Diese Meldung lief am 07. Dezember 2006 durch die Nachrichten: Marathonlauf schädigt Herzmuskel
"Nach einem Marathonlauf kommt es, vor allem bei weniger trainierten Sportlern, häufig zu Funktionsstörungen des Herzens. Ein Anstieg der kardialen Enzyme deutet darauf hin, dass Herzmuskelzellen irreversibel geschädigt wurden, wie US-Kardiologen in Circulation (2006; 114: 2325-2333) berichten. Eine deutsche Arbeitsgruppe fand sogar häufigere koronare Verkalkungen unter älteren Marathonläufern, deren klinische Bedeutung aber noch unklar ist."
Da immer wieder über vereinzelte Todesfälle bei Marathonläufen gemeldet werden, untersuchten die amerikanischen Kardiologen 60 nicht-professionelle Teilnehmer des Boston-Marathons (41 Männer und 19 Frauen) vor und unmittelbar nach dem Rennen. Alle beendeten den Lauf erfolgreich.
"Vor dem Rennen hatten alle Teilnehmer normale Befunde in der Echokardiographie und keine erhöhten kardialen Enzyme (ansonsten hätten die Mediziner sicherlich ein Teilnahmeverbot ausgesprochen). Unmittelbar nach dem Ziel zeigten die meisten jedoch nicht nur die physiologischen Erschöpfungszeichen. Siegel fand bei nicht wenigen Teilnehmern Hinweise auf eine kardiale Schädigung."
So waren bei 60 Prozent der Teilnehmer die Troponinspiegel angestiegen. Troponin ist ein Marker für den Untergang von Myokardzellen und bei 40 Prozent der Teilnehmer waren die Werte soweit erhöht, dass die Ärzte in einer Klinik ohne Wissen von dem vorausgegangenen Marathonlauf, die Diagnose eines Herzinfarkts in Betracht gezogen hätten. Bei den Läufern waren auch die Werte des NT-proBNP (von 63 auf 131 pg/ml) angestiegen, was bei klinischen Patienten als Zeichen einer pathologischen Überlastung des Herzmuskels gedeutet worden wäre. Die Echokardiographie zeigte ebenfalls Funktionsstörungen des Herzmuskels.
"Diese kardialen Stresszeichen waren umso ausgeprägter, je weniger trainiert die Teilnehmer waren. Die höchsten Troponinwerte wurden bei Läufern gefunden, die im Training weniger als 35 Meilen die Woche absolvieren. Für die Läufer kamen die Befunde überraschend. Keiner hatte während des Laufs über kardiale Beschwerden wie Brustschmerzen oder Luftnot geklagt. Eine mögliche Erklärung könnte die Freisetzung von Endorphinen während des Marathonlaufs sein."
Den chronischen Auswirkungen des Marathonlaufs auf das Herz geht die "Marathonstudie" des Westdeutschen Herzzentrums in Essen nach. Untersucht werden erfahrene Marathonläufer im Alter über 50 Jahren, die innerhalb der vorangegangenen fünf Jahre wenigstens fünf Marathonläufe absolviert haben. Die Gruppe ging, wie die meisten Kardiologen, davon aus, dass Marathonläufer ein gut trainiertes und deshalb ein gesundes und koronarkalkfreies Herz haben. Nach den ersten Ergebnissen der Studie, die im November auf der Jahrestagung der American Heart Association in Chicago vorgestellt wurden, ist sich die Gruppe um Stefan Möhlenkamp nicht mehr so sicher.
Bei 36 Prozent der 108 untersuchten Läufer fanden die Kardiologen nämlich erhöhte Werte in einem Score zur Koronarkalkquantifizierung. Die gleichen Werte wurden nur bei 22 Prozent einer Vergleichsgruppe von 216 Männern mit vergleichbaren koronaren Risiken gesunden, die aber keinen Laufsport betrieben. Die Bedeutung dieses Befundes ist noch unklar, scheint aber eine Gefährdung älterer Menschen durch Marathonläufe nicht völlig auszuschließen.
© rme/aerzteblatt.de
Wir sollten uns von dieser Nachricht nicht verrückt machen lassen, aber eines sollten wir beachten, den zentralen Satz in dieser Studie: Diese kardialen Stresszeichen waren umso ausgeprägter, je weniger trainiert die Teilnehmer waren.
An diesem Punkt ist der Hund begraben: Es wird zu wenig, zu kurz und nicht sinnvoll trainiert. Dazu tragen auch Trainingspläne bei, die den Schreiber dieser Zeilen vom Staunen, über das Lachen bis hin zum Weinen treiben: Am 27.12.2006 bekam ich einen Hinweis auf einen "Powerbar Trainingsplan" im Internet für einen Marathon. Hoffnungsvoll folgte ich den Anweisungen des Trainingsplans.
