"Es könnte sein, dass sich meine damalige Muskelstruktur umstellte von Sprung- und Sprintvermögen auf Ausdauerfähigkeiten. Als früherer Handballer gelang es mir in meiner aktiven Zeit im Sprung ohne Probleme meine Hand über den Basketballkorb zu legen.
Als ich dann aber meine Ausdauerfähigkeiten stark verbessert hatte, kam ich nicht einmal mehr an den Ring des Korbes, sondern blieb 10 - 15 cm darunter".
Aber warum konnte ich nicht mehr bis in die Höhe des Basketballkorbes springen? Leichter und fitter wie ich war, sollte das doch möglich sein. Rennen konnte ich damals wie ein Hase, nur bei den schnellkräftigen Übungen versagte ich schmählich.
Da bleibt nur der Schluss übrig, dass sich meine Muskulatur zu einem Teil umgestellt hatte. Hier ein kleiner Überblick über Muskelfasertypen aus Wikipedia:
- ST-Faser (engl. slow twitch fibers ,langsam zuckende Fasern‘) sind sehr ausdauernd, entwickeln allerdings nicht hohe Kräfte. (entspricht SO) auch bezeichnet als Typ I Fasern: SO (engl.) slow oxidative fibers, langsame oxidative Fasern‘)
- Intermediärtyp (entspricht FOG) auch bezeichnet als Typ II, A Fasern: FOG (engl.) fast oxydative glycolytic fibers ,schnelle oxidative/glykolytische Fasern‘)
- FT-Faser (engl.) fast twitch fibers ,schnell zuckende Fasern‘) können hohe Kräfte entwickeln, ermüden aber sehr schnell. (entspricht FG). Auch bezeichnet alsTyp II X Fasern: FG (engl.) fast glycolytic fibers, schnelle glykolytische Fasern
Besonders der Typ II A, die intermediere Muskulatur ist für uns interessant, sie lässt uns in Richtung Ausdauer und auch Richtung Schnelligkeit trainieren.
Nun stellt sich mir die Frage, ob dieser Umbau nicht auch mit Hilfe des Muskelkaters erfolgt. Es wäre eigentlich logisch, dass sich eine Muskulatur nach einer ungewohnten Belastung, die zu Zerstörungen innerhalb der Muskeln führt, in die Richtung orientiert, die die Zerstörung erzeugt hat.
Einfach ausgedrückt: Wenn z.B. nach einer ungewohnten Belastung wie ein 35 km-Runde ein Muskelkater auftritt, dann könnte das Gehirn erkennen, dass die schnellkräftigen Fasern vom Typ2 A-Fasern nicht für eine solche Belastung geeignet sind und ersetzt diese durch Ausdauerfasern von Typ 1.
Allerdings können nur 20 % aller Fasern umgebaut werden. Aus meiner praktischen Erfahrung zeigt sich, dass bei einem Läufer, der anfängt zu trainieren, erst einmal ein starker Muskelkater auftritt und danach die Leistungsfähigkeit steigt. Bei ähnlicher Belastung kommt es dann nicht mehr zu schwerem Muskelkater, meist kann man aber noch einen Druckschmerz in der Wade hervorrufen.
So könnte man interpretieren, dass bei einem schnellen Trainingszuwachs, es auch schnell zu einer Umwandlung in Auadauermuskulatur vom Typ 1 kommt. Wenn später weiter trainiert wird, kann der Organismus dann nicht mehr auf die möglichen 20 % der umwandelbaren Muskulatur zugreifen, weil ein Teil schon umgewandelt ist. Das bedeutet weniger Faserrisse und damit auch weniger Schmerzen.
Klar ist aber, dass solche Spekulationen nicht für jeden gelten, denn die Muskelfaserverteilung ist sehr individuell. Sie sind einfach ein Teil deines Talentes.
Nun noch einmal zurück zu dem "Dauermuskelkater" von M. Bei dem Wort "Dauer" erinnerte ich mich daran, dass ich so etwas schon erlitten hatte.
