Ist es dir auch schon so ergangen, dass du herumrätselt, warum die Schwarzafrikaner so viel schneller laufen können als unsere Langstreckenläufer?
Über die Gründe werden viele Theorien verbreitet, am häufigsten werden die "Gene" genannt, dann die Höhenlage in der die Afrikaner geboren sind und leben. Nur ganz selten wird auf das Gruppentraining hingewiesen, welche sie fast ausnahmslos betreiben.
Das machen doch unsere Eliteläufer(innen) auch? Denkst du? Dann liegst du leider falsch, denn Gruppentraining wird vom DLV nicht mit allen Nachdruck betrieben. Da fährt eine Gruppe zum Höhentraining nach Kenia, eine weitere nach Flagstaff, ein paar Hanseln wollen es möglichst hoch in Mexiko und einige andere ziehen St. Moritz vor.
Gruppentraining wird vom DLV nicht konsequent verfolgt, weil auch die finanzielle Kraft des DLV´s nicht dazu ausreicht Druck auf die Trainer und Athleten auszuüben. So kocht jeder sein eigen Süppchen, fühlt sich im Recht und was herauskommt sind braune Resultate.
Auch DLV-Trainer sind nicht unschuldig an diesem Dilemma. Dazu eine eigene Erfahrung: Ende der 90-ziger Jahre lud der damalige Bundessfrauen-Trainer-Langstrecke vier Athletinnen zu einem Trainingslager nach Davos ein.
Eine dieser Damen war seine eigene Frau, die zweite deren Trainingspartnerin und zwei hoffnungsvolle Nachwuchsläuferinnen. Ich selbst weilte zu diesem Zeitpunkt mit einer Gruppe ambitionierter Freizeitläufer auch in Davos. Dazu gehörte auch Ines Cronjäger, die ich damals trainierte und die eine der vom Bundestrainer eingeladenen Nachwuchsläuferinnen war.
Nun waren wir schon früher da und als der DLV-Trainer dann eintraf, gab es eine allgemeine Besprechung. Wohlbemerkt "allgemein", nicht über Trainingsinhalte und -termine. Ich war erschüttert, dass er nicht einen einzigen Versuch unternahm die vier Frauen zu einem gemeinsamen Training zu bewegen oder die Inhalte zu beeinflussen.
So blieb es mir überlassen, wenigstens die Nachwuchsläufer zu einigen gemeinsamen Einheiten zu bewegen. Das vollständige Vertrauen in diesen Trainer verlor ich, als ich wenige Wochen nach diesem Davos-Trainingslager in der Zeitschrift "Leichtathletik" einen Artikel von ihm lesen konnte, in der er aufführte wie wichtig ein Gruppentraining sei.
Wir konnten es nicht fassen und suchten dann auch keinen Kontakt mehr zu dem damaligen Frauen-Bundestrainer für unseren Bereich.
Aus dem Erfahrungen mit Trainingsgruppe unseres damaligen Kleinstadtverein, der LG Seesen wussten wir alle, wie wichtig ein Gruppentraining war. Und was noch viel wichtiger war ist, dass auch schwächere und stärkere Läufer(innen) voneinander profitieren können.
Wir absolvierten unsere Tempoläufe in Gruppen bis 30 Läufer(innen) auf der Bahn, Straße und Gelände. Und es war möglich diese Gruppen in einem so zusammenzuhalten, dass Tempoteile immer wieder gemeinsam gestartet werden konnten.
Es gab natürlich auch Individualisten, die diese Regel gerne brechen wollten, aber da der Trainer auch noch ein schneller Läufer war, ließ sich das Ganze für alle regeln.
Fahrten bis zu 50 km nahmen die Vereinsmitglieder auf sich, um an diesen Tempotrainings teilzunehmen. Und ich kann dir sagen, da ging es rund. Eine Anzahl der Läufer(innen) hatte es drauf, die Belastung bis auf eine vertretbare Höhe zu treiben, andere rannten dort manchmal schneller als im Wettkampf.
Dazu fällt wir eine bemerkenswertes Ereignis ein: Wir hatten Ende der Achtziger eine starke Jugendgruppe. Einer davon war Mike Jünemann, der schnell war, aber nicht wie zwei andere Läufer aus der LG im Jugend-Nationalkader war.
Nichts Besonderes im Sinn startete Mike bei der "Nacht von Borgholzhausen", zu einem 10 Meilenlauf. Und just an diesem Tag gab es innerhalb dieses Wettkampfs eine Wertung über 15 km für Jugendliche. Lange Rede, kurzer Sinn, Mike lief mit einer 47+, die schnellste Zeit des Jahres über 15 km für seinen Jahrgang. Und diese Zeit trug ihm eine Nominierung zur Jugend-Europameisterschaft in Birmingham ein.
Mir als sein Trainer passte das gar nicht, denn solch eine Zeit hatte er nicht "drauf". Es schien so zu sein, dass man den 15 km-Wertungspunkt wohl nicht richtig getroffen hatte.
