Müde und unter Zeitdruck. Das sind keine guten Bedingungen zum Schreiben eines Newsletterartikels. Ich bin heute Morgen, am 04.03.10 um 01:10 Uhr aus Spanien kommend zu Hause angekommen. Verspätung von Air Berlin! Zu dem weiß ich nicht was ich zuerst und zuletzt machen soll. Und heute Abend muss dieser Newsletter schon zur Formatierung und Schlussredaktion bei unserem Webmaster Jens Peters sein. Das ist aber alles nicht zu schaffen, und habe ich mich in meiner Not entschlossen, das Trainingsplan-Begleitanschreiben dieses Monats an unsere Greif-Club-Mitglieder auch hier an dieser Stelle zu veröffentlichen.
Die nachfolgenden Zeilen schrieb ich noch in Conil: Hier spüren wir nichts vom Schnee, aber geregnet hat es hier auch manchmal, aber dann heftig. Es ist angenehm warm, meist zwischen 17 und 21 Grad. Ich hoffe, dass jetzt auch bei dir der Schnee verschwunden ist und du nun auch das Tempo laufen kannst, welches im Plan steht.
In der Zeit, vor diesem Trainingsurlaub in Conil, sind mir zwei wichtige Erkenntnisse gekommen. Erstens habe ich mich gefragt, warum wir – bezogen auf meinen Heimatverein MTV Seesen – so selten im Herbst mit Bestzeiten glänzen. Es müsste eigentlich genau umgekehrt sein. Wir trainieren vom Frühjahr bis zum Herbst intensiver und mehr. Dieser Umstand ist natürlich den winterlichen Bedingungen geschuldet.
Natürlich könnte es sein, dass diese für ein ruhigeres Trainingstempo im Winter sorgen und dies der Grund für ein besseres Abschneiden im Frühjahr ist. Dies kann aber so nicht sein, denn auch nach milden Wintern mit kaum Schnee sind die Verhältnisse gleich. Denn dann "keulen" die Jung's naturgemäß deutlich häufiger als bei glatten Bedingungen und es wird aufgrund der Umstände auch mehr trainiert.
Bleibt also nur ein gravierender Unterschied: Im Winter gehen wir in die Halle und betreiben zweimal in der Woche ein Kraft- und Koordinationstraining = Athletiktraining. Dieser Gedanke, dass die unterschiedlichen Wettkampfresultate am nicht durchgeführten Athletiktraining im Frühjahr bis Herbst liegen sollte, war zwar reizvoll, aber sicher schien er mir nicht zu sein.
Aber dann kam etwas anderen hinzu. Der 71-jährige Läufer Ingo Heiskel rief mich an und bat mich im Newsletter doch einmal etwas über Altersklassensport zu schreiben. "Um Himmelswillen, so antwortete ich, dann muss ich ja -zig Bücher durch wälzen, um in diesem Bereich einen überdurchschnittlichen Kenntnisstand zu erreichen. Dass schaffe ich nicht, denn in den ganzen Trainingsbüchern findet man zu diesem Thema nur wenig."
So wollte ich diese Sache dann auch zu den Akten legen, aber ich hatte die Rechnung ohne den Floh gemacht, den Ingo mir in das Ohr gesetzt hatte. Ich fing an zu denken und zu blättern und da lag doch auf meinem Schreibtisch ein nagelneues ungelesenes Buch über Sportbiologie. Reingeschaut und Überraschung: Ein ganzes Kapitel über Sport und Alter. Natürlich las ich es komplett und schon gingen die Rollos in meinem Hirn hoch. Ich fand den Zusammenhang zwischen Krafttraining und Wettkampfleistung.
Ganz kurz, im kommenden Newsletter werde ich ausführlicher darauf eingehen: Das männliche Sexualhormon Testosteron und das weibliche Östrogen sind im hohen Maße für unsere Leistungsfähigkeit verantwortlich. Darum sind sie ja auch als hochwirksame Dopingmittel bekannt.
Und das geht schon mit 30 Jahren los. Und was noch ganz besonders wichtig ist: Diese Hormone sind auch für unsere Regeneration verantwortlich.
So, und nun schließt sich der Kreis. Es gibt nämlich nur eine legale Möglichkeit sich einen höheren Testosteronspiegel zu verschaffen: Das ist ein Krafttraining bis zu einer Dauer von 45 min. Ich habe natürlich auch noch in anderen Büchern zu diesem Thema nachgelesen. Über die Aussage herrscht in der Literatur ein Konsens. Warum das alles so ist, werde ich in späteren Schriften aufklären.
Wenn man diesen Gedanken nun weiter spinnt, dann könnte man in zwei Richtungen spekulieren. Der mangelnde Leistungszuwachs zum Herbst hin, könnte von unserer mangelnden körperlichen Kraft herrühren. Denn es ist eine Tatsache, dass wir im November, wenn wir normalerweise mit unserem Krafttraining starten, so schlaff wie ein feuchter Wischlappen sind.
Dies könnte auf eine vorhergehende mangelnde Testosteronaus- schüttung hinweisen oder der ausbleibende Ausdauerzuwachs wird schon grundsätzlich der mangelnden Testosteronproduktion geschuldet. Denn es gibt Hinweise, dass das Ausdauertraining bei einem hohen Spiegel dieses Hormons auch besonders wirksam ist.
Wie es auch immer sei: Wir sollten auch vom Frühjahr bis zum Herbst ein Athletiktraining durchführen, um unseren Sexualhormonspiegel oben zu halten. Aus diesem Grund steht in diesem Monat in deinem Plan auch einmal in der Woche ein Krafterhaltenstraining. Wenn du das einmal in 7 Tagen durchführst, bleibst du kräftig und hältst auch deinen Testosteronspiegel hoch.
Im Übrigen ist das genau das, was die erfolgreichen spanischen Marathonläufer auch machen. Im Winter ein mehrmaliges Athletiktraining in der Woche und in der Saison ein einmaliges Krafterhaltenstraining alle sieben Tage.
Zu diesem Thema habe ich auch schon einen umfangreichen Vortrag verfasst, den ich hier in Conil schon gehalten habe und der auch im nächsten Trainingsurlaub in Kemer auf dem Seminarplan steht. Aber du kannst sicher sein, auch wenn du nicht dabei bist, werde ich dich auf dem Laufenden halten.