Es gab eine Zeit um die Jahrtausendwende, da litt ich wirklich an einem dauerhaften Muskelkater, konnte deswegen nur eingeschränkt trainieren.
Meine Muskeln schmerzten unglaublich. In dieser Zeit ging der Lipobay-Skandal durch die Presse. Das war ein Medikament zum Senken der Blutfette (Cholesterin).
Auch ich nahm mit "Sortis" dauerhaft ein solches Medikament. Auf die Frage an meinen Hausarzt, ob denn Sortis für Muskelschmerzen verantwortlich sein könnte, antwortet er: Sortis ist der beste Lipidsenker auf dem Markt und der hat nicht diese Auswirkungen.
Aber ich ließ nicht locker und schließlich verschrieb er mir "Locol" und schon waren meine Muskelschmerzen verschwunden. Nach und nach kamen andere mit den gleichen Symptomen zum Doktor und er ließ Sortis zu Gunsten von Locol fallen.
Bei mir waren nach 2 Tagen unter Locol die Muskelschmerzen verschwunden. Ich schreibe diese Zeilen nur, um dich daran zu erinnern, dass muskelkaterartige Schmerzen nicht unbedingt von einer überbelasteten Muskulatur kommen müssen.
Nun aber zurück zum Rätsel von M., der schrieb: "ich schlage mich mit einem "Grundmuskelkater" rum, den ich nicht mehr recht los werde." Als wir am Telefon während der Beratung schon besprochen hatten, forderte ich ihn auf einmal auf seine so schmerzenden Muskel mit dem Daumen zu drücken.
"Spürst du den Druckschmerz auf deinen Oberschenkel?" "Nein dort nicht." Da kam mir der Gedanke, dass am anderen Ende der Leitung ein völlig unerfahrener Läufer saß, der gar nicht genau wusste, wie sich ein Muskelkater anfühlte.
Ich ließ M. dann erklären, wo es genau schmerzte: "Vom Rücken runter, seitlich an der Pobacke verlaufend und bis in ein Bein hinein tut es weh."
Was er dort aufführte, war der Verlauf des Ischiasnervs, der, wenn er gereizt wird, unangenehm schmerzen kann. So riet ich ihm zu einem Arzt zu gehen und danach auch einen Physio zu konsultieren.
M. schrieb am 6.3.12 dann auch:
"Hallo Peter, ich habe mich dann eben im Newsletter entdeckt. Kurze Info von meiner Seite, zum Arzt habe ich es wegen Chaos im Job nicht geschafft, aber es ist eindeutig so, dass ich mit Dehnübungen erheblich Verbesserungen erreiche.
Ich bin auf etwas gestoßen, das Piriformis heißt und mein Problem recht gut beschreibt. Verkürzt /nicht dehnfähig sind die Beinbeuger und der Po-Muskel, deswegen bekomme ich bei Tempo die Beine auch nicht hoch.
Bei Youtube gibt es dazu Übungen, ich probiere gerade rum (2 x 10-15 min am Tag), was bei mir hilft. Nach drei Tagen Übungen bin ich heute wieder einigermaßen normal (so knapp lange Runde-Tempo) 15 km gelaufen, daran war in der letzten Woche nicht zu denken.
Herzlichen Gruß, M."
Was ich dir mit diesem Artikel sagen möchte: Wenn du Schmerzen in der Muskulatur hast und vermutest einen Muskelkater, dann drücke mit dem Daumen auf diese. Ein Muskelkater verteilt sich immer auf die gesamte überanstrengte Muskulatur und ist nicht punktuell zu spüren.
Dann habe ich noch eine Bitte. Ich verstehe schon, dass viele von uns mich erst einmal als "Ferndoktor" nutzen, aber ich bin kein Arzt, sondern Trainer und das auch nur aus der Ferne.
Wenn dich wieder einmal ein Zipperlein plagt, gehe bitte erst einmal zum Arzt oder Physio, wenn die dann nicht mehr weiter wissen, dann kann ich vielleicht auch einen Rat beisteuern, mehr aber auch nicht.