Es wäre besser gewesen, wenn er nicht nach Birmingham gefahren wäre, denn das dortige Rennen endete für ihn mit einem Desaster. Aber vorher musste zu Hause im Verein die Rangordnung wieder hergerichtet werden. Und die passierte bei einem 10 km-Tempolauf-Training, dessen Kurs über Straße, Wald und Gelände ging.
Besonders der ein Jahr jüngere Läufer Jörg-Rainer Oberbeck war sauer, weil er nicht auch mit nach England kam. Er wollte an diesem Tage unbedingt zeigen, dass er der Stärkere war. Und so setzten sich sofort nach dem Start beide an die Spitze des Feldes, vor allen nominell stärkeren Läufer.
Und Jörg-Rainer fightete wie nie gesehen und nahm Mike bei einer Gesamtzeit von 32:12 min 41 sec ab. Das war Streckenrekord. Hört sich nicht so schnell an, aber der Kurs war und ist immer noch sauschwer mit kurzen harten Anstiegen und mit mehr als 100 Gesamthöhenmetern. Es hat ihn danach auch niemand mehr gebrochen.
Was ich dir mit Geschichte sagen wollte ist, dass ein Gruppentraining solche Rivalitäten hervorbringt und somit die Leistung aller Gruppenmitglieder fördert.
Immer wieder wirst du sehen, dass es überall in Deutschland, Schweiz und Österreich solche Leistungsnester gibt, die eine ungewohnte Anzahl von guten Läufer(innen) hervorbringen. Diese Menschen dort sind nicht talentierter als andere, sondern werden durch die Konkurrenz nur härter gefordert.
"Haben wir doch auch, mit den Lauftreffs", wirst du denken. Das ist richtig, aber es gibt nur wenige Lauftreffs, die sich aus den Umständen überdurchschnittlich heraus entwickeln. Besser ist es, innerhalb eines solchen Treffs eine Leistungsgruppe zu benennen, die erklärte leistungssportliche Ziele hat.
Aber Vorsicht! Solch eine Aktion kann auch den ganzen Lauftreff platzen lassen, wenn man es nicht mit Fingerspitzengefühl macht. Die Leistungsgruppe sollte zumindest einmal in der Woche mit dem gesamten Lauftreff trainieren, aber die Tempoläufe allein absolvieren. Und sie muss jederzeit offen sein für alle Mitglieder.
Auch im Greif Club wäre es ideal, wenn die Mitglieder sich zu einem gemeinsamen Training an den Tempotagen treffen würden, aber so richtig haben wir es auch noch nicht hin bekommen.
Es gibt im internen Bereich im Netz auf www.greif.de eine Möglichkeit zur Trainingspartnersuche. Diese wird aber nicht sehr häufig genutzt, wohl auch, weil der Schreiber dieser Zeilen kaum darauf hinweist.
Wir überlegen, ob wir nicht diese Trainingspartnersuche aus dem nur den Clubmitglieder zugänglichen Bereich herausnehmen und allen ambitionierten Läufer(innen) zugänglich machen.
Für dich persönlich gilt eines: Wenn du keine Trainingsgruppe hast, dann suche dir eine. Lasse dich nicht durch ein paar km mehr für eine Fahrt zum Trainingsort abstoßen. Du benötigst deine Gruppe nur bei den Tempoläufen und eventuell bei der langen Runde.
Wenn du keine findest, gründe selber eine. Hole dir andere Läufer(innen) in deinem Heimatort, sorge für Trainingstermine, sei dann vor Ort und alles andere ergibt sich von allein. Das ist etwas Aufwand, aber es lohnt sich für alle Beteiligten.
Wenn du einen Trainingspartner suchst, dann halte deine Anfrage möglichst allgemein. Suche nicht allein den, der einen ähnlichen Leistungsgrad wie du hat oder sich auf denselben Wettkampf vorbereitet oder auch unbedingt ganz nah bei dir in der Nähe wohnt.
Wichtig ist es, dass du überhaupt jemand findest. Dann kann man miteinander sprechen, über Trainingszeiten und Orte verhandeln. So kommst du mit den möglichen Partner zusammen und es eröffnen sich Wege von denen bisher niemand eine Ahnung hatte.
Auch große Leistungsunterschiede sind nicht abträglich. Wenn man erst einmal zu zweit beginnt, dann können auch 40 und 50 min/10 km Menschen mit einander trainieren.
"Du hast mich bei unserem ersten gemeinsamen Training dreimal überrundet und heute hast du es nur zweimal geschafft." Dieser Satz ist ein Ausdruck, wie ungleiche Paare im Training dann miteinander umgehen.
Mit der gewissen Ungleichheit steigt wieder die Chance einen Dritten oder Vierten dazu zu bekommen. Und schon hat sich ein Läufer(innen)-Gruppe etabliert und sie wird, wenn man gegenseitig auf sich Rücksicht nimmt, auch erfolgreich sein.