Spaß macht es mir zum Beispiel heute über L-Carnitin zu berichten, dieser Stoff ist besonders interessant, denn mein Bauch sagt mir, dass mehr dran ist an ihm, als wir alle ahnen. Auch die Erfahrung spricht dafür, dass L-Carnitin bei uns Läufer(innen) zu mehr Leistung führt. L-Carnitin ist ein körpereigener Stoff der Fettsäuren zu den Mitochondrien transportiert und damit den Fettstoffwechsel unterstützt. Die Wissenschaftler sind sich über L-Carnitin unglaublich uneinig. Besonders einige Sportmediziner sind es, die die Substitution von L-Carnitin ganz harsch ablehnen. "Viel zu teuer, Geldmacherei, es gibt keine Studie, die die Wirksamkeit von L-Carnitin beweist!" Gibt es doch! Nur wollen Mediziner immer Resultate, wie sie es bei Medikamenten gewohnt sind. Die können aber mit Nahrungsergänzungsmitteln nicht erzielt werden.
Die Wirkung von Nahrunsgseränzung ist immer nur marginal. Wie soll man eine Leistungssteigerung von z.B. 2% auch mittels einer Studie finden. So scharf ist keine Analyse. Oder doch? Es gibt da die Promotionsarbeit von Cornelia Chrobrok, die anhand von Tierversuchen mit ganz überraschenden Resultaten die Wirksamkeit von L-Carnitin festgestellt hat (Zusammenfassung hier!).
Von den Gegnern der L-Carnitin Substitution wird behauptet, dass erstens die körpereigene Produktion von L-Carnitin ausreicht und nicht zugesetzt werden muss. Zweitens würde die körperliche Leistungsfähigkeit nicht erhöht und drittens könne es nicht gelingen, den Gehalt an L-Carnitin in der Muskulatur zu erhöhen.
Alles das lässt sich nämlich schlecht bei Menschen nachweisen, denn um z.B. die Erhöhung des L-Carnitins in der Muskelzelle festzustellen, müsste man eine Muskelbiopsie vornehmen, um zu schauen, wie es denn in der Zelle direkt aussieht. So eine Biopsie ist aber für den Untersuchten äußerst unangenehm, denn er muss im wahrsten Sinne des Wortes ein Stück Muskel hergeben. Dieses wird mit einer Hohlnadel entnommen und hängt dann wie ein kleines Stück Mett auf der Nadel. Kein schönes Gefühl und noch viel weniger ein schöner Anblick.
Cornelia Chrobrok ist aber doch diesen Weg der Muskelbiopsie gegangen, sie hat nur ein paar Leistungssportler genommen, die sich nicht wehren konnten und deutlich mehr Muskeln haben als wir. Sie untersuchte Pferde (Traber), gab deren Futter L-Carnitin zu, trainierte sie und schaute dann nach wie sich das L-Carnitin in der Muskulatur verhielt und sich die Leistung der Traber danach entwickelte.
Die Studie erbrachte die folgenden Ergebnisse: (Auszüge aus der Zusammenfassung)
1. Durch die Carnitinzulage war die Konzentration an Gesamtcarnitin im Plasma bereits nach vier Tagen etwa auf das 2,5-fache angestiegen und blieb über gesamte Zugabe auf dem gleichen Niveau.
2. In der Muskulatur hatte der Gehalt an Gesamtcarnitin nach fünfwöchiger Zugabe um etwa 50% zugenommen. Er blieb auch während der Ruheperiode auf diesem Niveau.
3. Bei den Pferden, die Carnitin (+Carnitin) bekommen hatten, war die Herzfrequenz am Ende des Trainings bei gleicher Laufgeschwindigkeit wie vor dem Training (5 bis 9 m/s) signifikant um ca. 7 Schläge pro Minute niedriger. Bei den Pferden die kein Carnitin bekommen hatten, war die Herzfrequenz bei gleicher Laufgeschwindigkeit vor und nach dem Training gleich.
4. Bei gleicher Laufgeschwindigkeit (10 m/s) war die Lactatkonzentration im Blut nach vierwöchigem Training bei allen Tieren um 22 % niedriger als vor dem Training. Diese trainingsbedingte Reduktion der Lactatkonzentration war bei den +Carnitin-Pferden ausgeprägter als bei den -Carnitin-Tieren.
5. Die Konzentration der Freien Fettsäuren im Plasma war bei den +Carnitin-Pferden nach dem Training im Gegensatz zu den -Carnitin-Pferden bei allen Belastungsstufen signifikant niedriger als vor dem Training.
Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass die Muskulatur des Pferdes in Verbindung mit einem Training bei einer Dosis von 10 g pro Tag in nennenswerten Mengen aus dem Plasma aufnimmt und deponiert. Die Carnitinzulage erhöhte signifikant die belastungsinduzierte Kontraktionskraft des Herzens. Die Effekte der Carnitinzulage auf die Konzentration der Glucose und der Freien Fettsäuren im Plasma während der Belastung sind mit der Annahme vereinbart, dass L-Carnitin sowohl die Elimination von Glucose als auch von Freien Fettsäuren aus dem Plasma erhöht. Diese Effekte könnten mit Einsparungen von Muskelglykogen und -fett kombiniert sein. Sie sind insgesamt im Hinblick auf eine Steigerung der körperlichen Fitness als günstig zu beurteilen.
Welche Schlüsse sind aus dieser Studie für die Praxis zu ziehen? Wenn wir davon ausgehen, dass bei Pferden die gleichen oder sehr ähnlichen Verhältnisse in der Muskulatur vorherrschen wie beim Menschen, dann gilt folgendes.
1. Die Zugabe von L-Carnitin als Nahrungsergänzungsmittel erhöht den L-Carnitingehalt in unseren Muskeln.
2. L-Carnitin spart Muskelglykogen, wir werden dadurch ausdauernder und brechen im Marathon nicht so leicht ein.
3. Es nutzt nichts, allein L-Carnitin vor dem Wettkampf in hohen Dosen einzunehmen. L-Carnitin muss auf Dauer eingenommen werden. Obwohl der Bedarf einer zusätzlichen Menge von vor dem Wettkampf hier nicht geklärt werden konnte, empfehle ich die Dosis vor einem wichtigen Rennen zu erhöhen (aber nur wegen der Psyche!).
4. Vor einem Marathon, mindestens 30 Tage vorher, jeden Tag ein Gramm L-Carnitin nehmen. Wer hochleistungsfähig ist und hart trainiert, sollte das ganze Jahr über ein 1/2 Gramm pro Tag nehmen und in der Wettkampfperiode auf ein ganzes Gramm erhöhen. Vor einem langen Wettkampf ab Halbmarathon zusätzlich 3 g am Tag vor dem Rennen.