Laktattests zu ungenau
Im letzten Newsletter "Laktattoleranz - Wo sitzt dein Talent?" haben wir über den Laktattest berichtet, an den viele von uns glauben, in der Hoffnung, er würde aussagen, dass die eigene vermutete Leistungsfähigkeit besser ist, als die im Wettkampf erreichte.
Zu dem Laktattest habe ich schon oft meine Meinung bekundet: Spare dir dein Geld, dieser Test ist einfach zu ungenau für eine Trainingssteuerung. Dass Sportärzte ihn immer wieder anbieten und propagieren, ist ein Einkommen-Selbstschutz. Man will auf diese Einkommensquelle nicht gerne verzichten. Was durchaus verständlich ist.
Diesen Verzicht hat unsere Firma schon vor mehr als 10 Jahren vollzogen. Schluss mit dem Quatsch dieses Tests. Wir haben unser Labor verschrottet, welches uns damals einige Tausende von DM gekostet hat, weil wir und unsere Kunden mit den Resultaten nicht zufrieden waren.
Test der maximalen Sauerstoffaufnahme (VO2max)
Du wirst dich natürlich fragen, ob es denn nicht einen besseren Test gibt, um dein Potential abzuschätzen. Ja, den gibt es mit der Spiroergometrie. Diese ist auch nicht der Weisheits letzter Schluss, aber man kann dort schon einige persönliche Schwächen und Stärken herauslesen. Neben dem respiratorischen Quotienten, liefert besonders die maximale Sauerstoffaufnahme (VO2max) interessante Resultate.
Was ist die maximale Sauerstoffaufnahme?
Im nachfolgenden Absatz, den ich aus Sport und Training übernommen habe, wird sie gut erklärt:
Aus dieser maximalen Sauerstoffaufnahme wollte man in den früheren Jahren die gesamte Leistungsfähigkeit eines Ausdauersportlers herauslesen. Das hat sich aber als Trugschluss erwiesen. Irgendwann hat einmal jemand die durchschnittlichen Werte der VO2max von absoluten Spitzensportlern über Jahrzehnte mit der Entwicklung der Weltrekorde über den gleichen Zeitraum verglichen.
Und siehe da, die Weltrekorde entwickelten sich rasant weiter, aber an der durchschnittlichen maximalen Sauerstoffaufnahme der Elite änderte sich nichts. Man nimmt heute an, dass in etwa nur 85 % der Ausdauerleistung von VO2max abhängig sind.
Bessere Zeiten im Ausdauersport
Aber wieso wurden die Zeiten an der Spitze dennoch immer besser? Der Grund liegt darin begraben, dass sich Ausdauersport sehr stark auf die Fähigkeit der Zelle zur Verwertung von Sauerstoff auswirkt. Hier sind es besonders die Mitochondrien, die Energiezentralen der Zelle, die für diese Verwertung zuständig sind. Sie vergrößern und optimieren sich nach den entsprechenden Trainingseinheiten. Wenn man denen einmal so richtig mit einem intensiven oder langen Training in den H... tritt, pumpen die sich auf wie ein Petziball.
Bei den Möglichkeiten der Entwicklung der inneren Atmung in der Zelle, haben wir sicher noch nicht das Ende der Spirale erreicht. Denn allen Unkenrufen zum Trotz werden die Weltrekorde weiter steigen. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass sich auch in dem Bereich des ambitionierten Freizeitsports, in dem wir uns bewegen, etwas tut und die Laufzeiten von uns in ihrer Gesamtheit wieder besser werden.
Weitere Informationen zum VO2max-Wert
Aber wieder zurück zur maximalen Sauerstoffaufnahme. Auch hier wieder ein Zitat aus derselben Quelle wie oben:
"Je höher der VO2max-Wert ist, desto besser ist die Leistung. Aber auch andere Faktoren müssen mit einbezogen werden. Ein Spitzenläufer läuft beispielsweise ein 5-km-Rennen, was normalerweise kaum 15 Minuten dauert, mit 90–95 % seines VO2max. Je ökonomischer er läuft, desto näher kann er seinem VO2max kommen, bevor sein Blutlaktatwert ansteigt.
Was bestimmt den VO2max? Zum großen Teil ist er abhängig von der Herzstärke und der Herzkapazität. Wenn das Herz Blut durch die Lungen pumpt, nimmt das Hämoglobin der roten Blutkörperchen Sauerstoff auf und wird in den wenigen Sekunden, in denen es durch die Lungenmembranen fließt, völlig gesättigt. Die Größe der Lunge oder des Brustkorbs spielt bei der Sauerstoffaufnahme so gut wie keine Rolle. Wichtig sind die Herzkapazität und der Kreislauf, der das Blut in Bewegung bringt.
Wenn man anämisch ist, z. B. durch Hämoglobinmangel, kann man nicht so viel Sauerstoff aufnehmen. Hat man jedoch viele Blutzellen und damit mehr Hämoglobin, steigt die Sauerstoffaufnahme. Dies kann man auf legalem Weg durch Training in Höhenlagen erreichen oder illegal durch Blutdoping oder EPO, ein Hormon, das die Zahl der roten Blutkörperchen ansteigen lässt.
So wie die Muskelstärke im Alter abnimmt, so wird auch der VO2max-Wert ab Mitte 30 ständig weniger, nämlich 0,5–1 % pro Jahr. Wenn man älter wird, vermindern sich die Elastizität des Herzens und damit der maximale Herzschlag. Man kann über den Daumen gepeilt sagen, dass der maximale Herzschlag in Schlägen pro Minute 214 minus 0,8 x Alter ist. Der Rückgang lässt sich durch entsprechendes Training jedoch verlangsamen."
Entwicklung der maximalen Sauerstoffaufnahme in Jugend und Pubertät
Dazu ist noch einiges zu erwähnen: Die Fähigkeiten zu einer hohen maximalen Sauerstoffaufnahme erwirbt man sich in der Jugend bis zum Ende der Pubertät. Diese entwickelt sich aber nur bis zur maximalen möglichen Höhe, wenn man die Kinder in diesem Alter auch anaerob belastet. So die Meinung vieler Sportwissenschaftler.
Das heißt aber auch, dass wir keine Scheu haben sollten, unsere Kinder beim Training ab und zu in die Atemlosigkeit zu treiben. Auch wir selbst im Erwachsenenalter können noch an der maximalen Sauerstoffaufnahme und ihrer Ausschöpfung arbeiten. Und zwar mit sehr intensiven Belastungen unter Sauerstoffmangel und oder mit Tempodauerläufen im aerob-anaeroben Übergangsbereich.
Denn nur wenn wir einen Mangel im Organismus erzeugen, wird ein Reiz ausgesendet, diesen Mangel in zukünftigen Tagen zu verhindern. Und das gilt für unser gesamtes Training. Aber Mangel bedeutet immer Unbehagen. Und wenn du im Training nicht an einigen Tagen ein Unbehagen spürst, dann fällst du in die Leistungsstagnation und dieser folgt dann der Leistungsrückschritt.
Im nächsten Newsletter werde ich – wenn nichts dazwischen kommt – auf den respiratorischen Quotienten eingehen, der auch bei der Spiroergometrie ermittelt wird.