Am 1. Mai diesen Jahres hat sich in meinem Kopf so etwas wie ein Schalter umgelegt. Völlig aus heiterem Himmel und ohne dass ich es geplant hätte, entschloss ich mich nach 22 Jahren wettkampforientiertem Laufen im jetzigen Alter von 37 noch mal richtig anzugreifen und alle meine Bestzeiten zu verbessern! - Und die dafür erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen -
Nämlich: Konsequenter als bisher zu trainieren. Ganz klar abzunehmen. 10 kg müssen weg!!!
Fromme Wünsche, die ein Jeder hat, aber bereits nach 2 Tagen, wenn's unbequem wird, wieder verwirft? Mittlerweile sind 2 Monate vergangen, ich habe fast 6 kg abgenommen. Im Training läufts wie geschmiert und meine Knie tun fast nicht mehr weh. Die 5000m-Jahres-Bestleistung verbesserte ich innerhalb von fünf Wochen von 17:47 auf aktuell 17:13 min! Eine niedrige Zeit wie seit 12 Jahren nicht mehr! Ich habe überhaupt keine Zweifel, die letzten 4 kg auch noch zu schaffen.
Die wichtige Vorgeschichte:
Als 17-jähriger lief ich den Marathon in 2:45 h. Mit Mitte zwanzig gings auch sehr gut, vor allem auf den Strecken unterhalb der Marathondistanz. Naja, nach Familiengründung und beruflicher Neuorientierung wird's oft ruhiger und die Leistungen pendelten sich um 3 Stunden/Marathon ein. Solange ich mich erinnere, war ich in meiner jeweiligen Leistungsklasse immer einer der Übergewichtigsten. Bei 1,83m Größe bog sich die Waage ächzend bis auf 81-83 kg hinab. Für einen ambitionierten Läufer ganz erheblich zuviel!
Es wurde gewitzelt: "Hansi gewinnt heute wieder die Ü80", die Klasse der Läufer über 80 kg. Genau genommen war es auch immer so. Kein gleichsam "Dicker" war schneller. Mit einem ebenso "dicken" Selbstbewusstsein bei der Geburt ausgestattet, nahm ich es aber immer gelassen und witzelte fleißig mit.
Wenn ich mit meinen ausnahmslos 10-15kg leichteren Trainingspartnern bei uns in den Hügeln trainierte, sagte ich oft an Steigungen: "Setze mal einen Rucksack mit 15 kg Gewicht auf, dann weißt Du, wie ich mich gerade fühle". Wenn man ambitionierte läuferische Ziele hat, sich im Training fordert bis zur völligen Erschöpfung, dann fragt man sich auch:
"Wie schnell könnte ich laufen mit weniger Gewicht?" Das lässt sich leicht nachrechnen, "was wäre wenn?". Nutze unseren Gewicht-Zeit-Rechner. Gib dort aber bitte seriöse Daten ein, dann erhältst Du auch ein vernünftiges Ergebnis. Bei mir kam es bisher in etwa hin.
Mir war immer völlig klar: Ohne Training geht's nicht, aber mit keiner anderen Sofortmaßnahme werde ich durchschlagend schneller, als mit einer nachhaltigen und deutlichen Gewichtsreduktion. Aber man kennt das ja. Jeder weiß was zu tun ist und kennt viele Methoden, man kommt aber nicht ins Handeln.
Dann kam dieser 1.Mai 2007. Wir grillten(!) mit einigen Freunden zusammen, die zwei Tage vorher in Hamburg erfolgreich Marathon gelaufen sind, und planten unsere Ziele für die Zukunft. Auf einmal machte es in der Diskussion "klack" in meinem Kopf und es war alles klar, was vorher so undurchführbar erschien. Mit 37 Jahren wird es Zeit. Vor allem wenn man schon viele Jahre dabei ist. Wäre ich ein Profi-Fußballer, würde der Fernsehzuschauer schon mal argwöhnisch prüfen, ob der "alte Sack" denn noch hinter dem Ball herkommt. Ist doch so ... Leichter wird es nicht. Es musste also sofort etwas Einschneidendes passieren. Ohne Kompromiss!
Diese Erkenntnis brachte mich von einem Moment zum anderen dazu, Ziele zu definieren und mein Ernährungsverhalten maßgeblich zu verändern. Ich fühlte mich wie ein langjähriger Raucher, der plötzlich die Zigaretten weglegt und einfach aufhört. Basta.
Mein Ding ist nun gar nicht, mein Essen abzuwiegen und Kalorien zu zählen, farbige Punkte für Nahrungsmittelgruppen zu vergeben oder gar in der Gruppe gewogen zu werden. Andere Leute trinken den ganzen Tag irgendwelche "Pampe" in sich hinein und nehmen dabei ab. Auch das kann und will zumindest ich nicht.
Es lässt sich nun ganz vortrefflich darüber zanken, welche Art der Gewichtsreduktion die beste ist. Dazu habe ich aber gar keine Lust. Hauptsache, man findet seinen persönlichen Weg mit dem man klar kommt. Zweifelsohne haben oben beschriebene Maßnahmen bei vielen Leuten Erfolg und deshalb lohnt es nicht, darüber theoretisch zu sinnieren, weil die Fakten deren Erfolg belegen.
Seitdem esse ich kaum noch "Mist", trinke fast keinen Alkohol mehr und die letzte Tafel Schokolade (früher täglich) gabs irgendwann im April. Eigentlich ganz banal. Völlige Askese ist meine Welt nicht. Es reißt aber keineswegs ein, wenn ich mir mal ein Bestzeiten-Weizen gönne oder zwei Kekse. Im Anschluss geht es wieder diszipliniert weiter.
Abends verzehre ich dann anstelle eines Abendessens einen Eiweiß-Shake, den ich mir als Teil eines Kombinationsprogrammes von einem sehr traditionsreichen, aber in Deutschland weitgehend unbekannten Hersteller von Nahrungsergänzungen bestellt habe. Qualitativ hochwertiges Eiweiß zum Schutz der Muskulatur, da diese bei Reduktionen gern mit abgebaut wird. Einen Stoffwechsel-Aktivator, der die Fettverbrennung unterstützt und eine Nährstoffkombination. Denn wer weniger isst, nimmt auch weniger davon zu sich. Ob es an den Produkten liegt weiß ich nicht, Tatsache ist, dass ich ohne jegliche Einschränkung oder Hungergefühl das volle Trainingspensum ableisten kann und zu keinem Zeitpunkt ein Gefühl von Kraftlosigkeit verspüre. Das Gegenteil ist der Fall.
Die läuferische Perspektive, die sich durch das geringere Gewicht ergibt, verursacht bei mir Gänsehaut. Alle meine schlanken Holger Meiers müssen nun beinhart trainieren, wollen sie im Duell bestehen. Ich hingegen habe abzuwerfendes Gewicht als Trumpf auf der Hand und mehr und mehr in den Beinen. Dieses Gefühl von "Zieht Euch warm an" im näheren läuferischen Umfeld ist unbeschreiblich aber keineswegs überheblich.
Man wird des Öfteren auf die schlankere Linie angesprochen und heute kaufte ich mir die erste Jeans in Größe 32!
Solltest du selbst einen Trumpf in der Hand oder wie ich auf den Hüften haben, dann wünsche ich Dir, dass auch du den Schalter umlegen kannst und ins Handeln kommst.