Ich klickte an, dass ich über die 42,2 km 3:30 h laufen kann und jetzt unter 3:00 h laufen möchte. Ruckzuck hatte ich meinen 12-Wochen-Trainingsplan. Staunen, Lachen, Weinen. Staunen, weil mir ein Rechner mit solchen Grobdaten einen Trainingsplan vorschlagen kann. Lachen als ich die Einheiten sah und Weinen, weil dieser Plan in seiner Laienhaftigkeit nicht zu überbieten ist. Er schickt verantwortungslos Sportler(innen) in ein hochbelastendes Rennen, für welches sie nicht richtig vorbereitet sind.
Bitte schaue dir den Powerbar-Trainingsplan-Rechner an und urteile selbst. Klick an, dass du von 3:30 auf 3:00 h im Marathon möchtest, dann kommt dein Plan.
Bitte beachte folgende Punkte: 1. Das Versprechen in 12-Wochen von 3:30 h auf unter 3 h zu kommen, ist völlig unrealistisch und grenzt schon an Verars....! 2. Die längste Strecke, die in diesem Plan gelaufen werden soll, geht über 150 min. Das sind bei dem angestrebten ca. 6 min/km-Tempo 25 km. 3. Vor dem langen Lauf liegt in der 10. Woche am vorhergehenden Tag auch noch direkt eine Tempolaufeinheit im geplanten Marathon-Renntempo für 3 h.
Böse, nicht hinnehmbare Fehler. Zur Ehrenrettung von Powerbar müssen wir annehmen, dass diese Schwächen des Rechners vorher nicht erkannt wurden. Damit ist aber auch Schluss mit dieser Sache. schauen wir nach vorn. Dieser Rechner ist abgehakt.
Die Kritik ist vorbei, schauen wir nach vorn: Wenn du einen wirklich guten Marathon laufen willst, dann musst du im Training in der Lage sein 35 km zu laufen. Ich gestehe ein, dass das nicht leicht ist und man unter Umständen auch lange unterwegs ist. Aber es gibt Möglichkeiten wie du ohne gesundheitliche Gefahren zu den 35 km und somit zu einer aus deiner Sicht gesehenen Superzeit kommst.
Du musst nur deine längstmögliche wöchentliche Trainingsstrecke um 3 km verlängern und diese dreimal absolvieren. In dieser Zeit passt sich dein Organismus an die stärkere Belastung an und du kannst um weitere 3 km erhöhen. Nutze die untenstehende Tabelle und beginne sofort am 06.01.2007. Du kannst sehen, an welchem Punkt du marathonfähig bist, ohne deine Gesundheit zu gefährden. Und du findest auch den Zeitpunkt, wann du einen Angriff auf deine Bestzeit wagen kannst.
Kalender | Zur Zeit mögliche längste Trainingsstrecke in km: | ||||||
14 | 17 | 20 | 23 | 26 | 29 | 32 | |
Trainingstag | Trainings-km einmal in der Woche (langer Lauf) | ||||||
06.01.2007 | 17 | 20 | 23 | 26 | 29 | 32 | 35 |
13.01.2007 | 17 | 20 | 23 | 26 | 29 | 32 | 35 |
20.01.2007 | 17 | 20 | 23 | 26 | 29 | 32 | 35 |
27.01.2007 | 20 | 23 | 26 | 29 | 32 | 35 | 35 |
03.02.2007 | 20 | 23 | 26 | 29 | 32 | 35 | 35 |
10.02.2007 | 20 | 23 | 26 | 29 | 32 | 35 | 35 |
17.02.2007 | 23 | 26 | 29 | 32 | 35 | 35 | |
24.02.2007 | 23 | 26 | 29 | 32 | 35 | 35 | |
03.03.2007 | 23 | 26 | 29 | 32 | 35 | 35 | |
10.03.2007 | 26 | 29 | 32 | 35 | 35 | ||
17.03.2007 | 26 | 29 | 32 | 35 | 35 | ||
24.03.2007 | 26 | 29 | 32 | 35 | 35 | ||
31.03.2007 | 29 | 32 | 35 | 35 | |||
07.04.2007 | 29 | 32 | 35 | 35 | |||
14.04.2007 | 29 | 32 | 35 | 35 | |||
21.04.2007 | 32 | 35 | 35 | ||||
28.04.2007 | 32 | 35 | 35 | ||||
05.05.2007 | 32 | 35 | 35 | ||||
12.05.2007 | 35 | 35 | |||||
19.05.2007 | 35 | 35 | |||||
26.05.2007 | 35 | 35 | |||||
02.06.2007 | 35 | ||||||
09.06.2007 | 35 | ||||||
16.06.2007 | 35 | ||||||
35 = Erster sinnvoller und erfolgsversprechender Marathon-Wettkampftag | |||||||
35 = Sehr erfolgversprechender Marathon-Wettkampftag |
Du wirst jetzt natürlich rechnen und die Zeit kalkulieren, die du für diese vielen km benötigst. Dabei solltest du nicht vergessen, dass du im Verlauf dieses Trainings deutlich schneller und auch schlanker werden wirst. Habe Mut und starte sofort. Verschenke die Zeit nicht. Ich verspreche dir: Du wirst ein andere/r bessere/r Läufer(in) werden, wenn du diese Serie durchläufst.