Wenn du etwas älter bist, dann hast sicher schon einige Trends mitgemacht, wie zum Beispiel die Haarlänge im Verlauf der Zeiten. Mal fiel sie von ganz kurz auf lang und ein anderes Mal ging es wieder rückwärts. Die Menschen machen diese Trends völlig unterschiedlich mit. Einige hängen sich voll rein und lassen sich zum Beispiel die Haare bis zu den Schultern wachsen, hingegen andere sich den Kopfschmuck nur dezent über die Ohren fallen lassen.
Einige Menschen verweigern sich auch völlig und machen so weiter, wie sie es gewohnt sind. Meistens sind auch die Verweigerer beeinflusst, wie man an den Kurzhaarschnitten in der Langhaarzeit in den 60-ern sehen kann. Auch in der Ernährung gibt es Trends. Im Augenblick liegt das Eiweiß voll in diesem. Und auch hier geht es zur Sache. Einige verbannen schon das Vollkornbrot vom Tisch, um Platz für ihre Auswahl von Eiweißshakes zu gewinnen.
Es soll Leute geben, die versuchen sich allein von Eiweiß zu ernähren. Wenn man dann nachfragt, dann bekommt man nicht selten zur Antwort: "Strunz schreibt in seinem neuen Buch, man solle überhaupt keine Kohlenhydrate essen, sondern nur Eiweiß!"
Stimmt und stimmt nicht. Denn der Satz, man soll keine Kohlenhydrate essen, ist aus dem Zusammenhang gerissen. Dr. Strunz meint und schreibt, dass die von ihm empfohlenen großen Mengen Gemüse und Obst genug Kohlenhydrate enthalten und diese den Bedarf eines Normalmenschen decken. Darum ist es zur Gewichtskontrolle nicht sinnvoll noch weiter Kohlenhydrate in Form von Nudeln, Kartoffeln, Brot und Zucker zu sich zu nehmen.
Und da sind wir beim Punkt Gewichtskontrolle: Strunz hat sein Buch "die neue diät" für Übergewichtige geschrieben, die schon die 15. Diät hinter sich haben und immer noch fett sind. Geschrieben hat er es nicht für ambitionierte Läufer(innen), die meist nur ein geringes Übergewicht haben. Und geschrieben hat er es schon gar nicht für die Leistungsorientierten innerhalb dieser Gruppe.
Dennoch wird auch diese Ernährungsform einige Proteinjunkies hervorbringen, die das "nur Eiweiß" wörtlich nehmen und versuchen sich ausschließlich davon zu ernähren. Sie werden körperliche Nachteile ertragen müssen, die nicht im Verborgenen bleiben werden. Und dann werden alle Halbinformierten wieder schreien: "Strunz hat Schuld!"
Schon einmal ist dem Uli etwas angekreidet worden, was er nicht verbrochen hat. Vor einigen Jahren hat er das Laufen auf dem Vorfuß programmiert und diesen Laufstil richtigerweise als den natürlichen hingestellt. Unser jetziger meistens angewandter Laufstil ist der Fersenaufsatz mit dem nachfolgenden Abdruck über dem Ballen. Dieser Stil des Laufens ist kein natürlicher, sondern ein Kulturstil. Er folgte dem modernen Schuhbau, bei dem ein Hacken unerlässlich zu sein scheint.
Diese Aufforderung von Dr. Ulrich Strunz zu einem zurück zur Natur mit mehr Vorderfußaufsatz nahmen zahllose Läufer und Läuferinnen zum Anlass, ihren Laufstil komplett umzustellen. Die Folge war eine Welle von Achillessehnen und Muskelverletzungen im Unterschenkel. Strunz wurde dadurch teilweise zu einer Hassfigur in der Laufszene. Genüsslich berichten heute noch Laufshopinhaber von den der Verletzungswelle, ausgelöst durch "einen gewissen Dr. Strunz.
Aber dieser hat eine sofortige und komplette Umstellung nie verlangt oder gefördert. Er hat nur propagiert, dass wir langsam wieder zurück zum natürlichen Vorfußstil kommen sollten. Zu diesem Stil gehört auch der Mittelfußaufsatz, als einer, meiner Meinung nach, auch natürlichen Laufhaltung. Dieser ist leichter zu erlernen und setzt sich später bei höherem Tempo von allein in den Vorderfußaufsatz um.
Es scheint ein sehr verbreitetes Verhalten zu sein, sich aus Informationsfetzen ein vollständiges Urteil über einen Menschen oder eine Sache zu bilden. Ich selbst bin auch nicht frei davon. Als ich in den frühen 70-er Jahren wettkampfmäßig zu laufen begann, war auch die hohe Zeit des Dr. van Aaken. Jeder hatte so seine Meinung zu diesem Menschen. Aber alle erzählten eines: "Van Aaken behauptet, dass du immer nur langsam und lang laufen musst, damit du ganz schnell wirst." Und ganz schnell hatte ich auch eine Meinung über van Aaken, ohne jemals auch nur ein Buch von ihm gelesen zu
Für mich stand fest: Van Aaken hat eine Macke. Erfuhr ich doch gerade, dass erste Mal mit richtigem Tempotraining konfrontiert, wie wirksam so etwas war. Als ich Jahre später das erste Buch von ihm las, war ich zwar auch noch nicht davon überzeugt, dass sein System das beste war. Aber ich schämte mich, geglaubt zu haben, was andere mir erzählt hatten, ohne mich von dem Wahrheitsgehalt zu überzeugen. Denn dass man immer nur langsam und lang laufen sollte um schneller zu werden, davon stand in dem van Aaken-Buch nichts. So ähnlich scheint es der Mehrheit von uns wohl auch mit Dr. Ulrich Strunz zu gehen. Die Meinung über ihn wird durch Hörensagen gebildet. Wenn man aber bei ihm genau nachliest und hinhört und sich fragt: "Für welche Zielgruppe schreibt er das denn jetzt?" Dann weiß man auch was er bezwecken will. Er ist Arzt und muss sich mit sehr unterschiedlichen Menschen- und Krankheitsbildern auseinander setzen.
Es ist schon ein großer Unterschied ob man für Seniorenläufer(innen) schreibt oder für junge Leistungssportler. Wenn er dann noch gleichzeitig die Bedürfnisse von zum Beispiel unsportlichen Diabetikern oder menschlichen Speckbuletten berücksichtigen muss. Dann ahnt auch schon ein Laie, dass es zu Missverständnissen kommen muss.
Eigentlich wollte ich heute über das Verhältnis von Kohlenhydraten und Eiweiß in der Ernährung von Läufer(innen) schreiben, bin aber etwas abgeglitten, um Hintergründe und Kausalitäten deutlich zu machen. In einer kommenden Wochen werde ich diesen Artikel fortsetzen.