Jeder Läufer(in) sollte seinen Traum haben. Den Traum vom großen Sieg oder der grandiosen Bestzeit. Diese Vorstellungen sollten wir alle hegen, sie spornen uns an, nicht nachzulassen auf dem Weg zum großen Erfolg.
Wir alle müssen dabei aber bedenken, dass solche Ziele nicht in einem Schritt erreicht werden können. Es braucht Jahre, um alles das, was in uns steckt herauszuholen.
Zwischen Traum und Realität liegen Jahre harter Arbeit. So kommt man dem Großziel immer näher. Dazu muss man aber auch eines haben. Nur so kann man sich schrittweise seinem Ziel nähern und jede erreichte Station bedeutet Zufriedenheit und Glück.
Mit Station sind die Eckpunkte unseres Läuferlebens gemeint; Bestzeiten, Siege und Platzierungen. Sie sind das mentale Brot welches wir essen. Um Uli Strunz nicht zu verärgern, nennen wir es die einmal "mentale Ernährung".
Und davon gibt es viel, wenn man nach Verbesserung strebt. Ein junger Läufer benötigt 12 bis 20 Jahre um seine Möglichkeiten voll zu entwickeln. Es ist verständlich, dass so ein langer Zeitraum nicht auch für Ältere > 40 Jahre gelten kann. Aber die Entwicklungsmöglichkeiten von Altersklassenläufern wird gnadenlos unterschätzt.
"Ich bin zu alt, da komme ich nicht mehr hin." Dieser Satz wird oft zitiert, wenn es um Leistungsentwicklung im Alter geht. Wer im Alter von 50 Jahren mit seiner Laufkarriere beginnt, der kann sich durchaus noch gute 10 Jahre entwickeln.
Nachfolgend das Beispiel des 52 Jahre alten Edgar Morschhäuser, der seine Entwicklung hier beschrieb. Als 44-jähriger startete er mit einem Plan von uns und entwickelte sich wie nachfolgend:
Jahr | Distanz | ||||
5 km | 10 km | 21 km | 25 km | 42 km | |
2001 |
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44:27 |
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2002 | 20:59 | 40:03 |
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2003 | 20:26 | 38:37 | 1:28:56 |
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2004 | 18:38 | 38:11 | 1:21:56 |
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2:59:19 |
2005 |
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37:19 |
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2006 | 18:04 | 37:00 | 1:19:47 | 1:37:07 | 2:58:15 |
2007 | 17:50 | 37:25 | 1:19:43 |
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2:54:22 |
2008 | 18:38 | 36:47 | 1:22:20 | 1:37:27 | 2:55:18 |
2009 | 18:02 | 36:35 | 1:19:55 | 1:40:51 | 2:54:05 |
2010 |
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36:15 | 1:17:55 | 1:34:36 | 2:48:32 |
2011 | 17:48 | 35:28 | 1:18:06 | 1:35:53 | 2:46:37 |
2012 |
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35:19 | 1:17:50 |
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2:59:05 |
Edgar beschreibt das mit seinen eigenen Worten so: "Bis kurz vor meinem 40 Lebensjahr machte ich eigentlich überhaupt keinen Sport. Als Späteinsteiger hatte ich mit einem Wechsel aus Gehen und Laufen begonnen. Erst drei Minuten laufen, dann eine Minute gehen. Das Ganze wurde langsam gesteigert, bis ich eine halbe Stunde am Stück laufen konnte. Danach hat es sich praktisch von alleine weiterentwickelt.
Im November 2001 hatte ich zum ersten Mal an einem Volkslauf teilgenommen und es dabei genossen, mich mit anderen zu messen. Im darauf folgenden Jahr 2002 hatte ich mir das Ziel gesetzt, die Zehn-Kilometer-Strecke unter 40 Minuten zu laufen. In Läuferkreisen markiert diese Zeit die Grenze zwischen einem "Jogger" und einem "Läufer". Beinahe hätte ich es auch geschafft. Den Frankfurter Silvesterlauf 2002 konnte ich mit einer Zeit von 40:03 min beenden. Kurze Zeit später fiel die "Schallmauer" und ich bin im Juli 2003 den ersten Halbmarathon gelaufen.
Für das Jahr 2004 war ein Marathonlauf mein Ziel. Das Debüt sollte im März beim Bienwald-Marathon in Kandel sein. Mit dem Greif-Countdown konnte ich mich perfekt darauf vorbereiten und wollte gleich die magische 3-Stunden-Grenze unterbieten. Leider hatte ich mir eine Woche vorher eine Muskelverhärtung in der linken Wade zugezogen. Auf den letzten Kilometern ging es mir ganz schön schlecht und ich musste öfters stehen bleiben, um mein Bein zu strecken und zu dehnen. Aber ich habe durchgehalten und bin mit einer Zeit von 3:06:04 Stunden ins Ziel eingelaufen. Seither habe ich 14 Marathons absolviert - bis auf den ersten - alle unter 3 Stunden.
