann sind diese Leiden längst vergessen.