Da mich der Greif-Countdown so überzeugt hatte bin ich nach meinem ersten Marathon in den Greif-Club eingetreten und trainiere seit dieser Zeit nach dem periodisierten Jahresplan. Mittlerweile habe ich über die Jahre 184 Wettkämpfe bestritten und zahllose Altersklassensiege und Kreismeisterschaften errungen. Auch auf Bezirks- und Landesmeisterschaften war ich schon erfolgreich. Mein größter Erfolg war allerdings im Jahr 2010, als ich bei meinem ersten 50 km-Lauf den Titel des Deutschen Meisters in der Altersklasse M50 erreichte.
In der Regel fahre ich im Frühjahr in ein Greif-Trainingslager wo die Bedingungen für ein leistungsorientiertes Training einfach ideal sind. Perfekte Trainingsgruppe, Strecken, schönes Hotel, gutes Essen und meistens auch ideales Wetter bilden den Einstieg in die Wettkampfsaison. Dank dem strukturiertem Training kann ich meine Bestzeiten auch heute, mit mittlerweile 52 Jahren, noch verbessern. Dies beweisen meine aktuellen Ergebnisse vom März dieses Jahres, als ich beim Frankfurter Halbmarathon 1:17:50 h und 2 Wochen später über 10 km mit 35:19 min in Niederrodenbach neue Marken setzten konnte. Am 31.03. habe ich den Saaletal-Marathon absolviert und konnte mir dabei, auf anspruchsvoller Strecke - mit über 500 Hm - neben dem 2. Gesamtplatz, den Titel des "Unterfränkischen Marathonmeister" in 2:59:05 h gegen weitaus jüngere Konkurrenz sichern.
Ich hoffe, dass meine "läuferische Entwicklung" noch nicht ganz abgeschlossen ist und es in diesem Jahr noch zu einer richtig guten Marathonzeit reicht.
Keep on running, Edgar"
Edgar Morschhäuser im weißen T-Shirt
Wie man sieht, ist er jetzt mit 52 immer noch bestzeitenfähig!!! Na klar, der Edgar ist ein ganz Fleißiger und wer im Langstreckentraining nicht fleißig ist, der sollte sich entweder entschließen fleißiger zu werden oder sich besser auf den Webseiten tummeln, auf denen die Übertrainingsangst nach einer 40 Woche-km umherschleicht.
Auch Sechzigjährige haben durchaus noch eine Chance in eine steile Laufkarriere einzusteigen. Wer mit 60 erst beginnt mit dem Lauftraining, kann sich noch bis etwa hin zu einem Alter von 72 - 73 Jahre verbessern. Das zeigt die Erfahrung. In der M65 bestreiten noch über 1000 Männer die 42,2 km-Distanz.
Es scheint so zu sein, dass sich danach vermehrt orthopädische und auch Kreislaufprobleme einstellen. In der M75 laufen in Deutschland nur noch gut 100 Sportler. In der W70 nur ganze vier Damen.
Hier sieht man die Altersklassenverteilung aus der von uns geführten deutschen Marathon-Bestenliste 2011:
Altersklassenverteilung: Damen |
Läuferinnen gesamt 2011: 17551 |
Abbildung 1
Altersklassenverteilung: Herren |
Läufer gesamt 2011: 79684 |
Abbildung 2
Sehr auffällig ist der Anstieg der Marathonteilnehmer von der M35 hin zu der M40 (Abbildung 2). Hier verdoppelt sich die Anzahl der männlichen Marathoner. Hingegen halbiert sich die Masse der Läufer über die 42,2 km-Distanz ab der M45 in den nachfolgenden Fünfjahres-Perioden fast. Im Bereich von M70 auf M75 kommt es dann aber zu einem brutalen Absturz der Anzahl der Marathonfinisher.
Abbildung 3
Die Laufzeitverteilung zeigt deutlich (Abbildung 3), dass zwischen den Durchschnittszeiten von der M35 als schnellste Marathon-Altersgruppe mit 3:56 h, bis hin zur M50 mit 4:07 h, nur 11 min liegen.
Diese Statistiken sollten dir Mut machen, auch im fortgeschrittenen Alter in ein Leistungstraining einzusteigen. Du hast deine Chance. Nutze sie!
Zum Schluss muss ich mich noch bei den Damen entschuldigen, weil der Übersicht halber hier immer von Herren gesprochen wird. Aber wir führen für das weibliche Geschlecht selbstverständlich auch eine komplette Marathonbestenliste.